Hamburg. HSV siegt erneut vor Gericht. Trotzdem geht der Rechtsstreit in die nächste Runde. Parallel laufen Anzeigen gegen drei Ex-Vorstände.
Douglas Santos hat am Wochenende ein Jubiläum gefeiert. Beim 2:1-Erfolg gegen Dynamo Machatschkala absolvierte der brasilianische Linksverteidiger, der 2019 für zwölf Millionen Euro vom HSV kam, sein 200. Pflichtspiel für Zenit St. Petersburg. Der 30-Jährige wurde fünfmal russischer Meister und Superpokalsieger, gewann zweimal den nationalen Pokal und führt sein Team seit eineinhalb Jahren als Kapitän an. Sportlich hat Douglas Santos, der mittlerweile sogar Russe ist, sein Glück längst gefunden. In Hamburg sorgt sein Transfer dagegen auch fünf Jahre später noch für Ärger.
Beim Versuch, eine Provision in Höhe von 1,4 Millionen Euro zuzüglich Prozesszinsen für die Abwicklung des Wechsels zu erhalten, schöpft Spielerberater Marcus Haase alle rechtlichen Mittel aus. Nachdem seine Honorarklage vor ziemlich genau einem Jahr vom Hamburger Landgericht mit deutlichen Worten abgewiesen worden war, fand am 15. Oktober das Berufungsverfahren vor dem Oberlandesgericht statt. Doch auch die neu auf den Fall angesetzten Richter folgten der Argumentation der vorherigen Instanz.
HSV im Millionen-Prozess: Das sagt das Gericht
Die Justiz zweifelt daran, dass Haase tatsächlich vom HSV für den Transfer von Douglas Santos beauftragt worden war, weil die von ihm ausgewählten Zeugen, Ex-Sportchef Ralf Becker und der frühere Vorstandschef Bernd Hoffmann sowie der damalige Sportvorstand Jonas Boldt alle das Gegenteil aussagten. Kurzum: Für eine Provisionsforderung fehlen die Beweise, urteilte auch das Oberlandesgericht.
Als der in der Verhandlung anwesende Haase merkte, in eine Sackgasse zu geraten, wandte er einen prozessualen Trick an. Er stellte keinen Antrag, rein rechtlich gilt der Berater damit als nicht erschienen. In der Folge kam es zu einem Versäumnisurteil zugunsten des HSV. Die Besonderheit dieses Vorgangs ist, dass ein allerletztes Mal rechtliche Mittel dagegen möglich sind. Wie das Gericht auf Anfrage bestätigte, hat Haase bereits Einspruch gegen das Urteil eingelegt. Es wird also zu einer weiteren Verhandlung vor dem Hamburger Oberlandesgericht kommen.
HSV-Prozess durch Trick verlängert: mehrere Anzeigen
Durch dieses Manöver hat Haase Zeit gewonnen, die Prozesskosten in fünfstelliger Höhe trägt er allerdings selbst – sofern er keine Rechtsschutzversicherung hat. Zudem bleibt fraglich, welche Beweise der Berater diesmal präsentieren will. Aus seiner Sicht liefert der WhatsApp- und Mail-Verkehr mit Hoffmann einen Beleg für seine Provisionsforderung. Das Gericht bewertet das anders.
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Haase fühlt sich deshalb von der Hamburger Justiz unfair behandelt. Bei der Staatsanwaltschaft hat er zudem mehrere Strafanzeigen erstattet, wie die Behörde auf Anfrage bestätigte: gegen Hoffmann, Boldt und Becker wegen Falschaussage sowie gegen Boldt und einen HSV-Justiziar wegen Falschvortrags vor Gericht. Doch auch bei strafrechtlichen Ermittlungen gilt das Gleiche wie beim Zivilprozess um den Santos-Transfer: Haases Beweislage bleibt dünn.