Hamburg. Die Wilhelmsburger Basketballer treffen auf den alten Zweitligarivalen Niners Chemnitz. Die Partie wird erst spät entschieden.

Derby? Da war doch was an diesem Wochenende. Nachdem Marvin Willoughby am Freitagabend den 1:0-Sieg des von ihm favorisierten HSV gegen den FC St. Pauli live im Volksparkstadion verfolgte, stand für den Geschäftsführer der Veolia Towers Hamburg am Sonnabendabend direkt das nächste an.

Klingt seltsam, wenn der Gegner auf den Namen Niners Chemnitz hört und geografisch wenig mit den Wilhelmsburgern eint. Tatsächlich besteht aber mit keinem Kontrahenten eine derartige Rivalität wie mit den Sachsen, bei denen die Hamburger 2019 den Aufstieg in die Basketball-Bundesliga feierten. Seit die Ostdeutschen ein Jahr später nachzogen, verloren die Hamburger fast jedes Duell. So auch dieses vor 3260 Zuschauern in der Inselpark Arena knapp mit 79:85 (22:22, 17:22, 20:23, 20:18).

Basketball: Veolia Towers Hamburg unterliegen Niners Chemnitz

Im Kampf um die Play-ins der Mannschaften der Ränge sieben bis zehn ist das ein Rückschlag für das Team von Cheftrainer Benka Barloschky. Von den ausstehenden Begegnungen bei den als Absteiger feststehenden Tigers Tübingen sowie gegen die BG Göttingen sollte mindestens eine gewonnen werden.

Den Druck hatte Verfolger Bamberg Baskets bereits vor dem Spiel erhöht. Die Franken gewannen deutlich beim Vorletzten Hakro Merlins Crailsheim, verbesserten sich auf 14 Siege. Da den Süddeutschen der direkte Vergleich gehört, müssen die Towers (15 Erfolge) in der Endabrechnung mindestens einmal häufiger gewinnen, um Platz zehn zu halten.

Knieprobleme: Center Dziewa fehlt den Towers erneut

Gegen Chemnitz war diese Aufgabe zu kompliziert. Erschwerend kam hinzu, dass Center Aleksander Dziewa erneut wegen einer schweren Prellung des linken Knies aussetzen musste. Immerhin war sein Vertreter Jonas Wohlfarth-Bottermann zurück.

Die Impulse setzten aber andere, allen voran Mark Hughes. Das insofern beeindruckend, da der US-Amerikaner zuletzt regelmäßig als siebter Ausländer aussetzten musste, seine Rolle aber klaglos annimmt. „Ich kann die Entscheidung verstehen und bleibe positiv", hatte der 27-Jährige dazu gesagt.

Europapokalsieger Chemnitz setzt sich nach der Halbzeit ab

Positiv war auch sein Beitrag dazu, dass die Partie gegen den frischgebackenen Europe-Cup-Gewinner offen blieb. Das ging bis zum 31:32 (14.), das Brae Ivey per Halbdistanzwurf erzielte, gut. Anschließend hatten die Gastgeber größere Schwierigkeiten, gegen die beste Defensive der Bundesliga zu punkten, packten ihrerseits in der Verteidigung allerdings stärker zu, um zur Halbzeit bis auf 39:44 dranzubleiben.

Das gelang nach dem Seitenwechsel zunächst nicht mehr. Einerseits, weil die Towers es offensiv an System vermissen ließen und stattdessen eher auf unstrukturierte Einzelaktionen setzten. Andererseits, weil die Qualität des Tabellendritten in dieser Saison in Normalform ein Level über dem der Hamburger ist.

Towers lassen sich vom ehemaligen Aufstiegsrivalen nicht abschütteln

Sinnbildlich dafür stand Center Kevin Yebo, der 2019/20 noch bei den Towers kaum eine Rolle spielte, inzwischen aber einer der besten Akteure der Liga ist. Bei seiner Rückkehr in den Inselpark erzielte er 18 Punkte.

Immerhin: Ivey, der für den diesmal schwächelnde Aljami Durham als Spielmacher in die Bresche sprang, und Hughes standen ihm in wenig nach. Die US-Amerikaner sorgten mit klugen Aktionen dafür, dass aus einem 17-Punkte-Rückstand (48:65/27.) einer von nur drei Zählern wurde (65:68/32.).

Derbyatmosphäre beim Towers-Spiel gegen Chemnitz

Und dann so richtig Derbyatmosphäre drin. Jeder Treffer wurde frenetisch gefeiert. Chemnitz musste ähnlich cool bleiben, wie im Europokalfinale in Istanbul.

Das Problem aus Towers-Sicht: Das gelang dem Favoriten erneut. Es waren Kleinigkeiten, die entschieden. Ein Offensivfoul hier, eine verpasste Defensivrotation da. Man kann verstehen, weswegen Barloschky ständig predigt, auf die Details zu achten.

Ivey Topscorer der Hamburg Towers

Markante Details: zu viele Ballverluste (17) und abgegebene Offensivrebounds (16). So wurde aus Willoughbys Derbyfreude binnen eines Tages Derbyfrust.

Veolia Towers Hamburg: Ivey (15 Punkte), Hughes (14), Christmas (13), Meisner (10), Hinrichs (8), Durham (7), King (6), Wohlfarth-Bottermann (3), Möller (3), Hoffmann.