Hamburg. Toni Leistner soll den HSV schnell verlassen. Als er davon erfährt, kommt es zum Eklat auf Instagram. Wie der Club reagiert.
Toni Leistner hat keine Zukunft mehr beim HSV. Weil der kantige Abwehrspieler nicht in die Spielidee von Trainer Tim Walter passt, ist dem 31 Jahre alten Routinier von der sportlichen Führung mitgeteilt worden, dass er sich einen neuen Verein suchen soll. Nachdem am Montagabend die „Bild“ darüber berichtet hatte, wurde Leistner von einem Fan in einer privaten Nachricht auf Instagram nach der Richtigkeit befragt. Daraufhin kam es zu einem mutmaßlichen Eklat.
Denn in seiner Antwort griff der HSV-Profi sowohl Walter als auch das Management um Vorstand Jonas Boldt und Sportdirektor Michael Mutzel an, ohne dabei Namen zu nennen. „Stimmt leider! Ich kann es auch noch nicht glauben“, soll Leistner dem Fan geschrieben haben. „Aber so ist das, wenn der Verein sich einen Plan von einem Trainer aufschwatzen lässt und keinen eigenen Plan verfolgt!“ Ein Screenshot dieser angeblichen Abrechnung mit den Entscheidungsträgern kursiert seit dem späten Montagabend im Internet.
HSV prüft Leistner-Eklat auf Instagram
Auch wenn noch nicht verifiziert ist, ob Leistner diese Nachricht persönlich verfasst und abgeschickt hat oder ob sein Account gehackt wurde, gilt es als wahrscheinlich, dass der Innenverteidiger hinter dem Instagram-Post steckt. Wie das Abendblatt erfuhr, arbeitet der HSV daran, den Vorfall zu klären. Leistners Management wollte sich auf Nachfrage nicht dazu äußern.
Neue Entwicklung beim HSV:
Wie zunächst die „Bild“ berichtete, hat der Abwehrkoloss dem Club versichert, dass es sich um einen Fake handele. Auch Leistners Berater bekräftigte gegenüber dem Abendblatt, dass die Zeilen nicht von seinem Klienten verfasst wurden.
Erst wenige Stunden vor dieser für mächtig Wirbel sorgenden Nachricht hatte Leistner – ebenfalls auf Instagram – einen Motivationsspruch gepostet, der darauf hindeuten ließ, dass er seinen noch ein Jahr gültigen Vertrag in Hamburg trotz seiner Reservistenrolle erfüllen werde. „Lauf nicht vor Herausforderungen weg. Überwinde sie“, schrieb Leistner, der in dieser Saison noch keine Minute zum Einsatz kam.
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Doch nach seiner öffentlich gewordenen mutmaßlichen Unterhaltung mit einem Fan erscheint ein Verbleib beim HSV nahezu unvorstellbar. Bis zum Ende der Wechselfrist am kommenden Dienstag, den 31. August, kann Leistner den Club verlassen. Ob der HSV den Abschied mit einer Abfindung versüßen muss, hängt womöglich auch von den Angeboten möglicher Interessenten ab.
HSV: Warum Walter nicht auf Leistner setzt
Leistner war erst vor einem Jahr als sogenannter Säulenspieler verpflichtet worden. Trotz seines Tribünen-Sturms im DFB-Pokal in Dresden (1:4) und seiner Roten Karte am 4. Spieltag in Fürth (1:0) spielte der Innenverteidiger insgesamt eine gute Hinrunde, verpasste dann aber gleich zehn Spiele zu Beginn der Rückrunde wegen eines Muskelbündel- und Sehnenrisses. Viele Experten sind sich einig, dass der HSV in dieser Phase, als Leistner auf dem Platz schmerzhaft vermisst wurde, den Aufstieg verspielte.
Doch nur wenige Monate und zwei Trainer später spielt Leistner keine Rolle mehr im Volkspark. Der neue Coach Tim Walter setzt auf offensivfreudige und ins Dribbling gehende Abwehrspieler. In der Innenverteidigung sind deshalb Neuzugang Sebastian Schonlau (27) und Youngster Jonas David (21) gesetzt. Dass vor allem David zuletzt keinen stabilen Eindruck machte und sowohl auf St. Pauli (2:3) als auch gegen Darmstadt (2:2) ein Gegentor verschuldete, nimmt Walter für seine Spielidee in Kauf.
HSV: Kabinen-Zoff zwischen Leistner und Walter?
Ein Zustand, mit dem sich Leistner offenbar nicht mehr länger anfreunden konnte. Schon länger rumort es zwischen dem Abwehrspieler und Walter. Laut dem Blogger „Scholle“ von „Moin Volkspark“ trugen der Profi und sein Trainer ihren Streit schon nach der Derbyniederlage in der Kabine aus. Walter soll Leistner lautstark kritisiert haben, weil dieser nach dem Spiel mit einem St. Paulianer gescherzt haben soll. In der Halbzeit des Darmstadt-Spiels soll Leistner laut mehreren Augenzeugenberichten erneut mit einem gegnerischen Spieler gelacht haben, statt sich warm zu machen.
Das Verhältnis zwischen Leistner und Walter scheint nachhaltig geschädigt zu sein. Intern sind die Hamburger nicht gut auf den Verteidiger zu sprechen. Voraussichtlich wird der HSV einen neuen Innenverteidiger verpflichten, wenn Leistner den Club planmäßig innerhalb der nächsten sieben Tage verlässt. Offen ist dagegen noch, ob dem Profi nach seinem mutmaßlichen Instagram-Eklat interne Sanktionen drohen. In jedem Fall scheint das Kapitel Leistner beim HSV unrühmlich zu enden.