Hamburg. Weltmeister Miroslav Klose kommt erstmals als Trainer zum HSV. wie er tickt und warum er eine besondere Bindung zu Baumgart hat.
Vor zweieinhalb Jahren sorgte Miroslav Klose für eine Überraschung. Der Weltmeister von 2014 tauchte plötzlich beim Training des 1. FC Köln auf und schaute dem damaligen Chefcoach Steffen Baumgart über die Schulter. Drei Tage hospitierte Klose bei Baumgart. Es entwickelte sich auf Anhieb eine gute Chemie zwischen den beiden Ex-Stürmern. „Steffen ist authentisch. Das ist genau meins. Wir hatten direkt eine Bindung“, sagte Klose am Freitag über ihre erste Trainerbegegnung im März 2022.
Im November 2024 wird es am Sonntag zur zweiten Begegnung kommen. Dann werden sich Baumgart und Klose beim Spiel zwischen dem HSV und dem 1. FC Nürnberg (13.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) erstmals als Trainer duellieren. Auch Baumgart freut sich auf das Wiedersehen mit Klose, der seit diesem Sommer erstmals in Deutschland einen Proficlub betreut. „Miro und ich waren immer im Austausch“, sagte der HSV-Trainer am Freitag über die Zeit nach Kloses Hospitation in Köln.
Baumgart und Klose haben seit 2022 eine enge Verbindung
Im Sommer 2022 hatte Klose beim österreichischen Erstligisten SCR Altach seinen ersten Cheftrainerjob im Profifußball übernommen, wurde aber nach nur neun Monaten wieder entlassen. „Man wusste, dass es keine leichte Aufgabe ist, aber eine Aufgabe, an der du wachsen kannst“, sagte Baumgart, der Klose für den Weg lobt, den dieser als Trainer eingeschlagen ist.
Dieser Weg führt Klose nun mit Nürnberg zum HSV. Der Weg des 46-Jährigen als Trainer erinnert an die Karriere des DFB-Rekordtorschützen als Spieler. Klose, der es von der Bezirksliga in die Bundesliga schaffte, ging auch als Trainer den Umweg und begann in der Jugend des FC Bayern München. Er wurde 2020 Co-Trainer unter Hansi Flick und erwarb nebenbei die Fußballlehrerlizenz, ehe er aufgrund von zwei Thrombosen im Bein die Fortsetzung seiner Trainerlaufbahn verschieben musste. Nach dem Aus in Altach war er mehr als ein Jahr ohne Job, ehe Nürnbergs neuer Sportvorstand Joti Chatzialexiou mit der Verpflichtung des Rekordtorjägers für Aufsehen sorgte.
FCN-Experte beschreibt Klose als Trainer
Nimmt man das öffentliche Interesse als Maßstab, war die Klose-Verpflichtung für Nürnberg ein Coup. „Miroslav Klose ist einer der spannendsten Trainer, die ich in Nürnberg erleben darf“, sagte der langjährige FCN-Reporter Fadi Keblawi von den „Nürnberger Nachrichten“ am Freitag im Abendblatt-Podcast „HSV – wir müssen reden“. Keblawi begleitet den Club seit 2008. Eine Euphorie, wie sie Klose in Nürnberg ausgelöst hat, habe er in dieser Zeit selten gesehen. Doch es gab auch Skepsis und Zweifel. „Ein Teil der Fans hätte sich einen erfahreneren Trainer gewünscht“, sagt Keblawi. Der andere Teil wurde durch den Namen gepackt. „Es gibt viele Menschen in Nürnberg, die sich einfach nur wünschen, dass es mit Klose funktioniert.“
In den ersten Wochen seiner Amtszeit funktionierte beim FCN aber nicht viel. Das 0:4 am vierten Spieltag gegen Magdeburg war der erste Tiefschlag. Nach weiteren Niederlagen gegen Hertha und Hannover gab es die erste Trainerdiskussion, aus der sich Klose eindrucksvoll befreite. Das 4:0 im Frankenderby bei Greuther Fürth war ein Befreiungsschlag, das 8:3 vor einer Woche gegen Jahn Regensburg ein Statement.
Klose befreite sich aus erster Trainerdiskussion eindrucksvoll
„Miro hat in einer schwierigen Phase die Ruhe bewahrt und einen Plan entwickelt“, sagte Baumgart, der mit dem HSV die meisten Tore in der Zweiten Liga erzielt hat (24). Dahinter kommt schon Nürnberg (23), das in der Tabelle auch nur noch zwei Punkte hinter den Hamburger liegt. Klose stellte wie Baumgart in der Defensive auf eine Dreierkette um, lässt jetzt mit zwei Sechsern und zwei Stürmern spielen und beorderte Julian Justvan ins Zentrum. Seitdem läuft es in Nürnberg. „Es war vorher nichts zu sehen von einer Spielidee. Es spricht für Klose, dass er nicht an einer Formation festgehalten hat“, sagt FCN-Experte Keblawi.
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Klose hat als Trainer in Nürnberg Fuß gefasst. Mit einem Sieg in Hamburg könnte er nicht nur am HSV vorbeiziehen, sondern auch endgültig alle Zweifel an seiner Trainertauglichkeit beseitigen. „Wir wollen, dass der Club wieder Spaß macht. Die Fans spüren das“, sagte Klose am Freitag. Und das sollen nun auch Baumgart und der HSV zu spüren bekommen.
Die voraussichtlichen Aufstellungen
HSV: Heuer Fernandes – Perrin, Elfadli, Muheim – Katterbach, Reis, Poreba, Dompé – Karabec – Selke, Königsdörffer.
FCN: Reichert – Jeltsch, Knoche, Karafiat – Villadsen, Castrop, Jander, Soares – Justvan – Emreli, Tzimas.