Hamburg. Die Saison der Basketballer droht zu kippen. Benka Barloschky exklusiv dazu. Kann er die Wende schaffen – oder wird es eng für ihn?
„Das ist eingepreist wie ein Ladendiebstahl in der Rechnung eines Marktes.“ Benka Barloschky ist ein Meister der Gleichnisse. Da macht dem Trainer der Veolia Towers Hamburg in der Basketball-Bundesliga (BBL) niemand etwas vor. Seinem Team machen in dieser Saison aber zu viele Konkurrenten etwas vor, nur vier von 16 Pflichtspielen haben die Wilhelmsburger gewonnen. Obwohl die ein oder andere Niederlage, vorrangig im EuroCup, eben eingepreist sei.
Barloschky lächelt trotzdem beim Gespräch mit dem Abendblatt. Nicht aufgesetzt, sondern bewusst. „Es geht uns gut“, sagt der 36-Jährige. Die Mannschaft habe einige Tage frei bekommen, steigt an diesem Dienstag wieder ins Training ein. An der Spielweise gebe es grundsätzlich wenig auszusetzen.
Veolia Towers Hamburg: Wie der Weg aus der Krise führen soll
„Aber klar ist da ein Zwiespalt zwischen Performance und Ergebnissen, mit denen wir ganz und gar nicht zufrieden sind. Es ist unser Anspruch, in der oberen Tabellenhälfte aufzutauchen“, sagt Barloschky. Dass die Towers als 15. der BBL und Letzter ihrer EuroCup-Gruppe weit davon entfernt sind, habe mehrere Gründe.
Die Verletztensituation allem voran, aber auch der schwierige Spielplan, der die aktuelle Bilanz auf dem Papier nahezu erwartbar gemacht hat. „Welche Gegner du wann spielst, ist super entscheidend. Dazu fehlte uns das Spielglück, durch eine solch schwierige Phase durchzukommen“, sagt Barloschky.
Benka Barloschky begründet die schwachen Resultate
Aus der Pflicht will er seine Akteure aber nicht nehmen: „Ich sehe die Spielkultur, wir haben Ausreißer nach oben, aber die nach unten gehen noch zu tief.“ Dazu besitzen einige Hamburger Schwierigkeiten mit der physischen Härte der BBL. Der EuroCup helfe, durch zusätzliche Partien mehr Konstanz reinzukriegen. „Aber ein Teil der Wahrheit ist, dass jede Niederlage dort etwas mit dir macht“, so Barloschky.
Dass die Towers ihre Ballverluste nicht signifikant reduzieren können, ist ebenfalls eingepreist. „Wenn man den Ball teilen möchte und viel passt, verliert man ihn automatisch häufiger“, sagt Barloschky, dessen Team hinter den Topclubs München und Berlin die dritthöchste Assistrate der Bundesliga aufweist. 66,9 Prozent ihrer Körbe geht eine direkte Vorlage voraus. „Was mich nervt, sind Ballverluste, weil wir nicht physisch genug sind. Da kriege ich die Krise“, sagt Barloschky.
Keondre Kennedy wackelt, Patrick Heckmann soll bleiben, Trainernamen kursieren
Denkbar ist, dass die Hamburger personell nachlegen. Zum einen soll der Ende November auslaufende Vertrag mit Patrick Heckmann möglichst verlängert werden. „Ich bin begeistert von ihm, beide Seiten wollen, dass es weitergeht. Es hängt am Geld“, so Barloschky.
Ein Wackelkandidat ist dagegen Keondre Kennedy, der Schwierigkeiten hatte, sich vom Niveau der zweiten italienischen Liga, aus der er kam, an das der Bundesliga anzupassen. „Er hat ein bisschen länger gebraucht zu verstehen, was er investieren muss, um auf dem Level zu bestehen“, sagt sein Coach, der den US-Amerikaner bereits einer „erzieherischen Maßnahme“ unterzog, in einem EuroCup-Spiel pausieren ließ. Kennedy habe gut darauf reagiert. Klar sei aber auch: „Wenn wir keine Spiele gewinnen, ist niemand sicher. Dann muss der Verein handeln und sich schützen.“
Wie zu erfahren war, sehen sich die Hamburger schon auf dem Transfermarkt um. Der Fokus liegt auf einem Flügelspieler. Gute Gespräche gab es bereits mit einem der Redaktion bekannten ehemaligen Bundesliga-Akteur, der zuletzt in Südosteuropa gespielt hat.
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Er selbst steht weiterhin unter dem Schutz von Sportchef Marvin Willoughby. Dazu sichert ihn sein Vertrag bis 2027 ab. Dass am Wochenende in der Szene Namen wie Ingo Freyer und Igor Miličić kursierten, entbehrt nach Abendblatt-Informationen jedweder Grundlage. Gerüchte sind jedoch Teil des Geschäfts. Anders gesagt: Sie sind eingepreist.