Hamburg. Nach jeweils vier sieglosen Spielen stehen der HSV und Hannover am Sonnabend im Volkspark unter Druck.
Als sich der HSV und Hannover 96 das bislang letzte Mal im Volkspark trafen, hätte die Stimmung beim HSV kaum besser sein können. Es war der 1. September 2019, ein warmer und sonniger Nachmittag im Volkspark, als die Hamburger das Nordderby gegen den Bundesliga-Absteiger Hannover 96 dominierten. Torhüter Daniel Heuer Fernandes parierte spektakulär, Sonny Kittel spielte wie beflügelt, auch Neuzugang David Kinsombi traf. Und zum krönenden Abschluss machte Bakery Jatta nach der wochenlangen Debatte um seine Identität mit seinem Tor zum 3:0-Endstand vor 54.732 Zuschauern im Volksparkstadion den HSV-Tag perfekt. Es war der fünfte Spieltag und die Hamburger grüßten ungeschlagen von der Spitze.
Gerade einmal sechs Wochen ist es her, da war die Situation beim HSV fast die gleiche wie vor einem Jahr. Mit fünf Siegen aus fünf Spielen übertrafen die Hamburger sogar noch ihren Start aus dem vergangenen Jahr. Doch von der goldenen Oktoberstimmung ist Anfang Dezember ebenso wenig übrig geblieben wie am Ende der vergangenen Saison von der September-Euphorie. Sonny Kittel steckt trotz seines Tores vor einer Woche in Heidenheim im Formtief und wurde von Trainer Daniel Thioune für seine Ausstrahlung auf dem Platz öffentlich kritisiert.
Bakery Jatta kommt in dieser Saison noch nicht richtig in Schwung
Daniel Heuer Fernandes hat trotz des schweren Fehlers von Sven Ulreich in Heidenheim keine Chance auf einen Platz im Tor. David Kinsombi schmort seit Wochen auf der Bank, und auch Bakery Jatta kommt in dieser Saison noch nicht richtig in Schwung. Und in der Tabelle ist der HSV auf den vierten Platz abgerutscht. „Wenn man viermal in Folge nicht gewinnt und davon zweimal verliert, ist das eine Krise“, sagte Thioune nach dem 2:3 in Heidenheim.
Doch auch Hannover 96 ist vor dem erneuten Nordderby in Not. Auch die Niedersachsen, die neben dem HSV vor der Saison von den meisten Experten als großer Aufstiegsfavorit genannt wurden, haben vier Spiele in Folge nicht mehr gewonnen und liegen in der Tabelle nur noch auf Rang 14. Im Gegensatz zum HSV steckt Hannover in einer schweren Krise. Trainer Kenan Kocak droht bei einer weiteren Niederlage in Hamburg das Aus. Der Druck ist auf beiden Seiten groß. Das Nordderby ist ein Notderby.
Thioune gibt sich gelassen
HSV-Coach Thioune kündigte bereits an, dass er auf seinen Trainerkollegen, den er noch aus dem gemeinsamen Fußballlehrerlehrgang kennt, keine Rücksicht nehmen wird. „Ich möchte Kenan weh tun“, sagte der Chefcoach der Hamburger vor dem direkten Duell.
HSV-Check: Das „Notderby“ gegen Hannover 96
Thioune gibt sich äußerlich bislang ruhig und gelassen, erhöhte unter der Woche aber auch den Druck auf seine Spieler und kündigte Veränderungen an. Zum zehnten Mal im zehnten Spiel wird der 46-Jährige seine Startelf neu besetzen. Gleich mehreren Profis, die zuletzt enttäuschten, droht die Bank. Neben Kittel, der durch Jatta ersetzt werden könnte, dürfte auch für Jeremy Dudziak erneut kein Platz in der ersten Elf sein. Zu wenig zeigte er zuletzt nach seiner Einwechslung in Heidenheim.
Lesen Sie auch:
- Plötzlich arbeitslos: Matthias Ostrzolek kämpft um Karriere
- HSV mit Weltneuheit: Corona-Schnelltest im Brotbox-Format
- Wie HSV-Gegner Hannover 96 den möglichen Terodde-Transfer verpasste
Als wahrscheinlich gilt, dass Routinier Aaron Hunt wieder ins Team rotiert. Zuletzt wurde er wegen Adduktorenproblemen geschont. Auch Jan Gyamerah, der im Oktober noch so stark gespielt hatte, muss nach zwei schwachen Spielen gegen Bochum und in Heidenheim vermutlich auf die Bank. Der 25-Jährige klagte zudem unter der Woche über muskuläre Probleme. Für ihn dürfte U-21-Nationalspieler Josha Vagnoman eine neue Chance bekommen.
Eines ist sicher: Für den Verlierer wird der zweite Advent ungemütlich.
HSV: Ulreich – Vagnoman, Ambrosius, Leistner, Leibold – Onana, Heyer – Hunt – Wintzheimer, Terodde, Jatta.
Hannover: Esser – Schindler, Franke, Elez, Hult – Kaiser, Bijol – Haraguchi, Sulejmani – Ducksch, Weydandt.