Hamburg. Die Basketballer wollen ihr Budget aufstocken und geben ein neues sportliches Ziel aus. Die Infrastruktur behindert sie dabei.

Es ist geschäftig im Büro von Jan Henning Fischer. Mal klingelt es an der Haustür zur Geschäftsstelle der Veolia Towers Hamburg am Kurt-Emmerich-Platz, und ständig bimmelt im Hintergrund das Telefon.

Alle wollen sie etwas vom Basketball-Bundesligisten, der Traum eines jeden Verkäufers. Nicht ganz richtig, aber auch nicht ganz falsch. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen, und zwischen all dem akustischen Wahnsinn sitzt der kaufmännische Geschäftsführer seelenruhig an seinem Schreibtisch.

Basketball: Hamburg Towers wollen Budget auf 7,5 Millionen Euro erhöhen

Fischers Traum und der seines Freundes und Kollegen Marvin Willoughby (46) ist längst wahr geworden: ein Basketballteam in die Bundesliga zu führen. Nun ist der studierte Soziologe aber offiziell vom Titel her auch Verkäufer geworden, und da sind bekanntlich keine Grenzen nach oben gesetzt. Oder doch?

Mit einem Gesamtetat von knapp 5,5 Millionen Euro liegen die Towers direkt im Mittelfeld der Bundesliga. Die Mannschaft schneidet als aktuell Neunter dennoch besser ab, als sie eigentlich sollte, denn das Spielerbudget ist eher auf den Rängen elf bis zwölf einzusortieren.

Top sechs: Veolia Towers rufen neues Ziel aus

Rund die Hälfte des jährlichen Haushaltsvolumens investieren die Wilhelmsburger in den Personalaufwand, den Großteil davon in die Akteure. Das nach dem Aufstieg 2019 gestellte Ziel, sich in der Bundesliga zu etablieren, haben sie damit erreicht. Zeit also, das nächste auszurufen.

„Wir möchten gern dauerhaft in die Top sechs vorstoßen. Davon sind wir im Etat noch gut zwei Millionen Euro entfernt“, sagt Fischer (43). Wie das fehlende Geld eingesammelt werden soll? Um den langjährigen italienischen Bayern-Trainer und Sprachvirtuosen Andrea Trinchieri zu zitieren: „It’s simpel, but it’s schwierig.“ (Es ist einfach, aber schwierig.)

Veolia-Vertrag läuft bis 2025. Wie geht es mit dem Namenssponsor weiter?

Im Sponsoring sieht Fischer das größte Potenzial. „Wir haben noch wertige und TV-relevante Flächen zu vergeben“, sagt der gebürtige Wedeler. Der Umweltdienstleister Veolia kaufte die Namensrechte 2022 für gut eine Million Euro.

Zunächst wurde der Vertrag für drei Jahre aufgesetzt, jedoch mit der klaren Prämisse, eine deutlich längere Partnerschaft anzustreben. Daher gilt eine Verlängerung vom kommenden Sommer an zu verbesserten Bezügen als sehr wahrscheinlich. „Wir sind im ständigen, guten Austausch“, sagt Fischer.

Basketball: Hauptsponsor gesucht, mittlere sechsstellige Summe gefordert

Unterhalb des Toplevels haben die Towers mit den Hamburger Energiewerken und dem Aufzugsbauer Schindler zwei Exklusivpartner, sechs Premiumpartner, 29 Partner, 16 Business-Club-Mitglieder sowie zwei Firmen, die das Mikrosponsoring „Helpside“ betreiben.

Einen Hauptsponsor, einhergehend mit der prominenten Fläche auf der Trikotbrust, präsentiert der elf Jahre alte Club seit den Rückzügen der VTG und von 28 Black nicht mehr, die jeweils einen mittleren sechsstelligen Betrag gezahlt haben sollen. Verfügbar sind zudem die gut sichtbaren Flächen im Mittelkreis, Freiwurfkreis und an den Zonenrändern des Spielfelds.

Towers wollen eine Million Euro Sponsorengelder einsammeln

Circa eine Million Euro seien damit zu verdienen, rechnet Fischer. Weitere 150.000 Euro könnte zusätzliche Vermarktung im internationalen Wettbewerb einbringen. Die Towers treten wohl auch kommende Saison im EuroCup an.

Dass die Vermarktung seit gut einem Jahr vom externen Dienstleister More than Sports in die vereinseigenen Hände des dafür verpflichteten früheren Bundesligaspielers und deutschen Meisters Bernd Kruel (47) gelegt wurde, habe positive Effekte, sagt Fischer. „Die Sponsoren schätzen es, einen direkten Ansprechpartner vom Verein zu haben. Auch an potenziellen Neukunden sind wir dran, das sieht momentan ganz gut aus.“

Inselpark Arena für Hamburgs Basketballer auf Dauer zu klein

Der Bereich des VIP-Ticketings sei auch minimal ausbaufähig von aktuell knapp 170 Dauerkarten auf maximal 200. Mehr geben die Räumlichkeiten der Inselpark Arena nicht her. Weitere 200.000 Euro könnten dadurch erwirtschaftet werden.

Wer nun den Taschenrechner anwirft, kommt in Summe auf 1,35 Millionen Euro. Fehlen also 650.000 Euro – it’s schwierig. Denn diese müssten sich aus verkauften Eintrittskarten generieren, das wären im Schnitt 1800 bis 2000 mehr als bisher.

Towers-Boss Fischer: „Größere Halle ist der entscheidende Hebel"

Die Inselpark Arena mit ihren 3400 Plätzen ist aber zu 93 Prozent ausgelastet, der Bau einer eigenen Halle derzeit nicht realistisch absehbar, und wie gegen den FC Bayern München in die Barclays Arena zu gehen, planen die Towers nur maximal zweimal pro Saison. Zwar war die Begegnung mit 12.000 Besuchern ausverkauft, doch die Lokalität ist selten verfügbar, der Umzug dazu teuer.

Ab ungefähr 6000 Zuschauern sei ein Ortswechsel rentabel, „aber es wären mehr nötig, damit wir besser verdienen als bei Spielen in einem ausverkauften Inselpark“, sagt Fischer. „Es ist offenkundig: Um wirtschaftlich zu wachsen und in die oberen Regionen der Tabelle vorzustoßen, ist eine größere Halle der entscheidende Hebel.“

Wachstumsmarkt Metropolregion Hamburg: Folgen die Towers den Sea Devils?

Das Potenzial der Towers liege bei 6000 bis 7000 Fans pro Spiel, schätzt er. Schon jetzt sei der Club weit über die Keimzelle Wilhelmsburg hinaus gewachsen.

„Unser Publikum kommt aus ganz Hamburg, wir wollen künftig die Metropolregion stärker ins Auge fassen“, sagt der Vereinsmitbegründer. Eine Nordtour mit Heimspielen in unterschiedlichen Städten, wie sie die Footballer der Sea Devils in diesem Jahr durchführen, sei aber ausgeschlossen.

Spürbar sei ein Effekt durch den neuen TV-Partner Dyn. Dass Bewegtbilder nun praktisch live über die sozialen Medien geteilt werden können, lasse die Reichweiten in die Höhe schneller. Alle wollen etwas von den Towers? Alle wollen die Towers! „Und das nehmen auch Sponsoren wohlwollend zur Kenntnis“, sagt Fischer.