Hamburg. Einer der beiden Youngster soll Millionen bringen – Vagnoman hat nun sein letztes Spiel im Schaufenster der U-21-EM.

Als sich die deutsche U-21-Auswahl am späten Donnerstagabend mit einer La Ola von den insgesamt 1573 Zuschauern im Stadion der ungarischen Kleinstadt Székesfehérvár verabschiedete, war auch Josha Vagnoman mittendrin. Der leicht angeschlagene HSV-Profi hatte zuvor 90 Minuten von der Ersatzbank verfolgt, wie sich seine Mitspieler gegen die favorisierten Niederländer mit 2:1 durchsetzten und den dritten Finaleinzug in Serie perfekt machten.

Eine beeindruckende Bilanz, an der auch Vagnoman maßgeblichen Anteil hat. Bis zu seinem im Viertelfinale gegen Dänemark (8:7 n.E.) erlittenen „Ganzkörperkrampf“ war der 20 Jahre alte Rechtsverteidiger unangefochtener Stammspieler in der Mannschaft von Trainer Stefan Kuntz. Im Finale am Sonntag gegen Portugal (21 Uhr/ProSieben) soll Vagnoman wieder von Beginn an auflaufen.

Ein Spiel, in dem es für den Youngster nicht nur um den EM-Titel, sondern auch um seine Zukunft geht. Denn für den jungen Mann aus Poppenbüttel ist das Finale zugleich die vorerst letzte Möglichkeit, im Schaufenster der zahlreichen Scouts anderer Vereine vorzuspielen.

Verkauft der HSV Onana statt Vagnoman?

Der Plan des HSV sieht weiterhin vor, Vagnoman in diesem Sommer für eine hohe einstellige Millionensumme zu verkaufen, um mehr Spielraum auf dem Transfermarkt für Neuzugänge zu haben. Auch das Management des Juniorennationalspielers strebt einen Vereinswechsel an – vorzugsweise zu einem Bundesligisten. Da dem HSV allerdings noch immer keine konkrete Anfrage vorliegt, kalkulieren die Verantwortlichen hinter den Kulissen inzwischen einen Verbleib von Vagnoman in ihre Kaderplanung mit ein.

Stattdessen könnte ein anderes Juwel, das wie Vagnoman einen Vertrag bis 2024 besitzt, den Club verlassen. Wie das Abendblatt erfuhr, könnte ein Verkauf von Amadou Onana (19) in den nächsten Wochen ein Thema werden. Dem defensiven Mittelfeldspieler aus Belgien wird eine große Zukunft vorausgesagt. Auch sein Verkauf würde die erhofften Millionen in die leere Kasse des Clubs spülen – im Gegensatz zu den anderen Verkaufskandidaten David Kinsombi, Rick van Drongelen, Khaled Narey und Gideon Jung, die bei einem vorzeitigen Abgang wohl maximal eine geringe Transferentschädigung brächten.

Für den HSV ergeben sich deshalb zwei Szenarien: Entweder Vagnoman oder Onana verlassen den Club, sodass sich die Hamburger ihrerseits Spieler, die eine Ablöse kosten, leisten können. Oder die beiden Youngster bleiben im Volkspark, wodurch der HSV wohl nur ablösefreie Profis oder Leihspieler verpflichten könnte. In jedem Fall deutet vieles darauf hin, dass sich eine endgültige Entscheidung noch hinzieht.

Wilde HSV-Gerüchte um Jung und Narey

Eine schnelle Klärung erhofft sich der HSV indes bei Jung und Narey. Wie die „Bild“ berichtet, sollen beide Profis nur noch bei der U 21 trainieren dürfen, sofern sie bis zum Trainingsauftakt am 16. Juni keinen neuen Verein gefunden haben. Wie das Abendblatt erfuhr, sind allerdings weder Jung noch Narey vom Club über diesen angeblichen Schritt informiert worden.

Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass beide Spieler die Vorbereitung mit den Profis zumindest beginnen – zumal sie in Hamburg gutes Geld verdienen und ihr Abgang wohl mit einer Abfindung erzwungen werden müsste. Weil es bezüglich dieser beiden Personalien noch keine Gespräche über finanzielle Details gegeben hat, ist auch hier kein schnelles Ende in Sicht.

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Ganz anders sieht es bei der U-21-EM aus, wo Kuntz mit dem dritten Finaleinzug in Serie zum erfolgreichsten Nachwuchstrainer der DFB-Geschichte aufgestiegen ist – noch vor HSV-Ikone Horst Hrubesch und Berti Vogts. „Dieser Teamspirit, dieser Teamgeist, das ist schon überragend“, schwärmte Kuntz über seine Mannschaft, der viele Experten den großen Wurf vor dem Turnier nicht zugetraut hatten. „Die Mannschaften, die vom Marktwert her höher eingeschätzt waren, sind alle zu Hause“, sagte der Coach breit grinsend.

Im Halbfinale gegen die Niederlande ging der Matchplan von Kuntz und seinem Team voll auf: Mit dem ersten Angriff erzielte der erst 18 Jahre alte Florian Wirtz nach 29 Sekunden das 1:0 und stellte damit den Rekord für den schnellsten Treffer einer U-21-EM auf. Das schnellste Tor war zugleich das schönste des Turniers, an dem die halbe Mannschaft beteiligt war. Mit seinem Außenristpass auf Wirtz sorgte Lukas Nmecha für den krönenden Abschluss einer beeindruckenden Ballstafette, die in der eigenen Defensive begann.

Ein Spielzug, den es in der A-Nationalmannschaft zuletzt vor sieben Jahren im WM-Halbfinale gegen Brasilien (7:1) zu sehen gab. Einige der 2,9 Millionen TV-Zuschauer, die ProSieben einen Rekordwert bescherten, forderten in den sozialen Netzwerken deshalb, dass Bundestrainer Joachim Löw die komplette U-21-Auswahl auch bei der Fußball-EM (11. Juni bis 11. Juli) antreten lässt. Doch soweit wird es natürlich nicht kommen.

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Auch Vagnoman wird also vorerst kein A-Nationalspieler. Dafür könnte der Hamburger nach Jérôme Boateng und Dennis Aogo (jeweils 2009) sowie Julian Pollersbeck und Gideon Jung (2017) der fünfte HSV-Profi werden, der sich U-21-Europameister nennen darf.