Hamburg. HSV hätte in der Tabelle mit einem Sieg gegen Nürnberg auf einen Aufstiegsplatz klettern können. Baumgart musste umstellen.
Steffen Baumgart war redlich darum bemüht, so etwas wie der zwölfte Mann seiner Mannschaft zu sein. Immer wieder marschierte der HSV-Trainer seine Coaching-Zone hektisch auf und ab, pfiff nach seinen Spielern und gab Anweisungen mit seinem ausgestreckten Arm. Doch all sein Einsatz half nicht, der HSV verpasste beim 1:1 (1:0) gegen den 1. FC Nürnberg die große Chance, auf einen direkten Aufstiegsplatz zu springen.
Mit 19 Punkten nach elf Spieltagen bleiben die Hamburger zwar in der Spitzengruppe der Zweiten Liga, doch vom angestrebten Zwei-Punkte-Schnitt ist der Club drei Zähler entfernt. Immerhin blieb der HSV auch im sechsten Heimspiel in dieser Saison ungeschlagen (drei Siege, drei Remis). Erfolgreicher ist nur Spitzenreiter Hannover 96 mit einer makellosen Bilanz nach sechs Heimspielen.
Ein Sieg des HSV am Sonntag gegen die von Miroslav Klose trainierten Nürnberger wäre allerdings auch nicht verdient gewesen. Vielmehr müssen sich die Hanseaten bei Torhüter Daniel Heuer Fernandes bedanken, der seine Mannschaft mit mehreren Glanzparaden vor einer Niederlage bewahrte.
HSV – Nürnberg: Mit Heyer und Poreba
Weil ihm mit Kapitän und Abwehrchef Sebastian Schonlau, Stratege Jonas Meffert und Torjäger Robert Glatzel gleich drei Achsenspieler fehlten, war Baumgart zu einer Umstellung gezwungen. Der HSV-Trainer brachte Moritz Heyer für das Zentrum der Dreierkette, in der Lucas Perrin den rechten Part besetzte.
Dafür rückte Daniel Elfadli auf die Doppelsechs neben Lukas Poreba. Mit Adam Karabec und Ludovit Reis setzte Baumgart auf zwei Zehner hinter Stürmer Davie Selke. Ransford Königsdörffer musste überraschend auf die Bank. Auf dieser erhielt erstmals auch Youngster Otto Stange (17) einen Platz.
Die umformierte Mannschaft des HSV hatte gleich zu Beginn etwas Probleme, ins Spiel zu finden. Heyer unterlief nach wenigen Minuten ein dicker Schnitzer, als er den Ball verfehlte und dadurch Mahir Emreli eine Großchance ermöglichte. Der Nürnberger lief alleine auf Heuer Fernandes zu, der seine Stärke im eins gegen eins einmal mehr unter Beweis stellte (3.).
Elfadli trifft nach HSV-Konter
Dann aber kam auch der HSV ins Rollen. Der bei gegnerischem Ballbesitz die Defensive zu einer Fünferkette erweiternde Elfadli eroberte den Ball und bereitete damit seinen eigenen Treffer vor. Adam Karabec trieb das Spielgerät bis zum Strafraum und bediente den nach vorne gesprinteten Elfadli, der platziert ins lange Eck abschloss (15.).
Mit der Führung im Rücken zog sich der HSV noch weiter zurück. Erschwerend hinzu kam die Verletzung von Ludovit Reis, der durch Marco Richter ersetzt wurde (31.). Nürnberg stellte die Räume geschickt zu. Für die Hamburger gab es kaum ein Durchkommen, weder über die zuletzt so starken Außen noch über das überladene Zentrum. Einzig nach Standards wurde der HSV gefährlich. Erst erzielte FCN-Profi Finn Jeltsch beinahe ein Eigentor nach einem Muheim-Freistoß (43.). Dann versuchte es Richter aus der zweiten Reihe (44.).
Schließlich begann die Nachspielzeit, in der Heuer Fernandes seine Mannschaft zweimal vor dem Ausgleich bewahrte. Verteidiger Perrin rutschte im Strafraum aus, klärte dadurch nicht konsequent vor die Füße von Emreli, der auf Stefanos Tzimas durchsteckte, aber Heuer Fernandes war auf der Hut.
Heuer Fernandes rettet HSV gegen Nürnberg
Kurz vor dem Pausenpfiff war erneut ein Nürnberger frei durch. Diesmal war es Tzimas, der aber frontal auf Heuer Fernandes schoss. Die nächste Parade des HSV-Keeper und es sollten noch viele weitere folgen. Nach dem Seitenwechsel folgten gleich drei Glanztaten in Folge gegen Justvan (54.) und Emreli (55./60.). Nach sieben starken Paraden war Hamburgs Schlussmann dann aber doch geschlagen. Mit seiner vierten Großchance traf Emreli ins lange Eck zum Ausgleich (63.).
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Baumgart reagiert und brachte Fabio Baldé und Immanuel Pherai für Jean-Luc Dompé und Karabec (64.). Der HSV wurde jetzt besser und hatte endlich mal wieder eine Chance durch Selke (69.). Doch das spielbestimmende und druckvoller agierende Team war nach wie vor der 1. FC Nürnberg. Für Selke war es zugleich die letzte Aktion, für ihn kam Königsdörffer (75.).
Die große Chance auf den glücklichen Siegtreffer hatte allerdings nicht der neue Stürmer, sondern Richter auf dem Fuß, der nach einem Muheim-Steckpass nur den Pfosten traf (83.). Und so kam Nürnberg zu einem verdienten Punktgewinn im Volksparkstadion.
Die Statistik
- HSV: Heuer Fernandes – Perrin, Elfadli, Heyer – Katterbach (75. Mikelbrencis), Poreba, Reis (31. Richter), Muheim – Karabec (63. Pherai), Dompé (64. Baldé) – Selke (75. Königsdörffer).
- Nürnberg: Reichert – Jeltsch, Knoche, Karafiat – Villadsen, Jander, Soares (71. Yilmaz) – Justvan, Castrop (71. Lubach) - Emreli (68. Schleimer), Tzimas (84. Goller).
- Schiedsrichter: Bauer (Mainz).
- Tore: 1:0 Elfadli (15.), 1:1 Emreli (63.).
- Gelbe Karten: Mikelbrencis – Emreli (3), Soares (2), Tzimas (2).
- Zuschauer: 57.000 (ausverkauft).
- Statistik: Torschüsse: 12:18, Ecken: 5:11, Ballbesitz: 45:55 Prozent, Zweikämpfe: 54:46 Prozent.