Hamburg. Hamburger Handballer wollen bleiben, müssen aber um die Zukunft zittern. Ein Einblick in die emotionale Gedankenwelt der Spieler.

Die knapp 9000 Zuschauer hatten die Barclays Arena am Mittwochabend schon verlassen, als Torsten Jansen und Philipp Müller noch ein emotionales Gespräch führten. Der Trainer des HSV Hamburg (HSVH) und der 4,1-Millionen-Euro-Geldgeber standen zwischen ein paar niedergeschlagenen Spielern im Kabinentrakt, gestikulierten und diskutierten. Auch wenn sich Jansen und Müller vor allem über die 30:41-Klatsche gegen die SG Flensburg-Handewitt ausgetauscht haben dürften, stand die Szene doch auch symbolisch für den emotionalen Gesamtzustand des Vereins.

„Es ist natürlich nicht schön, da hat man auch mal schlaflose Nächte und Kopfkino. Das ist aber eine Phase, durch die man durch muss“, sagte Jansen angesichts des drohenden Lizenzentzugs durch die Handball-Bundesliga (HBL). „Ich merke, dass mir auch Energie fehlt.“ Das Anwaltsteam des HSVH plant, die Schriftsätze der Schiedsklage bis zum Ende der Woche einzureichen, ein Termin vor dem Schiedsgericht wird in der Woche vor dem Ligafinale (2. Juni) stattfinden. Die zentrale Frage bleibt dabei, wie Richter Christof Wieschemann die leicht verspätete Millionen-Überweisung Müllers bewertet.

Handball: HSVH-Profis vom Lizenz-Drama emotionalisiert

Wie belastend die Situation für die Spieler ist, ließ sich am Mittwochabend auch an den glasigen Augen von Kreisläufer Niklas Weller ablesen. Der Kreisläufer, der den Neuaufbau des Vereins seit 2016 mitgestaltet hatte, konnte seine Tränen nur schwer zurückhalten, als er über die emotionalen Folgen des Lizenz-Dramas sprach. „Ja, es ist schon schwierig. Es tut weh, wenn man das sieht. Es ist ganz, ganz schwierig“, sagte Weller mit stockender Stimme, ehe er den Satz abbrechen musste.

Egal, mit welchem HSVH-Akteur man in diesen Tagen spricht, eint alle doch der tiefe Wunsch, weiter in Hamburg Handball spielen zu dürfen. „Wir sind mit der Mannschaft so weit gekommen und haben natürlich Bock, gemeinsam weiterzuspielen. Wir genießen jeden Moment zusammen“, sagte Weller. „Alle im Verein geben ihr Bestes, damit es hier weitergeht. Trotzdem – und das haben wir auch in der Mannschaft klar miteinander besprochen, muss sich jeder auch um seine Zukunft kümmern. Das ist das gute Recht von jedem einzelnen Spieler.“

Spieler wollen in Hamburg bleiben

Weller ist in Hamburg verwurzelt, arbeitet neben seiner Bundesligakarriere als Jurist in der Rechtsabteilung der Laiqon AG. Einen Umzug hatte er ebenso wenig geplant wie Mitspieler Dominik Axmann, der zwar keinen Zweitjob hat, vor wenigen Wochen aber erst mit seiner Freundin Isabelle Dölle zusammengezogen ist. Dölle ist Bundesligahandballerin beim Buxtehuder SV, hatte dort erst ihren Vertrag verlängert.

Und selbst für Spieler wie Zoran Ilic, die vor der Saison verpflichtet wurden und den HSVH eher als Durchgangsstation sehen, wäre ein Lizenzentzug dramatisch. Nach Abendblatt-Informationen wollte Ilic den Verein erst im Sommer 2025 wieder verlassen, um dann zu einem stärkeren Club zu wechseln. Sollte er jetzt schon gezwungen sein, sich einen neuen Verein zu suchen, hätte er ein Problem. Die Kaderplanungen für die kommende Spielzeit sind überall schon abgeschlossen.

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„In den Minuten, in denen ich nicht an das Projekt und die Aufgaben hier denke, mache ich mir natürlich auch Gedanken, wie es für mich weitergeht und was ich in Zukunft machen werde, wenn das Worst-Case-Szenario eintreten soll“, sagte Weller. „Das heißt aber nicht, dass ich nicht zuversichtlich bin und fest daran glaube, dass es hier weitergeht.“ Und auch Jansen ergänzte: „Ich glaube daran, dass wir die Lizenz bekommen werden. Über ein anderes Szenario habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.“