Hamburg. Die Hamburger Basketballer treffen im Spitzenspiel auf die Niners Chemnitz, ihr Spielmacher ist dabei unverzichtbar.

Ob Leif Möller in seiner Karriere bisher eher zu früh oder zu spät gekommen ist, ist eine Frage der Perspektive. Einerseits unterschrieb er bereits 2020 seinen Profivertrag bei den Veolia Towers Hamburg, andererseits hat er nach drei Jahren voller teils abstruser Verletzungen erst jetzt die Gelegenheit, beim Basketball-Bundesligisten sein Talent zu zeigen.

An diesem Freitag kommt der 20-Jährige jedenfalls nur vermeintlich zu früh in Ostdeutschland an. Am Sonnabend (18 Uhr) sieht der Spielplan des Kooperationspartners SC Rist Wedel die Drittligapartie bei den SBB Baskets Wolmirstedt in Sachsen-Anhalt vor – doch Möller ist bereits an diesem Freitag (20 Uhr/Dyn) in Sachsen für die Towers unabkömmlich beim Topspiel bei den Niners Chemnitz.

Veolia Towers Hamburg treffen im Topspiel auf Chemnitz

Zweimal richtig gelesen: Die Wilhelmsburger, Gewinner von vier Bundesligaspielen in Serie, sind in einer Spitzenbegegnung gegen den wettbewerbsübergreifend seit 14 (!) Partien unbesiegten Tabellenzweiten involviert, und Möller ist genau dort, wo er hingehört. Als Ersatzmann von Spielmacher Aljami Durham hat sich der Sohn des ehemaligen Bundesligaprofis Olaf Möller und einer Isländerin bei Cheftrainer Benka Barloschky festgespielt.

Sein Vater, 1998 Pokalsieger mit dem TVG Trier, ist bis heute einer seiner wichtigsten Förderer. "Wir haben ein sehr enges Verhältnis, er hat mir das Werfen beigebracht", sagt Leif Möller.

Vater Olaf Möller gewann mit Trier den Pokal

Von der Spielweise unterscheiden sich die beiden jedoch deutlich. "Er hat mit seinen 2,01 Meter Power Forward gespielt, ich mit nur zwei Zentimetern weniger bin ein Point Guard. Der Basketball hat sich schon sehr verändert", sagt der 1,99-Meter-Youngster.

Vor allem die Selbstverständlichkeit, mit der Rechtshänder sich seine vom Papa gelehrten Würfe nimmt und die gegnerische Defensive manipuliert, sticht heraus. Selbst im EuroCup steht Möller vor allem im Angriff seinen Mann.

Barloschky lobt sein Spielmachertalent

"Die Spielzeit im internationalen Wettbewerb ist sehr wertvoll. Sie hilft, um in einen Rhythmus zu kommen und Selbstvertrauen zu gewinnen. Zudem kann ich viel lernen, weil die Gegner häufig physischer, aggressiver und talentierter sind als in der Bundesliga, die Guards sind größer und schlauer", sagt Möller, der sich dank seines Zweitspielrechts in Wedel nicht über zu wenig Rhythmus beschweren kann.

"Leif hat sich in der ProB in Wedel viel Selbstbewusstsein geholt, das ihm auch bei uns hilft", sagt Barloschky. "Er hat in den vergangenen Jahren sehr, sehr hart gearbeitet und ist für uns mittlerweile zur festen Option geworden."

Dreier mit Brett gehört langsam zum Repertoire

Für Möller wiederum zur festen Option geworden zu sein scheint der Dreier mit Brett. "Da hatte er Glück", hatte Barloschky nach dem 94:90-Sieg gegen die Bamberg Baskets noch über den eher untypischen Treffer gesagt. Beim 71:84 im EuroCup gegen die BC Vilnius Wolves wiederholte Möller dieses vermutlich unfreiwillige Kunststück jedoch.

"Langsam könnte man sagen, ich arbeite bewusst daran", scherzt er. Dass er aber überhaupt so viel trifft und vor allem wirft, ist für einen jungen deutschen Spieler ungewöhnlich.

Lange Verletzungspause ist endlich vorbei

„Ich wollte nie ein Spieler werden, der nur in der Ecke versauert und ab und an mal einen Dreier wirft. Ich weiß, das ich mehr kann, und das möchte ich zeigen“, sagt Möller.

Genau das konnte er während seiner langen Leidenszeit jedoch nicht. Eine lädierte Hacke, entzündete Wunden, kaputte Finger, selbst ein Fahrradunfall - irgendetwas war immer. In der vergangenen Saison zwang Möller das Patellaspitzensyndrom an beiden Knien zu einer siebenmonatigen Pause.

Möller über Leidenszeit: "Hat mich fertig gemacht"

"Darauf konnte ich mich mental zumindest einstellen. Richtig fertig gemacht hat mich aber ein Problem am Fuß während der Vorbereitung, weil das überraschend kam", sagt Möller. „Es war hart für mich, weil ich nicht vorangekommen bin, im Training anfangs oft Probleme hatte.“

Aber welche Wahl blieb ihm? „Für mich war immer klar, dass ich Bundesliga spielen will, dann führt kein Weg daran vorbei, immer weiterzuarbeiten.“

Zusammenarbeit mit Yogalehrer Schnitzer hilft

Geholfen hat ihm in dieser Zeit auch die Zusammenarbeit mit dem Yogalehrer Markus Schnitzer aus Stuttgart, die sein Berater Jan Rohdewald arrangiert hat. „Der Typ ist eine Legende“, sagt Möller über Schnitzer.

„Von Yoga und Atemtechniken habe ich schon immer etwas gehalten, aber Markus ist vor allem mental ganz wichtig für mich. Er ist ein guter Freund geworden“, sagt der gebürtige Wedeler.

Möller begründet Aufschwung der Towers

Zum Aufschwung seiner Performance und der der Towers lassen sich Parallelen ziehen. "Es war ein langer Prozess - für mich wie für das Team. Wir haben aber immer unseren Plan verfolgt und sind jetzt an einen Punkt gekommen, an dem wir den Ball viel besser bewegen, jeder ist offensiv nun eine Gefahr, und an dem wir intensiv verteidigen."

Eine intensive Phase liegt auch hinter Möller. Um durchzustarten, musste er durchatmen. Nun ist Leif wieder live im Spiel der Towers, für die seine Leistungsexplosion genau zur richtigen Zeit kommt.