Hamburg. Warum der HSV-Trainer auszufallen droht. Baumgart erhebt eine Grundsatzkritik am Verhalten der Schiedsrichter.

Steffen Baumgart steht ab sofort unter besonderer Beobachtung. Der Grund: Schon bei seiner nächsten Gelben Karte, es wäre seine vierte, würde der DFB den HSV-Trainer für ein Spiel sperren. Dann müsste ihn einer seiner Co-Trainer auf der Bank ersetzen. Schon nach dem kommenden Heimspiel am Sonntag gegen den 1. FC Nürnberg (13.30 Uhr) könnte es so weit sein. Es wäre ein Rekord im deutschen Fußball, denn so früh ist noch nie ein Trainer wegen der Summe an Gelben Karten gesperrt worden.

Die geringste Zeit für das Sammeln von Verwarnungen benötigte bislang St. Paulis Ex-Coach Fabian Hürzeler, der in der vergangenen Saison bereits nach 18 Spieltagen die erlaubte Grenze überschritten hatte. Am 19. Spieltag (27. Januar 2024), beim 2:1-Erfolg des späteren Aufsteigers in Düsseldorf, wurde er von Assistent Peter Németh vertreten.

HSV-Trainer Baumgart rechnet mit Sperre

An den ersten zehn Spieltagen in dieser Saison wurde HSV-Trainer Baumgart bereits in Köln (2:1), Hannover (0:1) und Elversberg (2:4) mit Gelb verwarnt. Eine Sperre ist wohl nur noch eine Frage der Zeit. „So wie die Schiedsrichter aktuell pfeifen, habe ich den Eindruck, dass es einen Erziehungsauftrag gibt. Ich bin mir daher relativ sicher, dass ich im Laufe der Saison auf jeden Fall gesperrt sein werde, und hoffe, dass es nicht dieses Wochenende passiert.“

Der 52-Jährige hadert mit dem aus seiner Sicht inflationären Einsatz Gelber Karten. „Bis auf das vergangene Wochenende in Elversberg, als ich mir die Gelbe Karte wirklich verdient hatte, resultierten die anderen beiden Verwarnungen auf Schiedsrichter-Fehlentscheidungen, auf die ich aufmerksam gemacht hatte – natürlich nicht in der richtigen Form“, räumte Baumgart ein. „Aber manchmal komme ich mir so vor, als sollen wir uns alle wie im Kindergarten bewegen. Das wird nicht passieren, und deshalb bin ich mir sehr sicher, dass ich gefährdet bin und es nicht durchhalten werde.“

Baumgart kritisiert die DFB-Schiedsrichter

Seit der Saison 2019/20 werden Trainer in Deutschland ab der vierten Gelben Karte gesperrt. Tatsächlich griff die Regelung bislang noch nicht bei dem am Spielfeldrand stets impulsiven Baumgart. In dieser Saison dürfte es aber so weit sein.

„Diese neue Herangehensweise der Schiedsrichter ist aus meiner Sicht übertrieben“, kritisiert der HSV-Coach. „Viele Kollegen waren über Jahre nicht gefährdet und sind es jetzt plötzlich genauso wie ich. Es liegt also wirklich nicht an mir. Ich glaube auch, dass die Schiedsrichter irgendwann wieder einen kleinen Schritt zurückgehen werden und vielleicht in der einen oder anderen Situation ein Auge zudrücken.“

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Für den Moment geht Baumgart nicht davon aus, dass ihn die drohende Sperre in seiner Art zu coachen einschränken werde. „Nein, das glaube ich nicht, weil ich mich nicht ändern werde“, sagte er. Die Situation werde ihn „nicht hemmen, weil ich zu sehr im Tunnel bin“.

Und weiter: „Wir wollen doch auch gar nicht, dass im Fußball alle nur noch brav durch die Gegend laufen. Die meisten Schiedsrichter, die mich seit Langem kennen, drücken ab und zu ein Auge zu, weil sie wissen, wie ich in dieser einen Sekunde reagiere, es aber danach gar nicht mehr so dramatisch ist.“ Mal schauen, wie viele Emotionen Schiedsrichter Tom Bauer beim Nürnberg-Spiel zulässt.

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