Hamburg. Abendblatt zeigt die Etats der Vereine der Basketball-Bundesliga – mit Überraschungen. Was haben Hamburg, Berlin und Co. zur Verfügung?

  • Gesamt- sowie Spielerbudgets von 13 der 17 Clubs aus der Basketball-Bundesliga (BBL) veröffentlicht.
  • Welche vier Vereine ihre Zahlen nicht offengelegt haben.
  • Diese Zahlen sind von den Veolia Towers Hamburg bekannt.
  • Die Erstfassung dieses Artikels erschien am 25. November um 8 Uhr.

Marvin Willoughby gilt nicht als der spendabelste Sportchef der Basketball-Bundesliga (BBL). Es ist mehrfach verbrieft, dass dieser Fakt den Gründer der Veolia Towers Hamburg nicht ansatzweise tangiert. Mit dem selbst auferlegten Sparmantra haben er und sein Geschäftsführerkollege Jan Fischer die Wilhelmsburger stets auf sanftem sportlichen wie wirtschaftlichen Wachstumskurs gehalten.

Während andere Clubs, inklusive in Hamburg, immer wieder in finanzielle Schwierigkeiten gerieten, blieben die Towers ungeachtet externer Krisenherde solide – gerade nach dem Ausstieg des ehemaligen Sponsors und Hauptgesellschafters Tomislav Karajica, der seine Anteile verkaufte. Willoughby musste sich dennoch häufiger verteidigen und dafür rechtfertigen, dass Spieler nicht gehalten oder verpflichtet werden können. Andere Vereine seien finanzkräftiger, argumentierte der 46-Jährige.

Nun liegt schwarz auf weiß vor, dass diese Annahme korrekt ist. Dem Abendblatt lagen am Wochenende exklusiv die Gesamt- sowie Spielerbudgets von 13 der 17 Bundesligisten vor, die die BBL am Montagmittag nach der Berichterstattung darüber auch veröffentlichte.

Budgets der Basketball-Bundesligisten: Diese Zahlen sind von den Veolia Towers Hamburg bekannt

Ein komplett akkurates Vergleichsbild zeichnen die Daten allerdings nicht. Da die BBL bei einer Ligatagung erstmalig beschloss, die Etats offenzulegen, basierte die Teilnahme auf Freiwilligkeit. Der Deutsche Meister FC Bayern München, die Telekom Baskets Bonn, EWE Baskets Oldenburg und Aufsteiger Frankfurt Skyliners verzichteten darauf. Grundlegende Schlüsse lassen sich trotzdem aus der Budgettabelle ziehen.

Für die Towers vor allem dieser: Sie müssen ihre finanziellen Voraussetzungen sportlich übertreffen, um ihre Rivalen auf dem Parkett zu überflügeln. Der veranschlagte Haushalt beläuft sich nach Stand 15. Oktober demnach auf 5,661 Millionen Euro. Von den 13 bekannten Budgets bedeutet dies Rang acht für die Hamburger. Allerdings ist davon auszugehen, dass München, Oldenburg und Bonn darüber liegen, sodass die Towers allem Anschein nach über das elftmeiste Geld der Erstligisten verfügen.

Baskteball-Bundesliga: Spielerbudget der Veolia Towers Hamburg liegt unter denen vieler Konkurrenten

Noch entscheidender für die sportliche Perspektive ist allerdings das Spielerbudget. Die kompletten Aufwendungen, die Kosten für Spieler, Trainer- und Betreuerstab, Prämien für Akteure und Coaches, soziale Aufwendungen, Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG), Spielervermittlerprovisionen und Transferaufwand inkludieren, standen bei den Towers Mitte Oktober bei 2,102 Millionen Euro. Durch die Nachverpflichtung von Johnathan Stove dürften sie inzwischen angestiegen sein. Zudem rechnet Geschäftsführer Fischer (44) damit, dass bis zum Saisonende die Gesamteinnahmen über der Sechs-Millionen-Marke liegen dürften..

Johnathan Stove
Johnathan Stove (28) wechselte vergangene Woche zu den Veolia Towers, der US-Amerikaner belastet das Spielerbudget. © DPA Images | Hendrik Schmidt

Dennoch ergibt sich hier eine deutliche Diskrepanz zu vielen Konkurrenten. Von den 13 Clubs haben lediglich die BG Göttingen und der Syntainics MBC aus Weißenfels geringere Personalkosten, auch Frankfurt dürfte darunter liegen. Die Bilanz zeigt also, dass die Towers auf dem Transfermarkt aus guten Gründen noch nicht die ganz großen Sprünge machen können. Wirft Geld Körbe, dann wäre der Einzug in die Play-ins der Teams auf den besten Plätzen sieben bis zehn als Erfolg zu werten. Vor diesem Hintergrund wären die Erfolge aus den Vorjahren (20/21 7.; 21/22 7.; 23/24 10.) auch noch einmal höher zu bewerten.

Budgets der BBL-Vereine: Zahlen geben nur ein grobes Bild wieder

Jedoch ist auch hier von einer gewissen Unschärfe der Zahlen auszugehen. Einige Vereine könnten diverse Kosten, wie die für Wohnungen und Autos für das Sportpersonal, im Spieleretat verbuchen, andere an anderer Stelle. Hinzukommen weitere Sachkosten, sodass die exakten Werte nach Abendblatt-Informationen um 200.000 bis 400.000 Euro von den ausgewiesenen abweichen könnten.

Jan Fischer (43) ist Mitbegründer der Hamburg Towers.
Jan Fischer (44) ist kaufmännischer Geschäftsführer bei den Towers. © Witters | Tay-Duc Lam

„Die Veröffentlichung der Zahlen ist für uns Ansporn und Bestätigung zugleich“, sagt Fischer. Einerseits hätte der Club offenbar in der Vergangenheit gute Arbeit geleistet, „andererseits bleibt unser Ziel, in die Top sechs zu kommen“. Dazu fehlten momentan rund eine Million Euro im Gesamtetat. „Wir haben aber dieses Potenzial, sind in vielen Bereichen noch nicht ausvermarktet und sehen auch bei den Zuschauereinnahmen besonders im EuroCup Steigerungsmöglichkeiten.“

Veolia Towers wollen künftig häufiger in der Barclays Arena spielen

In der Bundesliga streben die Towers an, künftig zwei Begegnungen pro Saison in der Barclays Arena auszurichten. Für den 20. April 2025 ist bereits ein Termin gegen den FC Bayern München gebucht, künftig sollen es mehr werden. Mit 12.000 Plätzen bietet die Halle im Volkspark die fast vierfache Kapazität der Inselpark Arena in Wilhelmsburg (3400). Trotz höherer Miet- und Logistikkosten lohne sich der Umzug.

Interessant ist auch, dass Hamburg prozentual weniger Geld in die Mannschaft mobilisieren (mobilisieren kann) als Clubs wie beispielsweise die Fit/One Würzburg Baskets. Während Alba Berlin und Würzburg gut 56 Prozent ihres Etats in den Sport investieren können, sind es bei den Hamburgern lediglich 37 Prozent. Das ist, unter Berücksichtigung aller dem Abendblatt vorliegenden Zahlen, der geringste Anteil aller Bundesligisten.

BBL will sich Fans und Sponsoren öffnen

Das kann unter anderem daran liegen, dass Clubs wie Würzburg an den Spieltagen und im Umfeld mit sehr vielen Ehrenamtlichen arbeiten. Andere Vereine ächzen unter hohen Hallenmieten, Alba Berlin gehört in der Uber Arena dazu.

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Zur im europäischen Sport und speziell Basketball eher ungewöhnlichen Idee, derartige Finanzzahlen offenzulegen, kam die BBL übrigens im Zuge einer Transparenzoffensive. Dadurch soll Reichweite und mediale Aufmerksamkeit erzeugt werden, die die Liga wiederum für Fans und Sponsoren interessanter macht. Netter Nebeneffekt für die Towers: Er dürfte Diskussionen um Willoughbys Spendierfreudigkeit bis auf Weiteres ersticken.

Die Budgets in der Übersicht:
1. Alba Berlin: 14,671 Millionen Euro Gesamtetat (8,148 Millionen Euro Spieleretat)
2. ratiopharm Ulm 9,116 (3,599)
3. Rasta Vechta 6,960 (2,800)
4. Bamberg Baskets 6,682 (2,676)
5. Niners Chemnitz 6,411 (3,307)
6. Rostock Seawolves 6,340 (2,520)
7. Fit/One Würzburg Baskets 6,305 (3,506)
8. Veolia Towers Hamburg 5,661 (2,102)
9. MHP Riesen Ludwigsburg 5,486 (3,025)
10. Basketball Löwen Braunschweig 5,265 (2,166)
11. MLP Academics Heidelberg 5,060 (2,335)
12. BG Göttingen 4,516 (1,706)
13. Syntainics MBC Weißenfels 3,907 (1,815)

Nicht gelistet:
FC Bayern München, Schätzung: 28 Millionen
EWE Baskets Oldenburg, Schätzung: 7 bis 9 Millionen
Telekom Baskets Bonn, Schätzung: 6 bis 8 Millionen
Frankfurt Skyliners, Schätzung: 4 bis 6 Millionen