Hamburg. Hamburgs Basketballer treten in der Bundesliga beim Syntainics MBC in Weißenfels an, mit dem eine offene Rechnung zu begleichen ist.

Vor 50 Jahren war Benka Stanislas Barloschky noch nicht angedacht. Aber irgendwas, das ein halbes Jahrhundert zuvor geschehen war, bahnte sich den Weg ins Sprachzentrum des Cheftrainers der Veolia Towers Hamburg, als er sich zur Doppelbelastung seiner Basketballer in Bundesliga und EuroCup äußern sollte.

„Wir kämpfen im EuroCup nicht mit gleichen Mitteln. Das ist, als würde der 1. FC Mainz plötzlich in der Champions League spielen und würde alle zwei Wochen gegen Paris St.-Germain antreten“, sagte Barloschky im Stil von Carmen Thomas, denn eigentlich meinte er den FSV Mainz 05.

Veolia Towers Hamburg treten beim MBC Weißenfels an

Thomas hatte 1973 als Moderatorin des ZDF-Sportstudios versehentlich von „Schalke 05“ anstatt Schalke 04 geredet, was für reichlich Häme gesorgt hatte. Der heute 77-Jährigen schadete der Versprecher allerdings nur kurzfristig, später legte die Düsseldorferin eine erfolgreiche Karriere hin.

Und auch bei den Wilhelmsburgern kommt in der Summe dasselbe bei heraus: Ihnen werden Lektionen eingebläut, die ihre Leistungsfähigkeit in der Bundesliga langfristig verbessern. Wie weit das nächste Kapitel im Buch der Korbjägerlehre bereits verinnerlicht worden ist, wird sich an diesem Sonnabend (18.30 Uhr/Dyn) im Auswärtsspiel beim Syntainics MBC aus Weißenfels zeigen.

Barloschky hat Demütigung vergessen

Ein anderes Kapitel hat Barloschky dagegen längst geschlossen. Das vom vergangenen Auftritt der Towers in Sachsen-Anhalt, als sie am 22. April mit 80:123 die zweithöchste Niederlage ihrer zehnjährigen Vereinsgeschichte kassierten. „Ich erinnere mich nicht mehr daran. Es ist auch sinnlos, weil beide Mannschaften so gut wie nichts mit denen aus der Vorsaison gemein haben“, sagt der 35-Jährige.

In der Tat zeigt sich der Mitteldeutsche Basketballclub in dieser Spielzeit verbessert. Nachdem vergangene Serien von Abstiegssorgen und scheinbar in der Vereins-DNA verankerten Defensivproblemen gekennzeichnet waren, dürften die Ostdeutschen unter dem einstigen Oldenburger Meistertrainer Predrag Krunic (56) im Normalfall frühzeitig den Klassenerhalt anpeilen. Nach fünf Auftaktpleiten gewann der MBC drei Partien in Serie, darunter spektakulär mit 108:75 bei Alba Berlin, ehe es vergangenen Montag eine 72:88-Niederlage gegen die Würzburg Baskets gab.

Finanziell sind beide Teams keine Kellerkinder

Auch finanziell ist Weißenfels kein Kellerkind mehr, aktuelle Zahlen der Bundesliga weisen den Vorsaison-16. nach Abendblatt-Informationen im soliden unteren Mittelfeld aus. Die Towers befinden sich mit ihrem Gesamtetat von knapp 5,5 Millionen Euro genau mittendrin – und haben ebenfalls mit der labilen Truppe der Endphase vergangener Saison sowie vom Anfang dieser nur noch wenig zu tun.

„Wir sind in unserem Prozess mittlerweile so weit, dass wir nach Niederlagen im EuroCup, wie zuletzt beim 77:93 in Venedig, richtig frustriert sind“, sagt Barloschky. Auf Schlappen in der Bundesliga trifft das ohnehin zu und wäre auch beim 50:50-Spiel in der 33.000-Einwohner-Mittelstadt im Burgenlandkreis der Fall.

Hamburg beklagt zu viele Ballverluste

Zuletzt wurde die Problematik der Ballverluste bei den Hamburgern, denen voraussichtlich alle Akteure fit zur Verfügung stehen, wieder akuter. „Das ist eine Sache des Vertrauens in die Mitspieler. Ist einer frei, muss der Ball dorthin fliegen“, sagt Barloschky.

Defensiv habe seine Mannschaft auch dank der Partien im EuroCup inzwischen aber verinnerlicht, „keinen einzigen Angriff abzuschalten. Obwohl das eine brutale Herausforderung ist“. So wie für Mainz gegen Paris St.-Germain.