Hamburg. Nach der Spielpause durch Corona-Fälle könnte sich für den HSV gegen Sandhausen, Regensburg und Karlsruhe die Saison entscheiden.
In den vergangenen zwei Tagen ging es beim HSV viel um Europa. Sportvorstand Jonas Boldt äußerte seine Meinung. Auch Trainer Daniel Thioune hatte etwas zu sagen. Und Mittelfeldspieler Klaus Gjasula sagte im Abendblatt-Podcast HSV – wir müssen reden: „Es wäre schade, wenn das passiert.“
Gemeint ist natürlich die Super League, deren konkrete Pläne am Montag bekannt geworden waren. Das Echo war mehr als deutlich – auch in Hamburg. „Wenn sie keiner guckt, wird die Super League nicht funktionieren“, sagte Manager Boldt. „Auch ich bin sicher kein Befürworter. Wenn man so etwas durchsetzt, sieht man die Reinheit des Kapitalismus“, meinte Trainer Thioune.
HSV muss gegen Sandhauen liefern
Der 46-Jährige wusste aber natürlich auch, dass er zwei Tage vor dem nächsten Zweitligaspiel weniger über die Super League als mehr über den Gegner SV Sandhausen sprechen sollte. „Wir sind von der Super League sehr weit entfernt, sofern sie denn kommt. Die Aufgaben als HSV-Trainer sind exorbitant groß. Und wir haben schwere Aufgaben vor uns“, sagte Thioune am Dienstag.
Nachdem der HSV wegen der Corona-Fälle in Sandhausen und Karlsruhe fast zwei Wochen warten musste, ehe er die 1:2-Niederlage gegen Darmstadt 98 vergessen machen kann, liegen vor den Hamburgern nun drei Spiele innerhalb von acht Tagen. Am Donnerstag in Sandhausen, Sonntag bei Jahn Regensburg und dann wiederum am Donnerstag darauf gegen den KSC.
Thioune sieht wachsenden Druck beim HSV
Drei Mannschaften, gegen die der HSV in der Hinrunde gewonnen hat. Drei Mannschaften, die ihre Zeit zuletzt jeweils in einer 14-tägigen Quarantäne verbringen mussten. Drei Mannschaften, gegen die der HSV auch in der Rückrunde jeweils drei Punkte holen will. Mit drei Siegen könnte der HSV sein Punktekonto auf 59 ausbauen. Diese Punktzahl hat in den vergangenen zwei Jahren jeweils zum direkten Aufstieg gereicht, als die Hamburger jeweils auf der Zielgeraden einbrachen.
Und dieses Mal? Thioune weiß, dass viereinhalb Wochen vor Saisonschluss die entscheidenden Spiele anstehen. „Der Druck wächst. Aber der Druck ist auch angebracht. Es geht darum, wie wir damit umgehen. In den nächsten Wochen spielt der Kopf eine große Rolle.“ In den vergangenen beiden Jahren ist der HSV genau damit nicht zurecht gekommen. Thioune kennt die Geschichte und arbeitet gegen sie an. „Wir werden hier immer schnell von der Vergangenheit eingeholt. Es ist einerseits wichtig, sie nicht zum Thema zu machen. Andererseits kann man auch aus ihr lernen.“
Stimmung in HSV-Kabine entscheidend
Anstatt die Spieler an die Erlebnisse der Vorjahre zu erinnern, will er seinen Profis aufzeigen, was sie erreichen können. „Wir haben mit Klaus Gjasula, Tim Leibold oder Simon Terodde einige Spieler, die schon einmal aufgestiegen sind. Es gibt brutal viel zu gewinnen. Darüber darf man sich unterhalten.“ Die Stimmung in der Kabine wird in den kommenden Wochen bis zum letzten Spieltag am 23. Mai entscheidend sein.
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In den vergangenen beiden Jahren gab es innerhalb des Teams am Ende atmosphärische Störungen durch Spieler, die unzufrieden mit ihrer persönlichen Situation waren. So wie zuletzt auch Bobby Wood, der seinem Unmut über seine Nichteinwechslung gegen Darmstadt nach dem Spiel in der Kabine freien Lauf ließ. Thioune bekam das mit und machte Wood wiederum deutlich, was er von dessen Verhalten hält.
Vertrag von Wood und HSV vorzeitig aufgelöst
Vier Tage später lösten Wood und der HSV den Vertrag vorzeitig auf. „Wichtig ist, dass alle Maßnahmen auf eine Sache einzahlen: den Erfolg des HSV. Dem müssen wir uns alle unterordnen“, sagte Thioune.
Zu seiner Entscheidung im Fall Wood erklärte er: „Als ich hier in Hamburg angekommen bin, habe ich eine Idee gehabt, wie Fußball funktionieren kann, aber auch, wie eine Kabine funktioniert. Da darf man Werte für sich definieren und sagen, wie diese aussehen. Wichtig war mir, dass Dinge, die in der Kabine passieren, auch in der Kabine bleiben. Das gehört auch zu meinen Wertvorstellungen. Wir sind im Guten auseinander gegangen und können uns jetzt auf die nächsten Aufgaben konzentrieren.“
Jeremy Dudziak wieder einsatzfähig
Am Mittwoch nach dem Training geht es für den HSV ohne Wood, aber mit dem gesamten Kader ab in den Süden. Toni Leistner wird erstmals nach seiner schweren Muskel- und Sehnenverletzung wieder im Kader stehen. Auch Jeremy Dudziak ist nach seiner Trainingspause durch ein Gerstenkorn am Auge wieder einsatzfähig.
Drei verschiedene Hotels wird der HSV bis Sonntag beziehen. Thiounes Idee: Angesichts der hohen Belastungen in den kommenden Tagen will er vorbereitet sein, falls Spieler verletzt ausfallen oder gesperrt fehlen sollten, so wie etwa Sonny Kittel, der nach der nächsten Gelben Karte pausieren muss.
Vor allem aber weiß der Trainer, dass sich in den nächsten drei Spielen der Aufstieg entscheiden könnte. Patzer kann sich der Club in dieser Saisonphase nicht mehr leisten. Thiounes Acht-Tage-neun-Punkte-Plan ist daher klar formuliert. Siege gegen Sandhausen, Regensburg und Karlsruhe – damit er vor dem freien Wochenende am 1. Mai mit Blick in Richtung Bundesliga sagen kann: Der HSV ist bereit für die Super Liga.