HSV knöpft sich Kittel nach seinem Platzverweis vor. Folgt nun eine Sanktion? Derweil stärkt der Club Thioune den Rücken.

Die HSV-News am Sonntag, den 6. Dezember 2020:

  • HSV knöpft sich Rotsünder Sonny Kittel vor
  • Warum HSV-Profi Wintzheimer nicht spielte
  • Gjasula spielt überraschend und überzeugt den HSV
  • HSV stärkt Trainer Thioune den Rücken
  • HSV-Rivalen patzen im Aufstiegsrennen
  • Was ist mit Amadou Onana los?

Hier geht's zu den aktuellen HSV-News

HSV knöpft sich Sonny Kittel vor

Für viele Beobachter kam die Entscheidung überraschend, dass Sonny Kittel nach zuletzt schwachen Auftritten gegen Hannover 96 (0:1) erneut in der Startelf stand. Trainer Daniel Thioune hatte den Kreativspieler vor dem Spiel wegen seiner negativen Ausstrahlung auf dem Platz öffentlich kritisiert. Nun wollte es Kittel offenbar allen zeigen – doch nach 25 Minuten sah er wegen einer übermotivierten Grätsche an der Auslinie Gelb-Rot, und der HSV spielte fortan in Unterzahl.

Neben den zahlreichen vergebenen Torchancen war dies zweifellos eine der Schlüsselszenen der Heimniederlage. „Der Platzverweis war mehr als berechtigt“, sagte Thioune, der zwischen den Zeilen ein internes Gespräch über eine Sanktion ankündigte. „Sonny hat einen Fehler gemacht, mehr möchte ich dazu aktuell nicht sagen.“ Zu Details einer möglichen vereinsinternen Strafe wollte sich Sportvorstand Jonas Boldt noch nicht äußern.

HSV-Profi Sonny Kittel flog gegen Hannover nach nur 25 Minuten vom Platz.
HSV-Profi Sonny Kittel flog gegen Hannover nach nur 25 Minuten vom Platz. © Witters | Unbekannt

Sportdirektor Michael Mutzel versuchte am Tag danach, den Profi in Schutz zu nehmen. „Das war gestern ein Fehler, eine dumme Aktion. Aber er wollte dem Verein nicht schaden“, bekräftigte Mutzel. Boldt ergänzte: „Die Aktion von Sonny war saudumm, aber deshalb haben wir das Spiel nicht verloren.“

Warum HSV-Profi Wintzheimer nicht spielte

Statt Kittel hätte Thioune wohl lieber seinen aktuell agilsten Spieler Manuel Wintzheimer aufstellen sollen. Doch der U-21-Nationalspieler saß zur Überraschung vieler zunächst auf der Bank. Weil ihm seine Qualitäten als Offensiv-Allrounder zum Verhängnis wurden? „Ich habe mich für Spezialisten auf den einzelnen Positionen und deshalb gegen Manu entschieden, auch wenn er momentan einer unserer formstärksten Spieler ist“, rechtfertigte Thioune seine Entscheidung.

Für Verwunderung sorgte auch die Nichtnominierung von Moritz Heyer für die Startelf. Der stets selbstkritische Coach gab hinterher zu: „Ich nehme mich immer in die Kritik mit ein. Vielleicht ist der eine oder andere Aufstellungs-Schachzug nicht aufgegangen.“

Mehr zum Thema:

HSV rutscht gegen Hannover 96 noch tiefer in die Krise

Khaled Narey (l.) nimmt die Verfolgung von Hannovers Baris Basdas auf.
Khaled Narey (l.) nimmt die Verfolgung von Hannovers Baris Basdas auf. © Getty Images | Cathrin Müller
Wie konnte das passieren? Aaron Hunt, Manuel Wintzheimer, Bobby Wood und Simon Terodde (v. l. n. r.) verpassten es gegen Hannover 96, den HSV aus der Krise zu schießen.
Wie konnte das passieren? Aaron Hunt, Manuel Wintzheimer, Bobby Wood und Simon Terodde (v. l. n. r.) verpassten es gegen Hannover 96, den HSV aus der Krise zu schießen. © WITTERS | Valeria Witters
Sinnbild des Spiels: HSV-Angreifer Sonny Kittel flog gegen Hannover früh vom Platz.
Sinnbild des Spiels: HSV-Angreifer Sonny Kittel flog gegen Hannover 96 früh vom Platz. © WITTERS | Valeria Witters
HSV-Stürmer Simon Terodde ließ gegen Hannover 96 mehrere Großchancen ungenutzt.
HSV-Stürmer Simon Terodde ließ gegen Hannover 96 mehrere Großchancen ungenutzt. © WITTERS | Valeria Witters
Das Tor des Tages: Nach einem Abpraller trifft Hannovers Stürmer Hendrik Weydandt (Nummer 9) aus kurzer Distanz …
Das Tor des Tages: Nach einem Abpraller trifft Hannovers Stürmer Hendrik Weydandt (Nummer 9) aus kurzer Distanz … © dpa | Axel Heimken
… und wrrd hinterher von den Mitspielern gefeiert.
… und wrrd hinterher von den Mitspielern gefeiert. © dpa | Axel Heimken
HSV-Angreifer Sonny Kittel (l.) foulte Hannovers Sei Muroya zweimal gelbwürdig …
HSV-Angreifer Sonny Kittel (l.) foulte Hannovers Sei Muroya zweimal gelbwürdig … © WITTERS | Valeria Witters
… und wurde von Schiedsrichter Bastian Dankert nach nur 25 Minuten vom Platz gestellt. Für Sonny Kittel (l.) war es der erste Platzverweis seiner Profikarriere.
… und wurde von Schiedsrichter Bastian Dankert nach nur 25 Minuten vom Platz gestellt. Für Sonny Kittel (l.) war es der erste Platzverweis seiner Profikarriere. © Getty Images | Cathrin Mueller
Khaled Narey (l.) nimmt die Verfolgung von Hannovers Baris Basdas auf.
Khaled Narey (l.) nimmt die Verfolgung von Hannovers Baris Basdas auf. © Getty Images | Cathrin Mueller
HSV-Verteidiger Stephan Ambrosius (r.) und Genki Haraguchi von Hannover 96 haben ihr Ziel klar vor Augen.
HSV-Verteidiger Stephan Ambrosius (r.) und Genki Haraguchi von Hannover 96 haben ihr Ziel klar vor Augen. © WITTERS | Valeria Witters
Hannovers Jaka Bijol (l.) im Zweikampf mit Hamburgs Amadou Onana.
Hannovers Jaka Bijol (l.) im Zweikampf mit Hamburgs Amadou Onana. © WITTERS | Valeria Witters
Hannovers Kingsley Schindler (r.) kommt Amadou Onana in die Quere.
Hannovers Kingsley Schindler (r.) kommt Amadou Onana in die Quere. © WITTERS | Valeria Witters
HSV-Spielmacher Jeremy Dudziak (M., gegen Hannovers Dominik Kaiser) erhielt trotz schwächerer Leistungen eine neue Startelf-Chance.
HSV-Spielmacher Jeremy Dudziak (M., gegen Hannovers Dominik Kaiser) erhielt trotz schwächerer Leistungen eine neue Startelf-Chance. © WITTERS | Valeria Witters
Von Klaus Gjasula (l., gegen Kingsley Schindler) versprach sich HSV-Trainer Daniel Thioune mehr Lufthoheit.
Von Klaus Gjasula (l., gegen Kingsley Schindler) versprach sich HSV-Trainer Daniel Thioune mehr Lufthoheit. © WITTERS | Valeria Witters
Hannovers Dominik Kaiser (r.) ist vor Amadou Onana vom HSV am Ball.
Hannovers Dominik Kaiser (r.) ist vor Amadou Onana vom HSV am Ball. © dpa | Axel Heimken
HSV-Stürmer Simon Terodde (l.) wird von Hannovers Baris Basdas an der Strafraumkante gefoult – stand bei der Ballannahme aber im Abseits.
HSV-Stürmer Simon Terodde (l.) wird von Hannovers Baris Basdas an der Strafraumkante gefoult – stand bei der Ballannahme aber im Abseits. © WITTERS | Valeria Witters
Josha Vagnoman (l., gegen Niklas Hult) durfte auf der rechten HSV-Abwehrseite anstelle des angeschlagenen Jan Gyamerah beginnen.
Josha Vagnoman (l., gegen Niklas Hult) durfte auf der rechten HSV-Abwehrseite anstelle des angeschlagenen Jan Gyamerah beginnen. © WITTERS | Valeria Witters
HSV-Verteidiger Stephan Ambrosius (l.) behauptet sich gegen Hannovers Stürmer Hendrik Weydandt.
HSV-Verteidiger Stephan Ambrosius (l.) behauptet sich gegen Hannovers Stürmer Hendrik Weydandt. © WITTERS | Valeria Witters
HSV-Trainer Daniel Thioune (l.) und sein Hannoveraner Kollege Kenan Kocak drückten bei der Fußballlehrer-Ausbildung gemeinsam die Schulbank.
HSV-Trainer Daniel Thioune (l.) und sein Hannoveraner Kollege Kenan Kocak drückten bei der Fußballlehrer-Ausbildung gemeinsam die Schulbank. © WITTERS | Valeria Witters
1/19

Gjasula spielt überraschend und überzeugt den HSV

Einer, der spielte, den aber nur wenige Experten als Kandidaten für die Startelf auf dem Schirm hatten, war Klaus Gjasula. Und der Mittelfeldabräumer überzeugte seine Vorgesetzten nach nervösem Beginn. Mit zunehmender Spieldauer fand der Albaner immer besser in die Partie und sorgte für Struktur im HSV-Spiel. Zumindest diese Idee von Thioune ging auf. „Wir sind bei Hannover von vielen langen Bällen ausgegangen und wollten deshalb mit Gjasu einen kopfballstarken Spieler vor die Abwehrkette stellen. Er hat seine Aufstellung gerechtfertigt", sagte der Coach.

„Er war sowohl mit als auch gegen den Ball gut und souverän“, ergänzte Mutzel. „Das war auch wichtig für die Jungs um ihn herum. Er hat sich richtig reingehauen.“ Nach einem schwierigen Start mit zwei üblen Patzern in Paderborn (4:3) hofft der HSV nun, dass Gjasula jetzt konstant die Leistung zeigt, für die man ihn im Sommer verpflichtet hat.

Lesen Sie auch die Einzelkritik:

HSV stärkt Thioune den Rücken

Mit 17 Punkten nach zehn Spieltagen hat der HSV den schlechtesten Saisonstart in seiner Zweitligageschichte hingelegt. Zum Vergleich: Als Ex-Trainer Christian Titz vor zwei Jahren nach zehn Spieltagen und einem 0:0 gegen Bochum entlassen wurde, hatten die Hamburger 18 Punkte auf dem Konto. Dennoch ist der Club weiterhin überzeugt von seinem eingeschlagenen Weg.

„Wir gehen diesen Weg weiter und lassen uns auch überhaupt nicht davon abbringen“, sagte Sportdirektor Mutzel, der Thioune mit dieser Aussage demonstrativ den Rücken stärkte. Vorstand Boldt pflichtete dem bei: „Wir sind mit zwei Punkten Rückstand auf die Tabellenführung noch immer in Schlagdistanz. Der Weg ist brutal lang“, sagte der Manager und benannte anschließend die momentanen Probleme: „Uns fehlt aktuell die Leichtigkeit. Wir müssen dafür sorgen, dass wir unsere Griffigkeit von Spiel zu Spiel abrufen.“

Taktik-Tüftler Thioune lag zuletzt mit seinen Entscheidungen nicht immer richtig.
Taktik-Tüftler Thioune lag zuletzt mit seinen Entscheidungen nicht immer richtig. © dpa | Unbekannt

HSV-Rivalen patzen im Aufstiegsrennen

Es gibt in diesen Tagen auch noch positive Nachrichten über den HSV. Am Sonntag hatten diese aber wenige mit dem Verein selber zu tun, sondern eher mit der ebenfalls schwächelnden Konkurrenz. Erzgebirge Aue (15 Punkte) und der SC Paderborn (14 Punkte) hätten jeweils mit einem Heimsieg in der Tabelle am HSV vorbeiziehen können. Doch Aue patzte zu Hause gegen Regensburg (0:2) und Paderborn gegen Kellerkind Nürnberg (0:2). Damit bleibt der HSV mit 17 Punkten Vierter.

Besonders kurios: Von den oberen sechs Mannschaften haben am Wochenende nur der neue Spitzenreiter Holstein Kiel (19 Punkte/3:1 gegen Bochum) sowie der Tabellenfünfte Karlsruher SC (16 Punkte/2:1 in Osnabrück) gewonnen.

Mutzel spricht über Onanas Schwankungen

Was ist nur mit Amadou Onana los? Nach seinem Raketenstart beim HSV kämpft der belgische Juniorennationalspieler aktuell gegen eine Formkrise an. In den beiden jüngsten Heimspielen gegen Bochum (1:3) und Hannover (0:1) fiel der Youngster durch einige Fehlpässe auf, in Heidenheim (2:3) unterliefen ihm zudem einige Nachlässigkeiten. Ist Onana momentan überspielt?

„Es ist normal, dass ein junger Spieler auch einmal kleine Wackler hat“, sagte Sportdirektor Mutzel, der insgesamt positiv bleibt. „Seine Entwicklung ist gut, es gehören manchmal schwankende Leistungen dazu. Für seine 19 Jahre spielt er aber schon sehr stabil.“