Hamburg. Hamburgs neuer Trainer Tim Walter könnte den Wechsel platzen lassen. In der Kaderplanung droht die Wiederholung früherer Fehler.

Wenn der HSV in zwei Wochen in die Vorbereitung einsteigt, wird ein Spieler dabei sein, der zuletzt als Angreifer des Karlsruher SC aktiv war. Sein Name: Xavier Amaechi. Der 20-Jährige, der für ein halbes Jahr an den KSC verliehen war, soll beim neuen Trainer Tim Walter eine neue Chance erhalten. Mit seinen individuellen Stärken könnte der schnelle Engländer gut in dessen Spielphilosophie passen.

Dass ein anderer Angreifer des KSC, Mittelstürmer Philipp Hofmann, beim Trainingsauftakt im Volkspark dabei ist, wird nach Abendblatt-Informationen dagegen immer unwahrscheinlicher.

Hintergrund: Obwohl der HSV den 28-Jährigen gerne verpflichten würde, bevorzugt Walter für seinen Spielstil andere Stürmertypen. Der 1,95 Meter große Hofmann, in der Fußballsprache ein klassischer Wandspieler, hat seine Stärken mit dem Rücken zum Tor. Walter steht dagegen eher auf schnelle und umtriebige Stürmer, die ein hohes Tempo gehen.

Der neue HSV-Trainer Tim Walter hofft für seinen Spielstil auf einen schnellen Stürmer.
Der neue HSV-Trainer Tim Walter hofft für seinen Spielstil auf einen schnellen Stürmer. © Witters | Unbekannt

HSV und der schmerzhafte Fall Demirbay

Unabhängig davon, ob Hofmann für den HSV angesichts des Preises von kolportierten 1,5 Millionen Euro und seines Alters ein sinnvoller Transfer wäre, wird deutlich, dass der Club seine Kaderplanung wieder stark nach den Ideen des Trainers ausrichtet. Ein Fehler, den die HSV-Manager in den vergangenen Jahren schon häufig begangen haben.

Besonders schmerzhaft wurde diese Fehlplanung vor sechs Jahren im Fall Kerem Demirbay. Zunächst war es Mirko Slomka, der den Mittelfeldspieler wegschickte, obwohl der Coach gar nicht mehr den Rückhalt des damaligen Clubchefs Dietmar Beiersdorfer hatte.

Beim HSV kam Kerem Demirbay nicht an Trainer Mirko Slomka vorbei.
Beim HSV kam Kerem Demirbay nicht an Trainer Mirko Slomka vorbei. © Witters | Unbekannt

Auch Bruno Labbadia wollte zwei Jahre später mit Demirbay nicht zusammenarbeiten, sodass der HSV den 23-Jährigen für 1,7 Millionen Euro nach Hoffenheim verkaufte. Labbadia war drei Monate später entlassen, Demirbay ging drei Jahre später für 32 Millionen Euro nach Leverkusen.

HSV ließ sich auch von Gisdol unter Druck setzen

Unter Labbadias Nachfolger Markus Gisdol gingen die Verantwortlichen ähnlich vor. Der Trainer bestimmte im Zusammenspiel mit Investor Klaus-Michael Kühne die Transferpolitik. Gisdol wünschte sich für seinen Pressing-Fußball den laufstarken André Hahn, ließ dafür Michael Gregoritsch ziehen.

Zudem wollte Gisdol für seine Achse Bobby Wood und Kyriakos Papadopoulos halten. Sportdirektor Jens Todt und Vorstandschef Heribert Bruchhagen ließen sich unter Druck setzen und gaben beiden Profis einen langfristigen Vertrag, dessen finanzielle Folgen den Club noch bis heute belasten sollten.

HSV: Muheim-Transfer unabhängig von Walter?

Die aktuellen Kaderplaner um Jonas Boldt und Michael Mutzel sind sich dieser Problematik bewusst, wenn es in den kommenden Wochen um wichtige Entscheidungen geht. Ist Sven Ulreich der richtige Torhüter für Tim Walters Idee mit einer mutigen Spieleröffnung? Kann Rick van Drongelen den Part in der Innenverteidigung so interpretieren, wie es der neue Trainer einfordert? Bekommt Jeremy Dudziak eine neue Chance?

Die Verantwortlichen müssen sich nun entscheiden, wie stark sie auf Walters Wünsche eingehen. Bei Holstein Kiels Jonas Meffert (26) beschäftigt sich der HSV etwa mit einem Spieler, der schon unter Walter gearbeitet hat. Andere Kandidaten wie etwa Linksverteidiger Miro Muheim (23) vom FC St. Gallen zählen dagegen zu den Spielern, die der HSV auch unabhängig von Walters Spielidee verpflichten würde.

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Die Meinung eines Trainers kann auch zu Transfererfolgen führen. So holte der HSV vor einem Jahr Moritz Heyer aus Osnabrück, weil sich Daniel Thioune für ihn starkmachte. Heyer spielte eine gute Saison und dürfte auch unter Thiounes­ Nachfolger Walter gesetzt sein. Im Fall Hofmann sieht es jedoch so aus, dass der Trainer einen Transfer verhindert. Es wäre nicht das erste Mal.

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