Hamburg. Keine der Arenen, in denen am Mittwochabend gespielt wurde, war ausverkauft. Nur knapp 8000 Zuschauer im HSV-Stadion bei Kiew gegen Lazio.

Der Mittwochabend im Volksparkstadion des HSV wurde gleich in mehrfacher Hinsicht zu einem bitteren Fußballabend für Gastgeber Dynamo Kiew. Der ukrainische Hauptstadtclub, der seine Heimspiele in der Uefa Europa League wegen des in seinem Land andauernden Krieges gegen Russland im Volksparkstadion in Hamburg austrägt, verlor die Begegnung gegen Lazio Rom mit 0:3. Fast noch bitterer aber war die Kulisse, vor der die Teams gegeneinander antraten.

Nur 7751 Zuschauer hatte es am Abend in die 57.000 Personen fassende Arena des HSV gezogen. Für etwas Stimmung sorgten vor allem die rund 150 Anhänger von Lazio Rom. Doch was war der Grund für das mangelnde Interesse am Stadionbesuch? Schließlich waren in der Vorsaison, als der ebenfalls ukrainische Verein Schachtar Donezk seine drei Champions-League-Heimspiele im Volkspark austrug, immer zwischen 46.700 und 49.100 Leute ins Stadion gekommen.

Kein Stadion ausverkauft: Hat die Europa League ein Interesse-Problem?

Zugegeben: Die Gegner hatten damals unter anderem FC Barcelona oder FC Porto geheißen. Ein derartiger Abfall des Interesses aber ist nicht zu erklären – oder doch? Die 7751 Zuschauer im Volkspark bildeten nicht einmal den Negativwert der neun Europa-League-Partien am Mittwochabend. Zwar waren es der norwegische Verein FK Bodö/Glimt (7587 Zuschauer gegen FC Porto) und der bulgarische Club Ludogorez Rasgrad (4761 Zuschauer gegen Slavia Prag), in deren deutlich kleineren Stadien noch weniger Personen das Spiel live verfolgten, doch fällt auf: Das Zuschauer-Interesse allgemein war gering.

Im Schnitt besuchten zwar 22.751 Personen die ersten neun Partien der neuen Europa-League-Saison. Dieser Wert aber wurde durch die mehr als 73.000 Zuschauer im Old Trafford beim Spiel zwischen Manchester United und Twente Enschede und die 50.000 bei der Partie Galatasaray Istanbul gegen PAOK Saloniki deutlich nach oben gezogen.

Auffällig aber ist vor allem eines: Kein einziges der neun Stadien am Mittwochabend war ausverkauft, manche von ihnen nicht einmal annähernd. Es scheint also, als sei die Europa League für Fußball-Fans insgesamt nicht interessant genug. Daran konnten im Volksparkstadion auch die durchaus günstigen Ticketpreise offenbar nichts ändern.

HSV Supporters Club hatte öffentlich Kritik an Deal mit Dynamo Kiew geübt

Im Falle des Spiels zwischen Dynamo Kiew und Lazio Rom aber wirkte wohl noch ein anderer Faktor mit. Nach Bekanntwerden des Deals zwischen dem ukrainischen Verein und den Hamburgern hatte der HSV Supporters Club diesen kritisiert. In einem Statement hieß es damals: „Mit Dynamo Kiew gibt der HSV sein Stadion an einen Verein ab, in dessen Umfeld und Kurven es immer wieder zu rassistischen und diskriminierenden Verhalten kommt.“

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Gut möglich, dass auch die Dachorganisation der Fans damit indirekt ihren Anteil daran hatte, dass viele Hamburger davon absahen, ins Stadion zu kommen. Zumal auch die Lazio-Anhänger, von denen 60 mutmaßlich gewaltbereite Hooligans bereits am Dienstagabend von der Polizei verhaftet worden waren, immer wieder durch rechtsextreme und rassistische Parolen und Aktionen auffallen.

Abzuwarten bleibt nun, ob zu den Europa-League-Spielen Kiews gegen Ferencvaros Budapest, Viktoria Pilsen und Rigas Futbola Skola mehr Fans ins Volksparkstadion kommen werden. Davon ist allerdings, auch im Hinblick auf das augenscheinlich geringe Interesse an der Europa League, nicht auszugehen.