Hamburg. Das Management des HSV muss auf dem Transfermarkt die eigenen Fehler korrigieren – und eine neue Achse finden.

Jonas Boldt war zufrieden, als er nach einer Bewertung seiner Transfers beim HSV gefragt wurde. „Wir haben ein paar Säulen verpflichtet, die uns helfen werden“, sagte der Sportvorstand und blickte optimistisch auf die Saison. „Mit den Zugängen haben wir das umgesetzt, was wir vorgehabt haben.“

Ziemlich genau acht Monate sind seit diesen Aussagen inzwischen vergangen. Mit den sogenannten Säulenspielern gemeint waren damals die Neuzugänge Klaus Gjasula (30), Simon Terodde (32), Toni Leistner (30) und Sven Ulreich (32). Vier Ü-30-Spieler, die geholt wurden, um an deren Seite sowohl junge Spieler als auch den ganzen Club weiterzuentwickeln. Ein Vorhaben, das scheiterte.

„Nicht immer funktionieren Dinge, wie man es plant oder sich vorher vorgestellt hat“, sagte etwa jüngst Sportdirektor Michael Mutzel nach dem Abgang von Ulreich.

HSV-Säulenspieler: Nur Leistner bleibt

Neben dem Torhüter hat auch Torjäger Terodde den HSV schon wieder verlassen. Für Klaus Gjasula, den der Club ebenfalls gerne abgeben würde, wird sich wohl kein Abnehmer finden. Unter dem neuen Trainer Tim Walter, der auf gedankenschnelle Umschaltspieler setzt, dürfte es der Deutsch-Albaner aber schwer haben, auf seine gewünschte Einsatzzeit zu kommen. Somit bleibt von den einstigen Säulenspielern nur noch Leistner als potenzieller Startelfspieler für die neue Saison übrig.

Der Vizekapitän wird gemeinsam mit dem bislang einzigen Neuzugang Sebastian Schonlau (26), der aus Paderborn verpflichtet wurde, die Innenverteidigung bilden. Beide Profis sind die Basis einer neuen Achse beim HSV. Acht Tage vor dem Trainingsstart am 16. Juni ist allerdings völlig offen, welche Spieler diese Achse komplettieren werden.

Kaderplanung: Fragezeichen bei HSV-Transfers

Denn die Kaderplanung der Hamburger steckt noch voller Fragezeichen. Bekommt der für den letzten Spieltag der abgelaufenen Saison suspendierte Jeremy Dudziak eine neue Chance? Was wird aus David Kinsombi, der in Hamburg bleiben will, aber bei Walter nicht die besten Karten haben soll? Wird Rick van Drongelen verkauft, der kaum Aussichten auf einen Stammplatz hat? Bringen entweder Josha Vagnoman oder Amadou Onana den erhofften Millionenerlös, um ein größeres Budget für Neuzugänge zur Verfügung zu haben? Wie lange gehören die gut verdienenden Wechselkandidaten Gideon Jung und Khaled Narey noch dem Kader an?

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Fragen über Fragen, deren Antworten sich noch hinziehen dürften. Klar ist bislang nur, dass die neue Achse erneut mit einem großen Anteil an Neuzugängen gebildet werden soll.

Warten auf HSV-Transfers

Nach den Erfahrungen der vergangenen drei Nicht-Aufstiege sucht der HSV mental stabile Charakterspieler, die noch dazu optimal zu Walters geplantem Powerfußball passen. Kurz gesagt: Spieler, die jeder Verein gerne in seinen Reihen hätte. Neben dem knappen Budget und der unklaren Situation einiger Verkaufskandidaten ist dies ein weiterer Grund, warum sich die Suche nach Neuzugängen aktuell so kompliziert gestaltet.

Bis zum Saisonstart der 2. Bundesliga am Freitag, den 23. Juli, soll sich beim HSV eine neue Hierarchie gebildet haben. Neuzugänge können allerdings noch weit darüber hinaus verpflichtet werden. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wird das Transferfenster bis zum 31. August geöffnet sein, auch wenn dieses Datum noch nicht final bestätigt ist. Zu diesem Zeitpunkt werden die Vereine der Zweiten Liga bereits fünf Spieltage absolviert haben.

Ganz so lange will sich der HSV deshalb nicht Zeit lassen für seine Transfers. „Bei den Rahmenbedingungen, die wir hatten, bin ich zufrieden“, sagte Boldt – vor einem Jahr. Und diesmal?