Hamburg. Auch bei der 30:41-Klatsche gegen die SG Flensburg-Handewitt drehte sich beim HSV Hamburg vieles um die Lizenz. Prozesstermin in Sicht.

Die 60 Spielminuten, in denen sich der HSV Hamburg (HSVH) am Mittwochabend mit der SG Flensburg-Handewitt duellierte, waren wie eine Flucht in ein Paralleluniversum. Auch wenn die herbe 30:41 (11:18)-Klatsche gegen den Champions-League-Anwärter für die Hamburger alles andere als vergnügungssteuerpflichtig war, tat es allen Beteiligten doch irgendwie gut, dass es ausnahmsweise mal nicht um Begriffe wie Lizenzentzug, Schiedsgericht und Überweisungsauftrag, sondern einfach nur um Handball ging. Doch war es die vorerst letzte große Handballparty in der Barclays Arena?

„Wir sind in Wartestellung, versuchen uns aber auf das Sportliche zu konzentrieren“, sagte HSVH-Coach Torsten Jansen vor dem Anwurf. Tatsächlich können Spieler und Trainerteam in diesen Tagen nicht viel machen. Seit die Handball-Bundesliga (HBL) den Hamburgern am 3. Mai die Lizenz mit Hinweis auf eine nicht fristgerecht geschlossene Liquiditätslücke verwehrt hatte, arbeiten die HSVH-Juristen an der Schiedsklage, die in den kommenden Tagen eingereicht werden soll.

Handball: Termin vor dem Schiedsgericht wohl vor dem letzten Spieltag

„Man kann dem HSVH nicht in Abrede stellen, dass er sich unglaublich bemüht und ganz viel geschafft hat. Aber die Entscheidung musste die Lizenzierungskommission so fällen und auch das HBL-Präsidium musste die Entscheidung so bestätigen“, sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann der Plattform „Dyn“.

Vor dem Schiedsgericht werde der Fall noch mal neu bewertet, der Verhandlungstermin soll in der Woche vor dem letzten Spieltag stattfinden. „Unsere Hoffnung, dass wir das auf diesem Weg noch hinbekommen, ist relativ groß“, gab sich HSVH-Trainer Jansen vorsichtig optimistisch.

Lizenzentzug hätte weitreichende Folgen

Was ein endgültiger Lizenzentzug bedeuten würde, wurde am Mittwoch schon vor dem Anwurf deutlich. Da wurden zwölf Hamburger Handball-Meisterteams in der Arena geehrt, ehe sie gemeinsam die Profis anfeuerten. „Der HSVH vereint alle Hamburger Handballspielerinnen und -spieler als Fans. Die Profis sind Vorbilder und für die Jugendarbeit von großer Bedeutung. Auch bei der Jugend-Kooperation unseres Verbandes mit dem HSVH merken wir, wie wichtig dieser Verein für den Hamburger Handball ist. Ein Lizenzentzug hätte schwerwiegende Folgen“, sagte Knuth Lange, Präsident des Hamburger Handballverbands.

Sportlich war die Pleite gegen die SG schnell zusammengefasst. Schon in der ersten Halbzeit machten die Hamburger viel zu viele Fehler, beim Flensburger Tempospiel konnten die Gastgeber oft nur hinterhergucken. „Es ist eine brutale Qualität auf allen Positionen bei Flensburg. Es reicht schon, eine Zehntelsekunde nicht aufmerksam zu sein, dann ist der Ball sofort bei Johannes Golla. Und dann ist er eben drin oder es gibt Siebenmeter“, sagte HSVH-Kapitän Niklas Weller.

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Hinzu kam, dass die Torhüter Johannes Bitter (zwei Paraden) und Jens Vortmann (drei) kaum etwas zu fassen bekamen und sich vorne neben vielen Fehlpässen auch unerklärliche Abschlussschwächen offenbarten. Die 8970 Zuschauer, darunter der 4,1-Millionen-Euro-Geldgeber Philipp Müller, sahen ungläubig mit an, wie Casper Mortensen keinen seiner drei freien Wurfchancen nutzte, zur Pause ausgewechselt wurde.

Vor dem Spiel hatte der Linksaußen noch angekündigt, sein 1000. Bundesligator erzielen zu wollen. Während Mortensen bei 997 stehenblieb, war zumindest Zoran Ilic mit sechs Toren bester HSVH-Werfer.