Hamburg. Die Hamburger bereiten sich intensiv auf die Bundesliga vor. Schon in einer Woche geht es ins Trainingslager.
Oladapo Afolayan sah hoffentlich nicht zu genau hin. Der 26-Jährige war am Sonnabend in Düsseldorf dort zu Besuch, wo er in der Liga mindestens eine Saison nicht mehr hinkommen wird: im Stadion.
Dort beobachtete der Engländer, wie sich seine Landsleute im EM-Viertelfinale zu einem ziemlich glücklichen Erfolg nach Elfmeterschießen gegen die Schweiz stümperten. Nicht gerade der Anschauungsunterricht, den der Rechtsaußen vor dem Start in seine erste Bundesliga-Saison mit dem FC St. Pauli gebrauchen kann.
FC St. Pauli steigt in die Saisonvorbereitung ein
Wobei: Hoffentlich aus Sicht des Kiezclubs sah Afolayan dann doch einmal auch ganz genau hin. Zumindest als sein Positionskollege Bukayo Saka dank all seiner individuellen Klasse den Engländern noch den 1:1-Ausgleich rettete.
Mit ähnlichen Aktionen kann Afolayan von diesem Montag an seinen neuen Cheftrainer Alexander Blessin überzeugen, der um 11 Uhr an der Kollaustraße zum Auftakt in die Saisonvorbereitung bittet. Schon um 17 Uhr steht die zweite Einheit ein, am Dienstag folgt das gleiche Doppelprogramm.
Elias Saad führt Check-up bei Hamburger Fitnesstrainer durch
Wenngleich die weiteren Termine für die Woche am Sonntagabend noch nicht fix waren, ist sicher, dass die Hamburger in den kommenden Wochen ins Schwitzen geraten werden. Den ersten freien Tag soll es nach derzeitigem Stand erst am Sonntag geben. Die Ouvertüre dazu war bereits am Freitag, als auf der Sportanlage Steinwiesenweg in Eidelstedt der Laktattest erste Aufschlüsse über den Fitnesszustand der Profis lieferte.
Elias Saad hörte im Vorwege hoffentlich genau zu. Davon ist allerdings auszugehen, denn um topfit in die Vorbereitung zu starten, hatte der Linksaußen den Hamburger Fitnesstrainer Max Obrocki konsultiert.
Trainingsexperte Max Obrocki: „Hauptthema im Profisport ist immer die Regeneration“
Der 31-Jährige führte einen Check-up beim sieben Jahre jüngeren Profi durch, zu dem unter anderem eine Hautfaltenmessung zur Bestimmung des Körperfettgehalts gehörte. Es folgten Empfehlungen, wie Saad seinen Sommer möglichst effektiv gestalten konnte.
„Das Hauptthema bei Leistungssportlern ist fast immer die Regeneration“, sagt Obrocki, „in der Saisonvorbereitung, wenn innerhalb kurzer Zeit viele Impulse gesetzt werden, ist das umso entscheidender.“ Die Intervalle, in denen der FC St. Pauli bis zum Saisonstart am 16. August im DFB-Pokal beim Halleschen FC trainiert, sind eng. Bereits am 15. Juli geht es ins Trainingslager an den Wilden Kaiser nach Österreich, sechs Testspiele sind angesetzt, beginnend am Sonnabend (15.30 Uhr) in Malente gegen den Regionalligisten Bremer SV.
Magnesium, Multivitamin und Vitamin D das Minimum
Aus Sicht von Obrocki gilt es, neben der Regeneration zwei maßgebliche Stellschrauben zu beachten: die Ernährung und die strukturelle Balance. Aus seiner Erfahrung mit Profiathleten weiß der Experte: „Die meisten der Jungs essen nicht genug, darauf deuten die zumeist recht niedrigen Fettwerte in der Hüftfalte hin.“
Die Werte an dieser Körperstelle liefern Indizien für die Schwankung des Blutzuckerspiegels. „Der sollte möglichst stabil sein“, sagt Obrocki. Drei bis vier proteinreiche Mahlzeiten pro Tag seien zu vertilgen, mindestens eine wird den Kiezkickern mittags im Trainingszentrum serviert, auch die Köche im Trainingslager sind genaustens instruiert. Bei der Nahrungsergänzung „sind Magnesium, Multivitamin und Vitamin D das Minimum“, sagt Obrocki.
Blessin will seine Spielidee beim FC St. Pauli implementieren
Obwohl Blessin viel Zeit dafür verwenden wird, seine Spielidee des Gegenpressings zu implementieren, wird der 51-Jährige auch seinen Athletiktrainern Thomas Barth, Frederic Bokelmann und Karim Rashwan Einheiten überlassen. Abhängig von der Periodisierung werden dies zwei bis drei pro Woche sein, zum Saisonbeginn hin verringert sich die Frequenz auf ein oder zwei Krafttrainings.
„Wichtig ist, eine Balance zwischen linker und rechter Körperhälfte herzustellen. In dieser Phase dürfte nicht mit viel Gewicht gearbeitet werden, da es darum geht, eine muskuläre Basis für die Saison herzustellen“, sagt Obrocki. Als Übung seien unter anderem Wadenheber ratsam, um die Sprunggelenke zu schützen.
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Allzu sprunghaft dürfte Blessin in seinen Planungen hingegen nicht sein. Über die Vorbereitung macht sich der neue Coach seit seiner Unterschrift intensiv Gedanken. In dieser Woche will er vor allem die Mannschaft kennenlernen. Und er wird gewiss ganz genau hinsehen.