Regensburg. Aus eigener Kraft kann der HSV den Aufstieg nicht mehr schaffen. Trainer Thioune darf trotzdem bleiben – vorerst.
Das Spiel war schon ein paar Minuten vorbei, als Jonas Boldt schnellen Schrittes zu Daniel Thioune ging. Der HSV-Trainer stand enttäuscht auf dem Rasen des Jahn-Stadions von Regensburg und besprach sich mit seinem Co-Trainer Merlin Polzin. Das 1:1 (0:1) war das vierte Spiel in Folge ohne Sieg und der nächste Rückschlag im Kampf um den Aufstieg.
Doch Boldt richtete direkt aufbauende Worte an den Hamburger Chefcoach, der bereits die dritte Krise seiner Amtszeit durchlebt. An einer Trainerdiskussion wollte sich der Sportvorstand aber bereits vor dem Spiel nicht beteiligen. „Ich habe keine Zweifel am Trainer“, sagte Boldt bei Sky. Und auch nach der Partie stärkte er Thioune den Rücken.
HSV-Vorstand Boldt blafft bei Frage nach Thioune Reporter an
Dabei hätte die erste Halbzeit von Regensburg Anlass gegeben, über die Zukunft des Trainers zu sprechen. Der HSV hatte sich drei Tage nach dem schlimmen Auftritt von Sandhausen (1:2) auch beim Tabellen-14. zunächst in einem schwachen Zustand präsentiert und zur Halbzeit verdient mit 0:1 in Rückstand gelegen.
Doch vor allem wegen einer klaren Leistungssteigerung nach der Pause gehen die HSV-Verantwortlichen den Weg mit Thioune weiter. „Was haben Sie denn für einen Eindruck? Den von einer blutleeren Mannschaft?“, blaffte Boldt den Sky-Reporter an.
Thioune hatte es in Regensburg mit drei Änderungen in der Startelf versucht. Drei Monate nach seiner schweren Muskel- und Sehnenverletzung spielte Innenverteidiger Toni Leistner erstmals wieder von Beginn an. Moritz Heyer rückte ins defensive Mittelfeld. Zudem kehrten Jeremy Dudziak und Manuel Wintzheimer für Jan Gyamerah und David Kinsombi in die erste Elf zurück. Bakery Jatta fiel mit einer Gehirnerschütterung aus.
Der HSV machte aber trotz der Veränderungen zunächst da weiter, wo er in Sandhausen aufgehört hatte. Und Regensburg spielte so, wie es Sandhausen am Donnerstag gemacht hatte.
Albers trifft – Heyers Treffer zählt nicht
Das Team von Mersad Selimbegovic setzte den HSV früh unter Druck, spielte viele hohe Bälle und sorgte für Chaos. Den Kampf um die zweiten Bälle entschied Regensburg klar für sich. Die Hamburger fanden keine Lösungen, sich spielerisch zu befreien. 7:2 Torschüsse waren es in der ersten Halbzeit für Regensburg.
Und der letzte davon saß. Andreas Albers traf nach einer Ecke zum 1:0 (45.). Zuvor hatte Moritz Heyer für den HSV ebenfalls nach einer Ecke getroffen. Doch Schiedsrichter Florian Heft entschied auf Abseits, obwohl auch durch die Videoüberprüfung die Szene nicht eindeutig geklärt werden konnte (43.).
Thioune stellte zur Halbzeit um und brachte Klaus Gjasula und Khaled Narey für Heyer und Dudziak. Zwei taktische Wechsel, die das Spiel der Hamburger deutlich verändern sollten. Vor allem aber trat der HSV jetzt mit einer anderen Körpersprache auf. „Es waren einige Jungs in der Kabine, die sich zu Wort gemeldet und gesagt haben, dass wir das Ding noch drehen“, verriet Thioune nach dem Spiel und bekräftigte: „Meine Mannschaft lebt.“
HSV in der Einzelkritik:
Tatsächlich steigerte sich der HSV im zweiten Durchgang spürbar. Und wurde dafür auch belohnt. Es dauerte allerdings bis zur 83. Minute, ehe Sonny Kittel einen Abpraller nach einem Fernschuss von Aaron Hunt aus fünf Metern über die Linie köpfte. Wieder musste der Videobeweis eine vermeintliche Abseitsposition überprüfen, wieder gab es kein klares Bild. Aber diesmal zählte das Tor.
Dass Kittel nach dem Spiel getröstet werden musste, lag aber daran, dass er in der Nachspielzeit die große Chance auf den Sieg vergab. Freistehend scheiterte er an Regensburgs Torhüter Alexander Meyer (90.+2). „Sonny ist sicherlich heute sehr unglücklich. Aber er wird noch mal das entscheidende Tor für uns schießen“, sagte Thioune, der eine halbe Stunde nach der erneuten Enttäuschung wieder in den verbalen Angriffsmodus schaltete. „Wir haben es nicht mehr selbst in der Hand. Aber es bleibt bis zum Ende offen. Es ist jetzt Zeit für einen Dreier“, sagte der 46-Jährige.
Am Donnerstag muss der HSV sein Heimspiel gegen den Karlsruher SC gewinnen, sonst wird es allerdings nicht mehr bis zum Ende offen bleiben für die Hamburger. Holstein Kiel kann durch die drei Nachholspiele schon am Dienstag vorbeiziehen. Greuther Fürth ist nach der Niederlage beim FC St. Pauli noch drei Punkte weg. „Die Zweite Liga ist einfach sehr schwierig. Wir müssen uns jetzt schütteln, nach vorne schauen und an Lösungen arbeiten“, sagte Thioune.
Vier Spiele bleiben jetzt noch gegen Karlsruhe, Nürnberg, Osnabrück und Braunschweig. Zweimal hat der HSV in dieser Saison schon den Turnaround geschafft nach einer Phase mit fünf Spielen ohne Sieg. Noch einmal wird das allerdings nicht funktionieren.