Hamburg. Wie der Neuzugang und Quasi-Neuzugang Jan Niklas Wimberg die Dynamik der zuletzt kriselnden Basketballer verändern.
Die Handschellen klickten nicht. Glück für Johnathan Stove, Pech für seine Opfer. So durfte der Matchwinner am Sonnabendabend nach dem 91:78 (26:15, 21:24, 26:16, 18:23)-Sieg der Veolia Towers Hamburg gegen die Skyliners Frankfurt breit strahlend und mit ordentlich Timbre in der Stimme von seiner „höllisch geschäftigen Woche“ berichten. Nach der eigentlich auch sein Arbeitgeber in Konflikt mit dem Basketball-Gesetz kommen müsste. Einen wie Stove mitten in der Saison zu verpflichten, allen anderen vor der Nase wegzuschnappen, grenzt schon an Trickbetrug.
„Der Kerl ist ein richtiger Gangster auf dem Spielfeld. Er geht mit der Einstellung aufs Parkett, sich alles zu nehmen, was er will“, sagte Christos Litsas, der bei den Towers als Datenanalyst arbeitet. Der Grieche musste sein umfangreiches Statistikdossier aber gar nicht wälzen, um den Wert des US-Amerikaners für seinen neuen Club abzulesen. 18 Punkte ergaunerte sich Stove gegen Frankfurt, war direkt Topscorer seines Teams und nahm sich die meisten Würfe heraus.
Johnathan Stove: Gangster auf dem Basketballfeld
Exakt dafür haben Cheftrainer Benka Barloschky und Sportchef Marvin Willoughby den 28-Jährigen, der die Saison in Griechenland begonnen hatte, nach Wilhelmsburg geholt. „Johnathan ist eine sehr, sehr gute Ergänzung. Wir haben nach jemandem gesucht, der sich seinen eigenen Wurf kreieren kann und explosiv zum Ring kommt“, sagte Barloschky.
Dieses Element hatte den bis dato – auch durch Verletzungen und einen sehr schwierigen Spielplan bedingt – durch die Saison kriselnden Towers gefehlt. Bis auf den weiterhin herausragenden Spielmacher Brae Ivey war der Kader zwar voll mit guten Spezialisten für ihre jeweiligen Rollen, aber keinem weiteren Gestalter. „Wir haben in den vergangenen Wochen große Probleme gehabt“, sagte Barloschky. Für das Selbstvertrauen sei der Sieg gegen den Aufsteiger „sehr wichtige“ gewesen, alles Weitere auf dem Parkett soll Stove erledigen.
Neuzugang vermittelt Glauben an Aufwärtstrend der Veolia Towers Hamburg
Am Glauben daran dürfte es dem 1,93-Meter-Mann nicht mangeln. Ein recht abseitiges Zitat vom Sonnabend stand sinnbildlich dafür, dass der in Baton Rouge (US-Bundesstaat Louisiana) geborene Guard primär das Positive in Herausforderungen sieht. „Viel Verkehr hier“, fiel ihm in seinen ersten Tagen in Hamburg auf, „das bedeutet aber auch, dass es hier viele interessante Dinge zu tun gibt.“
Kommende Woche sein Apartment zu beziehen, dürfte zu den weniger spannenden Beschäftigungen zählen, und kaum angekommen, muss Stove auch schon wieder weg. Nach Frankfurt kommt Frankreich, am Mittwoch treten die Towers zum Start in die Rückrunde des EuroCups in Bourg-en-Bresse an. „Gute Sache, jede zusätzliche Partie hilft mir, ein besseres Gefühl für die Jungs zu bekommen“, sagte Stove.
Jan Niklas Wimberg hat den Groove zurück
Die zusätzliche Belastung kommt auch Jan Niklas Wimberg entgegen, der inoffiziellen zweiten Nachverpflichtung. Nach mehr als dreimonatiger Pause wegen eines Beinbruchs verleiht auch der 2,07 Meter große Forward den Hamburgern eine weitere Dimension. Wenngleich Wimberg kein Basketball-Gangster ist – das Keckeste an ihm sind einige unscheinbare Tattoos – kann er auf dem Court einige ziemlich böse Sachen anstellen. Eine Defensive mit seinem Passspiel zu zerfleddern beispielsweise.
„Der Groove in meinem Spiel ist zurück, die Luft noch nicht“, sagte Wimberg, der mit 27:55 Minuten am längsten ran durfte. Kommt der 16-fache Nationalspieler besser in Form, könnte seine Mannschaft endlich die nötige Kohäsion im Kader entwickeln, um einen Endspurt im Kalenderjahr in Richtung Tabellenmittelfeld hinzulegen.
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Konflikte mit juristischen Autoritäten müssen sie dabei nicht fürchten. Stove sagt zwar: „Ich bin hergekommen, um ich zu sein. Dazu gehört, dass ich liefere, was auch immer von mir verlangt wird.“ Das alles besorgt er aber auf ganz legale Art und Weise.