Hamburg. Wilhelmsburger Basketballer besiegen im Krisenduell die Skyliners Frankfurt und überzeugen dabei auf mehreren Ebenen.
Ästhetik ist etwas höchst Subjektives. Dennoch dürfte die Annahme mehrheitsfähig sein, dass die Veolia Towers Hamburg in den vergangenen Wochen vermutlich kein Komitee für einen Basketball-Schönheitspreis mit ihrer Spielweise davon überzeugt hätten, in die engere Auswahl der Finalisten zu kommen.
Ein Facelifting später dürfte die Jury ernsthaft ins Überlegen kommen. Was Mr. Basketball Johnathan Stove alles so bewirken kann. Doch es wäre zu kurz gegriffen, den sportlich wie optisch überzeugenden 91:78 (26:15, 21:24, 26:16, 18:23) gegen die Skyliners Frankfurt einzig mit der Neuverpflichtung zu assoziieren. Nahezu alle Türme, Cheftrainer Benka Barloschky und 3193 Zuschauer in der Inselpark Arena verlebten schlicht einen richtig schönen Sonnabendabend.
Veolia Towers Hamburg gewinnen deutlich gegen Skyliners Frankfurt
Den wunderbarsten dürfte jedoch jemand gehabt haben, der gar nicht da war. Am Vormittag hatte Kenneth Ogbe noch mit der Mannschaft trainiert, abends war er verschwunden. Ein eindeutiges Zeichen, dass die Geburt seines dritten Kindes unmittelbar bevorstand. Zsombor Maronka setzte aus, weil er seine Knöchelprobleme zuletzt mit Schmerzmitteln in den Griff zu bekommen versuchte, was der dauerhaften Heilung aber offenbar abträglich war. Keondre Kennedy wurde nicht eingesetzt. So blieben die Towers modelgleich ausgedünnt.
Aber die Weihnachtszeit ist dafür gemacht, sich ein kleines Polster anzufuttern – bei den Hamburgern ausdrücklich aufs Punktekonto bezogen. Daran arbeitete Barloschkys Team vom Sprungball an, führte früh mit 8:0 (4.) und hatte keinerlei Schwierigkeiten mit dem Aufsteiger.
Rückkehrer Patrick Heckmann bleibt für die Gäste blass
Dass auf der Gegenseite in Patrick Heckmann ein Akteur brandneu dabei war, der bis Dienstag noch für die Wilhelmsburger auflief, war so allenfalls ein netter Randaspekt, über den es dann allerdings keine Gründe für ausführliche Gespräche gab. Die Towers hätten übrigens verfügen können, dass der 32-Jährige in dieser Partie nicht eingesetzt wird. Sie gestatteten es. Heckmann erzielte zwei Punkte.
15 mehr waren es für Kur Kuath, und einer davon herausstechender als der andere. Mehrfach stellte der südsudanesische Center bei seinen Dunkings unter Beweis, dass rohe Gewalt zumindest aus dieser Perspektive etwas Ästhetisches hat. Über Brae Ivey, mit dem das Spiel der Towers weiter steht und fällt, liefen die Passstaffetten (ein Wort, das optisch immer an die kulinarisch schönen Pasta-Feten erinnert), sodass die Augen des Publikums mitunter kaum hinterherkamen. Zehn Vorlagen hatte der Spielmacher letztlich gesammelt.
Johnathon Stove genau, was die Towers benötigt haben
Stove wiederum offenbarte, dass er exakt das Profil bietet, das den zuvor in der Bundesliga viermal in Folge sieglosen Hamburgern noch gefehlt hat. Ein kräftiger Punktesammler mit Zug zum Korb, aber der nötigen Routine, um auch den Blick für die Mitspieler zu wahren. Jordan Barnett unterstrich seine aufsteigende Form. Dass er alle seiner fünf Würfe traf, nur den letzten, ziemlich obsoleten kurz vor Schluss verfehlte, war sozusagen Cindy Crawfords Leberfleck. Der winzige Makel, der echte Schönheit ausmacht.
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Veolia Towers Hamburg: Stove (18 Punkte), Kuath (17), Barnett (16), Ivey (12), Lottie (10), Wimberg (5), Rich (5), Turudić (4), Grey (2), Möller (2).