Hamburg. Positive Gespräche zwischen Verbänden, Sportsenator und Sportstaatsrat. Auch die „Handball-Deerns“ wollen Talente in Hamburg fördern.
Der Traum von Profisport kann aus verschiedenen Gründen platzen. Bei vielen reicht das Talent nicht aus, manche verletzen sich unglücklich. Besonders ärgerlich ist es, wenn die Karriere nicht aus sportlichen, sondern aus finanziellen oder organisatorischen Gründen scheitert. Für Mädchen, die in Hamburg den Traum vom Handballprofi verfolgen, ist das häufig bittere Realität.
Die Gründer des Vereins Hamburger Handball-Deerns haben sich das Ziel gesetzt, dies zu ändern. „Wir wollen willigen und fähigen Handballerinnen ermöglichen, von der Jugend bis in den Erwachsenenbereich ihre Karriere in Hamburg zu gestalten“, sagt Thomas Jungbluth, Mitgründer der Handball-Deerns und Geschäftsführer der Handball-Luchse Buchholz 08-Rosengarten.
Hamburger Verein will jungen Handballspielerinnen Brücken zum Profibereich bauen
Zwar gebe es in Hamburg Vereine, die bereits gute Jugendarbeit leisten, denen aber der Anschluss in den Erwachsenenbereich fehlt. Der Buxtehuder SV als Top-Nachwuchsadresse im Norden wechselte 2021 vom Hamburger Handballverband nach Niedersachsen. Andere Talente wechseln nach Nordrhein-Westfalen.
Diese entstandene Lücke wollen die Handball-Deerns schließen, indem sie eine Brücke zwischen Jugend und Profis bauen. Mit den Handball-Luchsen aus Buchholz, die seit 2022 wieder in der 2. Bundesliga spielen, steht der erste Partner fest. Für die Kooperation wird nun ein Jugendverein gesucht. „Besonders talentierte Spielerinnen bekämen ab der B-Jugend die Möglichkeit, mit den Luchsen zu trainieren und Erfahrungen in der zweiten Handballbundesliga zu sammeln“, sagt Jungbluth.
Leistungssport plus Ausbildung: Haspa geht auf Bedürfnisse der Sportlerinnen ein
Die Handball-Deerns würden den Kooperationsverein mit einem fünfstelligen Betrag, Trainern und Physiotherapeuten unterstützen. Die Hamburger Sparkasse dient zudem als Ausbildungspartner. Der Deutsche Handball-Bund (DHB) begrüßt das Engagement. „Die Ziele der Hamburger Handball-Deerns passen sehr gut zu der strategischen Ausrichtung des DHB, den Frauenhandball zu fördern“, sagt Andreas Michelmann, Präsident des DHB.
Nach Abendblatt-Informationen sieht diese Strategie für die Stadt eine zentrale Rolle vor. So soll Hamburg Bundesstützpunkt des Mädchenhandballs werden. Vier Bundesstützpunkt-Standorte sind in Deutschland geplant, Stuttgart und Leipzig stehen bereits fest. In der vergangenen Woche gab es erste Gespräche zwischen DHB-Sportvorstand Ingo Meckes, Hamburgs Sportsenator Andy Grote und Sportstaatsrat Christoph Holstein sowie Knuth Lange, dem Präsidenten des Hamburger Handball-Verbandes.
In Hamburg sollen bald 15 bis 19 Jahre alte Toptalente ausgebildet werden
„Der Austausch zu verschiedenen Handball-Themen wie einem möglichen Stützpunkt für den weiblichen Nachwuchs war sehr positiv und konstruktiv. Unseren Präsidenten Andreas Michelmann und mich hat gefreut, wie konkret die Vertreter der Stadt Hamburg in unserem Gespräch gewesen sind und Interesse an einer Zusammenarbeit signalisiert haben. Wir werden das nun in Folgeschritten evaluieren und weitere Hausaufgaben erledigen“, teilte Meckes auf Abendblatt-Nachfrage mit.
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Ein möglicher Standort für den Bundesstützpunkt wäre das aktuelle Landesleistungszentrum in Dulsberg. Geplant ist, dass dort 15 bis 19 Jahre alte Toptalente aus Norddeutschland trainieren, sodass Profihandballerinnen künftig auch in Hamburg ausgebildet werden können. Mit Hamburg als einer der neuen Standorte könnte der Stadt eine blühende Handballzukunft bevorstehen. Und neben den Opfern, die der Traum vom Profisport bereits fordert, dürften viele junge Frauen diesen Traum in ihrer Heimatstadt weiter verfolgen.