Hamburg. Die Stadt lässt beim Zweitliga-Auftakt erstmals wieder Zuschauer in die Stadien. Doch Club und Fans protestieren gegen eine Auflage.
Die heiß ersehnte Nachricht aus dem Rathaus kam am Freitagmorgen. Der HSV und der FC St. Pauli dürfen ihre ersten Saisonheimspiele der 2. Liga wieder vor einer nennenswerten Zahl von Zuschauern austragen. Genauer gesagt sieht die Einigung zwischen den Behörden und den beiden Clubs vor, dass eine Stadionauslastung von 30 Prozent genehmigt wird.
„Mit diesem ersten Schritt kommen wir der sportlichen Normalität ein gutes Stück näher, bleiben aber verantwortungsbewusst“, sagte Sportsenator Andy Grote (SPD).
Fan-Rückkehr: HSV akzeptiert Auflage der Stadt nicht
Allerdings wurden beide Clubs vom Zeitpunkt dieser Mitteilung regelrecht überrumpelt. Und so dauerte es einige Stunden, ehe sich der HSV und der FC St. Pauli selbst äußerten. Dabei kam nicht nur Euphorie über das Vorpreschen der Stadt auf. Der HSV ist sogar ziemlich verärgert über eine kleine, aber gar nicht feine Auflage.
So gibt die Innenbehörde vor, dass die personalisierten Tickets ausschließlich an Personen mit Wohnsitz in Hamburg verkauft werden dürfen. „Das können und wollen wir so nicht akzeptieren“, sagte Finanzvorstand Frank Wettstein – wohl wissend, dass ein großer Teil der Fans aus dem Hamburger Umland kommt. Der Club prüft jetzt, Widerspruch einzulegen.
Auch der HSV Supporters Club äußerte sein Unverständnis. „Diese spezifische Auflage ist willkürlich und realitätsfern. Es ist uns unbegreiflich, warum HSVerinnen und HSVern aus Schleswig-Holstein, die theoretisch mit dem Fahrrad zum Stadion fahren könnten, dies nicht erlaubt sein soll. Während gleichzeitig Touristinnen und Touristen aus ganz Deutschland über den Dom bummeln oder in Hagenbecks Tierpark gehen dürfen“, schreibt die Abteilungsleitung.
Darf Uwe Seeler nicht zur HSV-Saisoneröffnung?
Weil das prominenteste Opfer dieser Vorgabe der in Norderstedt lebende Uwe Seeler ist, schwappte eine Welle der Empörung durch die sozialen Netzwerke. Wird etwa die Club-Ikone von der Rückkehr der Fans ausgeschlossen? Fest steht, dass der HSV um jeden seiner treuen Fans aus dem Umland kämpfen wird – also auch um Seeler.
Ob mit oder ohne „Uns Uwe“ darf der Club beim Volksparkfest am 17. Juli gegen den FC Basel 5700 Zuschauer zulassen. Ab dem ersten Heimspiel der 2. Liga gegen Dynamo Dresden (1. August) sind es sogar 17.100 Fans. Perspektivisch rechnet der HSV mit einem Saisonschnitt von 30.000 Zuschauern.
Deutlich positiver fällt die Stimmung beim FC St. Pauli aus. „Die Entscheidung, die Möglichkeit zu erhalten, 9000 Besucher ins Millerntor-Stadion einlassen zu können, ist richtig, vertretbar und eine tolle Nachricht für den FC St. Pauli und vor allem für unsere Fans“, sagte Präsident Oke Göttlich.
Wie genau St. Pauli regeln will, dass 9000 Zuschauer ins Stadion kommen, ist noch unklar. Denn laut Vorgabe der Innenbehörde und der beiden zuständigen Gesundheitsämter Altona (HSV) und Mitte (St. Pauli) sind ausschließlich Sitzplätze erlaubt, die nach dem Schachbrettmuster belegt werden müssen. Demnach dürfen maximal zwei Personen nebeneinandersitzen. Wie beispielsweise mit einer vierköpfigen Familie umgegangen wird, ist ebenso offen wie die Frage, welche Lösung St. Pauli für seine 16.940 Stehplätze findet.
Gästefans sind bei den Spielen nicht erlaubt
Einlass erhalten ausschließlich Geimpfte, Genesene oder Personen mit einem negativen Corona-Test, der maximal 48 Stunden (Antigen) oder 72 Stunden (PCR) zurückliegt. Es wird separate Ein- und Ausgänge geben, auf den Tribünen herrscht Abstandspflicht und Gästefans sind nicht erlaubt. Die Maske darf am Sitzplatz abgenommen werden.
Eine Entscheidung, die sich bereits im April nach dem Test einer Aerosolpartikel ausstoßenden Puppe in beiden Hamburger Stadien angedeutet hatte. Wie berichtet, kam dabei heraus, dass die zur Übertragung des Virus beitragenden Tröpfchen sich förmlich in Luft auflösen, wenn ein Fan am Sitzplatz keine Maske trägt.
Den Anfang wird St. Pauli am Sonntag, den 25. Juli (13.30 Uhr), machen, wenn das Team am ersten Spieltag auf Holstein Kiel trifft. Der HSV startet zwei Tage eher beim Bundesliga-Absteiger Schalke. In der Gelsenkirchener Arena werden knapp 20.000 Zuschauer erlaubt sein. Eine Woche später beim Heimspiel gegen Dresden haben zunächst die 19.200 HSV-Fans ein Vorkaufsrecht, die vor einem Jahr ein Dauerkarten-Pfand für 50 Euro erworben haben.
Beim FC St. Pauli werden die Karten für das Kiel-Spiel zunächst unter den Dauerkarteninhabern in Form von Tagestickets verteilt. Bei 15.500 Besitzern von Jahresabos ist klar, dass die Nachfrage deutlich höher als die Zahl der zur Verfügung stehenden Tickets sein wird.
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Bereits seit rund einem Monat ist St. Pauli darauf vorbereitet, dass sich Zuschauer einem Corona-Schnelltest unmittelbar vor dem Eintritt ins Stadion unterziehen können. Seit dem 2. Juni ist auf dem Stadion-Vorplatz (Harald-Stender-Platz) ein grüner Testcontainer der Firma Medsan, einem unabhängigen Unternehmen der Sana-Group, in Betrieb. Er ist an sechs Tagen in der Woche geöffnet und steht allen Bürgern für Schnelltests zur Verfügung.