Hamburg. Markenexperten bescheinigen den Clubverantwortlichen ein starkes und authentisches Krisenmanagement. Vorstand Huwer bekommt Extralob.

Holger Hansen ist Kummer gewohnt. Der Werbe- und Markenprofi wohnt in Hamburg, ist aber leidenschaftlicher Fan des 1. FC Köln. „Als Fan vom 1. FC Köln habe ich eine automatische Leidensgemeinschaft mit dem HSV“, sagt der Executive Director Sports der Agentur Accenture Song.

„Die Vereine weisen viele Parallelen auf. Beide Clubs bringen viel Potenzial, Historie und ganz viele vergebene Chancen mit“, sagt Hansen, der an diesem Vormittag aber vor allem über eine Chance sprechen möchte, die der HSV aus seiner Sicht genutzt hat: den Fall Mario Vuskovic.

Experte über HSV: Fälle von Vuskovic und Jatta vergleichbar

Gerade erst wurde Vuskovics Sperre wegen seines positiven Dopingtests auf vier Jahre durch den Internationalen Sportgerichtshof CAS erweitert. In dieser Zeit darf der Kroate weder Fußball spielen noch mit einer Mannschaft trainieren – und noch nicht einmal als Jugendtrainer arbeiten. Trotzdem hat sich der HSV weiter hinter seinen 22 Jahre alten Innenverteidiger gestellt, ihm einen neuen Vertrag ab November 2026 ausgehändigt und ihm eine alternative Aufgabe für die Zeit seiner Dopingsperre in Aussicht gestellt. Doch ist diese Entscheidung auch richtig?

Ja, findet Hansen. Der Familienvater sitzt im Podcaststudio der Abendblatt-Redaktion am Großen Burstah, trinkt einen Cappuccino und macht das, was er in den vergangenen Jahren nur selten gemacht hat: Der Marketingexperte lobt im Podcast „HSV – wir müssen reden“ das konsequente Handeln, den kommunikativen Umgang und das authentische Auftreten des HSV in diesem Fall.

„HSV-Entscheider haben Marke gestärkt“

„Der HSV hat Werte wie Teamgeist, Vertrauen und Loyalität durch den Umgang im Fall Vuskovic überzeugend vermittelt“, lobt Hansen. „Durch ihr überzeugendes Handeln haben die Entscheider auch die Marke HSV gestärkt.“

Ähnlich bewertet das auch Hansens Kollege Robert Zitzmann, Managing Director und Partner von Jung von Matt Sports, der die „kommunikative Klarheit der Vereinsentscheider“ hervorhebt. Das würde für die Marke HSV sprechen, die sich in einer komplexen Thematik sehr klar positioniert und nach Innen Verantwortung übernommen habe.

Experte: Club muss seiner Linie treu bleiben

„Wichtig wird es weiterhin sein – und nicht nur in diesem spezifischen Fall –, dass der Verein seiner Linie konsequent treu bleibt und diese auch dann weiterhin vertritt, falls sich kritische Stimmen aus dem medialen und unmittelbaren Vereinsumfeld mehren würden.“

Genau das habe der HSV aus Sicht von Hansen bereits beim Fall Bakery Jatta bewiesen. Zur Erinnerung: Nachdem „Sport Bild“ öffentlich die Identität des Gambiers infrage gestellt hatte, ließ auch die damalige HSV-Führung um Jonas Boldt keine Zweifel aufkommen, dass sie sich hinter ihren Profi stellt. „Was die Werte angeht, sind die Fälle Jatta und Vuskovic vergleichbar“, sagt Hansen. Schon damals habe der HSV Gegenwind ausgehalten und sich gegen aktionistisches Handeln entschieden.

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Wichtig bei diesen menschlichen Entscheidungen sei aber, dass der HSV auch seine Partner in den Prozess miteinbeziehe, sagt Hansen. „Der HSV muss die internen Stakeholder managen. Damit wurde sich in der Vergangenheit schwergetan.“

Doch besonders HSV-Vorstand Eric Huwer habe im Umgang mit den Partnern und Sponsoren zuletzt ein gutes Händchen bewiesen, lobt Hansen. Dadurch werde die Marke HSV langfristig profitieren und nach vielen Jahren mit sportlichem Niedergang, Chaos und Entlassungen an Wert gewinnen.

Fall Vuskovic: „HSV hat Richtung durchgezogen“

Auch Zitzmann lobt: „In einer Branche, die sich medial primär mit Geld und Gloria beschäftigt, darf auch gern einmal nur der Mensch im Vordergrund stehen – egal ob es sich um eine zweite Chance oder ein bedingungsloses Vertrauensvotum handelt“, sagt der Markenexperte von Jung von Matt Sports.

Hansens Schlusswort: „Der HSV hat sich für eine Richtung entschieden – und diese wurde stringent durchgezogen“, sagt der Fachmann, der am Wochenende auch verfolgen will, welche Richtung der HSV im Spiel gegen Jahn Regensburg – natürlich ohne den gesperrten Vuskovic und den verletzten Jatta – einschlägt. Sein Tipp: 3:1

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Image und Marke: Wie der HSV von Vuskovic und Jatta profitiert

HSV, wir müssen reden - der Fussball-Podcast