Hamburg. Die Hamburger Basketballer unterliegen dem neuen Bundesligaspitzenreiter Niners Chemnitz mit 87:96. Was den Coach sauer machte.
Die gute Kinderstube, die ihm im Bremer Elternhaus zuteil wurde, und die er auch seinen Kindern Bruno und Lola bietet, vergaß Benka Barloschky für einige Sekunden. Der Cheftrainer der Veolia Towers Hamburg hatte Redebedarf.
Zunächst mit seiner Mannschaft, die nach sieben Minuten mit 6:14 bei den Niners Chemnitz zurücklag, die er in der Auszeit wissen ließ: „Fuck, ihr müsst die Physis annehmen. Fuck, die Schiedsrichter werden uns nicht helfen. Fuck, wir brauchen sie nicht.“ Dann wollte es der 35-Jährige auch ganz Basketball-Deutschland mitteilen, was er mit den Sachsen vorhat, indem er sich extra aufrichtete, um ins Angelmikrofon, das seine Worte live übertrug, zu brüllen: „Fuck them!“ (Fickt sie)
Veolia Towers Hamburg verschlafen Start bei Niners Chemnitz
Ins Bett mussten die Wilhelmsburger allerdings gar nicht, sie schienen den Beginn der Partie bereits schläfrig dort verbracht zu haben, kassierten einen 0:13-Lauf bis zum 6:21 (8.), was auch Barloschkys Wutanfall erklärte. Das Erwachen kam. Doch die Versuche, die Mannschaftsmitglieder zum Stehen zu kriegen, kosteten zu viel Kraft. Nach zuletzt vier Siegen in der Bundesliga verloren die Towers mit 87:96 (18:26, 22:19, 21:27, 26:24) wieder eine Partie.
„Die Ansage haben wir gebraucht, und noch mehr. Wir waren anfangs zu zimperlich, haben uns dann aber am Riemen gerissen“, sagte Distanzwurfspezialist Nico Brauner zu dieser blauen Pille von Auszeit. Dieser war, wie schon am Dienstag im EuroCup gegen Vilnius, ein komplett verkorkster Start der Towers vorausgegangen. Die Gäste wirkten unvorbereitet, verloren den Ball viel zu simpel und gestatteten dem, zumindest über Nacht, neuen Tabellenführer offene Abschlüsse.
Duelle beider Rivalen schon zu Zweitligazeiten packend
Dass Barloschky seinem Team sehr wohl im Vorwege gezeigt hatte, was die wettbewerbsübergreifend nun 15 Spiele in Folge siegreichen Niners so stark macht, offenbarte sich im zweiten Viertel. Denn Hamburg, das ohne den kranken Center Aleksander Dziewa auskommen musste, verzichtete nun auch auf dem Feld anstatt nur verbal auf die gute Kinderstube und balgte fleißig mit.
Hinzu kamen die Emotionen. Wenn es so etwas wie einen Rivalen für die Towers gibt, dann sind es die Chemnitzer, gegen die es schon zu gemeinsamen Zweitligazeiten packende Duelle gab. Dies alles schien zu motivieren. In Konsequenz penetrierte vor allem Aljami Durham (elf Freiwürfe) derart vehement zum Korb, dass die Schiedsrichter gar nicht anders konnten, als doch zu helfen.
Barloschky verärgert über Leistung seines Teams
32 Freiwürfe, was im Saisonschnitt Ligabestwert wäre, wurden den Hamburgern zugesprochen, 27 verwandelten sie davon, darunter die beiden von Will Christmas, die sie auf 31:33 (16.) heranbrachten. Allerdings brachte sich Barloschkys Mannschaft mit 20 Ballverlusten um alle Chancen, das Comeback zu vollenden.
Immerhin: Wie üblich präsentierten sich die Towers widerstandsfähig. Selbst ein 64:79 (32.) im Schlussviertel hatte wenig zu bedeuten, die Begegnung blieb bis kurz vor Ende kompetitiv – und für Barloschky darüber hinaus. Der Coach beschwerte sich beim Abklatschen bei Niners-Trainer Rodrigo Pastore. „Ich habe großen Respekt vor Chemnitz“, sagte er später schon wieder so wohl erzogen, wie man ihn kennt.
Veolia Towers Hamburg: King (30 Punkte), Durham (23), Christmas (13), Wohlfarth-Bottermann (7), Hinrichs (5), Hughes (5), Reece (4), Brauner, Möller, Meisner.