Hamburg. Die gute Frühform des gesamten HSV-Kaders hat Auswirkungen auf die Transferplanung. Was macht Walter mit Kapitän Schonlau?

Am Sonntag ließ es Laszlo Bénes ein wenig ruhiger angehen. Der Neuzugang des HSV verzichtete auf das Mannschaftstraining im Volkspark. Trainer Tim Walter hatte es seinen Spielern selbst überlassen, am Tag nach dem 5:1 (3:1)-Sieg im Test beim FC Basel eine intensive Spielform auf dem Platz oder eine lockere Laufeinheit zu bestreiten. Bénes entschied sich gemeinsam mit Ludovit Reis, Moritz Heyer, Stephan Ambrosius, Aaron Opoku und Ransford Königsdörffer für einen Waldlauf.

Der 24-Jährige konnte es sich leisten, schließlich hatte er am Sonnabend gegen den Schweizer Vizemeister als einer der wenigen HSV-Profis 64 Minuten auf dem Platz gestanden. Bénes zeigte dabei, dass er in der neuen Saison eine echte Verstärkung für die Hamburger werden kann.

Der für 1,8 Millionen Euro vom Bundesligisten Borussia Mönchengladbach verpflichtete Slowake spielte im zentralen Mittelfeld an der Seite von Reis mit großer Präsenz. Er holte den Elfmeter zum 1:1 heraus, verwandelte ihn selbst und legte später noch den Treffer zum 3:1 auf. „Laszlo war sehr aktiv und agil“, sagte Trainer Walter, der eine Woche vor dem Zweitligastart bei Aufsteiger Eintracht Braunschweig sehr zufrieden sein konnte.

HSV: Was Walter an Benes noch kritisiert

Nach einem frühen Rückstand in der ersten Halbzeit durch Zeki Amdouni (11.) drehten Bénes (14.), Reis mit einem Traumtor aus 25 Metern (19.), Glatzel (30.), Xavier Amaechi (66.) und Filip Bilbija (89.) das Spiel für den HSV, der phasenweise richtig guten Fußball spielte. „Wir hätten noch mehr Tore schießen können“, sagte Walter, der die Messlatte aber auch nicht zu hoch legen will. „Wir sind gut drauf. Jeder hat gezeigt, dass er spielen will. Nächste Woche zählt‘s.“

Der HSV zeigte, dass er Walters Idee nach einem Jahr immer mehr verinnerlicht hat. Für den Trainer war es zudem eine wichtige Erkenntnis, dass die Neuzugänge gut mit der anspruchsvollen Spielweise zurechtkommen. Insbesondere Bénes drückte dem Spiel seinen Stempel auf. Walter übte trotzdem auch Kritik. „Er macht noch Sachen, die ich nicht so gerne habe. Er geht noch zu häufig zum Ball, könnte mehr nach vorne aufdrehen“, sagte der Trainer, der ähnliche Worte schon beim 4:3 gegen Aris Saloniki eine Woche zuvor im Dialog mit Filip Bilbija wählte.

Auch der Neuzugang aus Ingolstadt wählt noch Laufwege, die Walter nicht mag. Doch auch Bilbija machte nicht nur bei seinem Tor deutlich, dass er in Braunschweig gerne in der Startelf stehen will.

HSV: Was macht Walter mit Schonlau?

Die meisten Plätze dürften nach dem überzeugenden Test vergeben sein. Walter hatte seine voraussichtliche Startelf für das Spiel in Braunschweig aufgestellt. Einzig die Nominierung von Jonas David in der Innenverteidigung überraschte. Sebastian Schonlau kam nach seiner Fußverletzung erst in der zweiten Halbzeit zum Einsatz. Der Kapitän hatte weite Teile der Vorbereitung verpasst. „Bei ihm gilt der gleiche Leistungsgedanke wie bei allen anderen“, sagte Walter. In jedem Fall bleibt Schonlau Kapitän. Der Mannschaftsrat (zuletzt Schonlau, Jonas Meffert, Tim Leibold, Tom Mickel, Jonas David) wird im Laufe der Woche neu besetzt.

In Basel spielte der HSV auch ohne Schonlau immer wieder gut von hinten heraus. Vorne präsentierten sich die Hamburger zudem effektiv. Nach dem 2:2 gegen Hajduk Split und dem 4:3 gegen Saloniki zeigte der HSV gegen Basel seine bislang beste Leistung gegen allerdings auch schwache Schweizer, die mit einer durchaus gut besetzten Mannschaft um den langjährigen Bundesligatorwart Marvin Hitz angetreten waren.

Der HSV legte den Schwerpunkt in der ersten Halbzeit auf ein hohes Pressing, wodurch er die Baseler immer wieder zu Ballverlusten zwang. Die lauf- und spielfreudigen Hamburger kombinierten sich vor allem bei den Toren sehenswert nach vorne.

HSV streicht De Luca von der Liste – und Sahiti?

Obwohl Walter in der zweiten Halbzeit fast die gesamte Mannschaft tauschte, dominierte der HSV auch mit der vermeintlich zweiten Reihe und den zuletzt verliehenen Rückkehrern Ogechika Heil, Opoku und Amaechi. Weil sich in der Vorbereitung alle drei Flügelspieler gut präsentieren, könnte die Suche nach einem weiteren Außenstürmer vorerst eingestellt werden.

Im Sturm will der HSV aber noch eine Alternative zu Glatzel finden. Kandidat Manuel De Luca (Sampdoria Genua) dürfte für eine feste Verpflichtung zu teuer sein. Möglich, dass der HSV erst spät in der Transferperiode einen Stürmer leiht.

Mit der aktuellen Kaderkonstellation ist Walter in jedem Fall zufrieden. „Jeder hat gezeigt, dass er auch spielen will. Für mich ist es dann auch schwer, wen ich aufstelle. Das ist eine komfortable Situation, die Spaß macht.“ Klar ist aber auch: Braunschweig wird dem HSV das Leben am ersten Spieltag deutlich schwerer machen als Basel am Sonnabend. Tritt die Mannschaft am Sonntag in einer Woche aber ähnlich auf wie im St. Jakob Park, müssen sich die HSV-Fans keine Sorgen machen.

Die Statistik:

  • FC Basel: Hitz – Lang, Djiga, Pelmard, Katterbach – Xhaka (72. Palacios), Burger – Ndoye, Frei, Millar – Amdouni (72. Szalai).
  • HSV: Heuer Fernandes – Heyer, Vuskovic (46. Ambrosius), David (46. Schonlau), Muheim (64. Leibold) – Meffert (46. Bilbija) – Bénes (64. Heil), Reis (64. Rohr) – Königsdörffer (46. Amaechi), Glatzel (64. Meißner), Kittel (64. Opoku).
  • Tore: 1:0 Amdouni (11./Handelfmeter), 1:1 Bénes (14./Foulelfmeter), 1:2 Reis (19.), 1:3 Glatzel (30.), 1:4 Amaechi (66.), 1:5 Bilbija (89.).