Hamburg. Nach einem emotionalem Aufreger reicht ein starker Auftritt nicht. Die Wilhelmsburger Basketballer verlieren in Bourg-en-Bresse.
Es war schon ein wenig unfair. Da absolvieren die Veolia Towers Hamburg im Basketball-EuroCup mal ein richtig gutes Spiel, und dann konnte anfangs keiner zusehen. Nahezu das komplette erste Viertel hing die TV-Verbindung aus Bourg-en-Bresse. Benka Barloschky fühlte seine Mannschaft ebenfalls unfair behandelt – von den Schiedsrichtern.
Eine Meckertirade führte am Mittwochabend zum vorzeitigen Ausschluss des Cheftrainers der Wilhelmsburger, die zu allem Überfluss nach überzeugendem Start noch mit 82:93 (31:20, 27:27, 9:26, 15:20) beim gastgebenden Club JL Cosea unterlagen. Play-in-Platz sechs ist für das Schlusslicht der Gruppe B nach der ersten Partie der Rückrunde nun schon drei Siege entfernt.
Benka Barloschky fliegt bei Niederlage der Veolia Towers Hamburg aus der Halle
Aber der Reihe nach. Gerade erst wieder per nun gängigem Signal aus Frankreich zugeschaltet, traf der im ersten Viertel mit neun Punkten überragende Jaizec Lottie zur Schlusssirene des ersten Viertels den Dreier zum 31:20. Der Spielmacher betrieb Werbung für sich.
Hätte Barloschky einen persönlichen Sponsor, hätte er womöglich wegen zu geringer Sichtbarkeit ein Problem bekommen. 2:20 Minuten im zweiten Abschnitt waren gespielt, als sich der 36-Jährige in Richtung der Katakomben verabschieden musste. Zuvor hatte Jordan Barnett einen Korbleger vergeben, bei dem Barloschky einen illegalen Kontakt der Verteidigung gesehen haben wollte und lautstark ein Foul forderte.
Cheftrainer der Wilhelmsburger ist Wiederholungstäter
Für das Schiedsrichtertrio offenbar zu vehement und zu unangemessen. Sie gaben dem privat sehr besonnenen Hamburger zwei technische Fouls in Serie, die zur Disqualifikation führen. Für Barloschky übernahm Co-Trainer Stanley Witt an der Seitenlinie, Jacob Hollatz rückte vom zweiten zum ersten Assistenten auf.
Ob ihm im EuroCup eine Sperre droht, muss erst noch geprüft werden. In der Bundesliga ist Barloschky ein Wiederholungstäter. In der vergangenen Saison hatte er beim Spiel in Chemnitz während einer Auszeit erbost „Fuck“ in ein per Angel in seinen Spielerkreis gehaltenes Mikrofon geschrien, da ihn dieses gestört hatte.
Towers spielen gegen JL Cosea Bourg-en-Bresse lange sehr gut mit
In der aktuellen Spielzeit war erneut ein Mikrofon Adressat von Barloschkys Frust. Bei der Partie in Ulm schlug er es, wieder in einer Auszeit, weg, es traf den „Angler“ im Gesicht, wofür der Coach unmittelbar um Entschuldigung bat. Die Liga belegte ihn dennoch mit einer Geldstrafe. Noch mal: Menschlich ist der zweifache Vater nachweislich über jegliche Zweifel erhaben, am Spielfeldrand lässt er seiner Emotionalität mitunter jedoch offenbar zu stark ihren Lauf.
Apropos Lauf: Die Towers kamen auch ohne ihren Chef nicht aus dem Tritt, machten beim Vorjahresfinalisten des EuroCups insbesondere offensiv ein richtig gutes Spiel. Zu diesem trug neben Lottie vor allem Nachverpflichtung Johnathan Stove mit bereits 19 Zählern zur Halbzeit bei. Im Pauseninterview zeigte sich der US-Amerikaner trotzdem unzufrieden. „Wir müssen aufhören zu foulen und Punkte an der Freiwurflinie zu verschenken“, mahnte der 28-Jährige an. Hamburgs Regisseur Brae Ivey saß mit drei frühen Fouls lange auf der Bank.
EuroCup-Finalist erweist sich letztlich als zu stark
Auf der Bank der Franzosen hatte derweil Coach Frederic Fauthoux, zugleich französischer Nationaltrainer, getobt. Nicht gegenüber den Unparteiischen, sondern seiner eigenen Mannschaft, deren Defensivleistung er als „lächerlich“ bezeichnet hatte. Die Botschaft kam an. Der Gastgeber verteidigten nach dem Seitenwechsel deutlich konsequenter und übernahmen die Führung. Lottie und Stove blieben im dritten Viertel ohne Punkte. Dennoch: Vorzeitig gab sich der krasse Außenseiter, dem Zsombor Maronka (Knöchel) und Keondre Kennedy (leistungsbedingt) fehlten, nicht geschlagen.
Der qualitativen Übermacht von Bourg-en-Bresse konnten sich letztlich aber auch die stark aufkommenden Kur Kuath und Kenneth Ogbe, der am Sonntag zum dritten Mal Vater und zum zweiten Mal eines Sohnes wurde, nicht mehr erwehren. „Ich bin trotzdem super stolz auf die Jungs, sie haben wirklich gekämpft. Letztlich haben wir ein paar Offensivrebounds zu viel abgegeben und ein paar freie Würfe zu wenig getroffen“, sagte Witt. Dass die Niederlage letztlich recht deutlich ausfiel, war nach diesem Auftritt schon ein wenig unfair.
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Veolia Towers Hamburg: Stove (22 Punkte), Lottie (19), Kuath (12), Ogbe (9), Barnett (8), Ivey (7), Wimberg (5), Rich, Turudić, Grey, Möller.