Sandhausen/Hamburg. Beim Tabellen-17. Sandhausen, seit zwei Tagen aus der Quarantäne, verlieren die Hamburger mit 1:2. Da litt sogar ein Weltmeister mit.
- Der HSV hat sich beim SV Sandhausen mit 1:2 blamiert
- Selbst 2014er-Weltmeister Toni Kroos scheint am HSV zu verzweifeln
- Erschreckend: Ein Aufbäumen gegen die Niederlage war beim HSV lange Zeit nicht zu erkennen
Die letzten Minuten verfolgte Daniel Thioune wie versteinert von der Coaching-Zone aus. Auch der HSV-Trainer schien kaum glauben zu können, welche Leistung ihm seine Spieler am Donnerstagabend bei der hochverdienten 1:2 (0:0)-Niederlage beim SV Sandhausen angeboten hatten.
In keiner Phase der Partie war zu sehen, wer an diesem denkwürdigen Abend gegen den Abstieg spielte und wer am Ende der Saison aufstiegen will. Die Hamburger präsentierten sich in allen Belangen unterlegen und erhielten eine Lehrstunde in puncto Kampfbereitschaft und Leidenschaft. Zwei Attribute, die dem HSV in der entscheidenden Saisonphase abhandengekommen zu sein scheinen.
Sandhausens Diekmeier leidet mit Ex-Club HSV
„Wir haben 60 Minuten nicht stattgefunden und die Zweikämpfe nicht angenommen. Das haben wir schon oft gehabt. Es war sehr enttäuschend“, sagte der frustrierte HSV-Torhüter Sven Ulreich. Der frühere HSV-Verteidiger Dennis Diekmeier jubelte dagegen: „Uns haben schon viele abgeschrieben. Aber wir wir wussten, dass wir es packen“, sagte Diekmeier, der mit seinem Ex-Club leidet. „Der HSV ist immer noch in meinem Herzen. Ich wünsche dem Club den Aufstieg.“ Doch der rückt nach diesem Auftritt in weite Ferne. 2014er-Weltmeister Toni Kroos litt aus dem fernen Spanien mit.
13 Tage nach der schmerzhaften 1:2-Heimniederlage gegen Darmstadt 98 brachte Thioune mit Jan Gyamerah, David Kinsombi und Bakery Jatta für Klaus Gjasula, Jeremy Dudziak und Manuel Wintzheimer drei Neue in die Mannschaft. An der Grundformation, einem 4-3-3, hielt der HSV-Coach aber fest, weshalb Kapitän Tim Leibold eine Position nach vorne auf den offensiven linken Flügel rückte.
Forsches Sandhausen überrascht HSV
Gebraucht wurde Leibold in der ersten Halbzeit aber vor allem in der Defensive. Sandhausen, das nach einer 14-tägigen Quarantäne erst seit zwei Tagen wieder gemeinsam auf dem Platz trainieren durfte, setzte den HSV durch hohes Pressing früh unter Druck.
Die Hamburger schienen sichtlich überrascht von dem forschen Auftritt des Abstiegskandidaten und leisteten sich in der Folge einige Fehler im Spielaufbau. Einer dieser Ballverluste führte zur ersten Großchance des Spiels, als der Sandhäuser Stürmer Daniel Keita-Ruel aus vier Metern zum Abschluss kam und Verteidiger Moritz Heyer auf der Linie klären musste (5.).
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Biada schießt Jatta k.o.
Ein Weckruf für den HSV? Mitnichten. Es war vielmehr der Auftakt einer Drangphase der Gastgeber – mit zunächst schmerzhaftem Ausgang für Bakery Jatta, der drei Minuten später aus nicht einmal einem Meter Entfernung von Sandhausens Spielmacher Julius Biada mitten ins Gesicht getroffen wurde. Am ganzen Körper zitternd blieb Jatta minutenlang liegen. Eine üble Szene, nach der es für den Gambier nicht mehr weiterging. Amadou Onana kam neu ins Spiel (15.).
Das Spiel der Hanseaten wurde dadurch allerdings keinesfalls besser, sondern noch schlechter. Der HSV stand völlig neben sich. Insgesamt zwölf Torschüsse feuerten die permanent anrennenden Gastgeber bis zur Halbzeit ab, während es der HSV nur einmal probierte. „Wir können uns nicht befreien. Das müssen wir schnell ändern. Noch einmal mit so viel Glück kommen wir nicht durch“, klagte Sportdirektor Michael Mutzel in der Pause bei Sky.
Ambrosius' Rettungsversuch geht nach hinten los
Doch das Glück sollte den HSV im zweiten Durchgang verlassen, denn Sandhausen erzielte direkt nach dem Wiederanpfiff die überfällige Führung. Flanke Biada, Eigentor Stephan Ambrosius – so einfach kann Fußball sein. Hamburgs Innenverteidiger wollte per Kopf vor dem einschussbereiten Keita-Ruel klären, doch das misslang (46.).
Wer nun dachte, dieses Gegentor würde den HSV wachrütteln, sah sich getäuscht. Sandhausen blieb das dominante Team – und erhöhte völlig verdient auf 2:0. Nartey flankte punktgenau auf Keita-Ruel, der aus kurzer Distanz einnickte (52.).
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Von diesem Tor sollte sich der HSV nicht mehr erholen. Ein Aufbäumen gegen die sich von der ersten Minute an anbahnende Niederlage blieb lange Zeit aus. Selbst der in der Hinrunde so treffsichere Torjäger Simon Terodde vergab frei stehend vor Torwart Kapino (68.). Besser machte es der eingewechselte Manuel Wintzheimer, der – bedient von Terodde – fast aus dem Nichts zumindest das Anschlusstor zum 1:2 schoss (76.).
Doch der Treffer kam zu spät. Ulreichs Schlusswort: „Die Niederlage tut sehr weh. Aber wir werden kämpfen bis zum Schluss.“
Sandhausen: Kapino – Diekmeier, Nauber, Kister (73. Paurevic), Schirow, Nartey (74. Contento) – Zenga (73. Bachmann), Taffertshofer – Biada (80. Linsmayer) – Behrens, Keita-Ruel (73. Esswein).
HSV: Ulreich – Gyamerah (63. Wintzheimer), Heyer (85. Narey), Ambrosius – Vagnoman, Kinsombi (85. Dudziak), Hunt, Leibold – Jatta (15. Onana), Terodde, Kittel (85. Meißner).
Schiedsrichter: Osmers (Hannover). Tore: 1:0 Ambrosius (46./Eigentor), 2:0 Keita-Ruel (52.), 2:1 Wintzheimer (76.). Gelbe Karten: – / Terodde (4), Heyer (4), Onana (6), Narey (1).