Hamburg. Nach der wettbewerbsübergreifend siebten Pleite der Veolia Towers Hamburg: Jonas Wohlfarth-Bottermann nimmt Willoughby in die Pflicht.

Wir wollen das Gefühl konservieren und mit ins Training nehmen“: Dieses Vorhaben hatte Towers-Trainer Benka Barloschky nach der 69:105-Niederlage im EuroCup gegen Paris Basketball unter der Woche angekündigt. Dass der Plan offenbar nicht richtig funktionierte, zeigte nun das Bundesliga-Spiel am Sonnabend gegen ratiopharm Ulm: Erneut verloren die Veolia Towers Hamburg mit 78:94 (12:30, 25:24, 19:17, 21:23), erneut war das Spiel schon nach dem ersten Viertel schon so gut wie entschieden, erneut bleiben Fragen offen.

Fragen, auf die Barloschky auch nach der wettbewerbsübergreifend siebten Pleite immer wieder die gleichen Antworten gibt. „Wir müssen hinbekommen, vier Viertel unser Spiel zu spielen“, sagte der 35-Jährige sowohl nach dem Spiel gegen Ulm, als auch nach der deutlichen Niederlage gegen Paris.

Hamburg Towers: Spieler und Fans nach Niederlage frustriert

Und auch der Satz „Wir haben gegen sehr gute Gegner gespielt“ scheint mittlerweile zum festen Repertoire seiner Statements zu gehören. Das mag im Fall von EuroLeague-Anwärter Paris und dem deutschen Meister Ulm stimmen, aber dennoch: Wann die Towers selbst wieder zu einem guten Gegner werden, lässt der Coach offen. Stattdessen beobachtet Barloschky immer wieder einen „Qualitätszuwachs“ seiner Mannschaft, will am System festhalten und betont, wie wichtig es sei, die Ruhe zu bewahren.

Schwierig wird dieser Plan allerdings, wenn sowohl Spieler als auch Fans immer frustrierter werden. Und dass sie das tun, daran besteht kein Zweifel. Erstmals wurden die Wilhelmsburger von vielen der 2944 Fans auf den Tribünen ausgepfiffen. Und wie schon bei der EuroCup-Partie gegen Paris verließen einzelne Fans schon vor Spielende die edel-optics.de Arena – ein Verhalten, das nicht gerade für die Spannung des Bundesligaspiels spricht.

Barloschky trotz Pleite: „Die Mannschaft wird immer besser“

Auch wenn die Hamburger nach einem vorausgegangenen 15:0-Lauf der Ulmer mit neuem Kampfgeist aus der Halbzeit kamen, waren die Qualitätsunterschiede zu gravierend. Immerhin: Center Aleksander Dziewa gelnag mit 24 Punkten seine neue Bundesliga-Bestleistung. Trösten konnte aber auch das den polnischen Nationalspieler nicht: „Die Niederlage ist wirklich frustrierend“, sagte der Pole nach Spielende. Da nützte es dem 2,05-Meter-Mann auch nicht, dass Barloschky direkt nach der Niederlage feststellte: „Die Mannschaft wird immer besser.“

Noch deutlich drastischere Worte als Dziewa fand Jonas Wohlfarth-Bottermann: „Ich weiß nicht, was es ist. Es klickt nicht, es reicht einfach nicht“, erklärte der 2,08 Meter große Center sichtlich unzufrieden. Verständlich, denn seine Zeit bei den Towers dürfte sich der erfahrene Profi und Nationalspieler anders vorgestellt haben, nachden er im Sommer 2022 von den MHP Riesen Ludwigsburg an die Elbe kam.

Wohlfarth-Bottermann und Meisner ist der Frust anzumerken

„Als das Angebot aus Hamburg kam, musste ich nicht lange überlegen. Ich habe die Towers in den letzten Jahren immer wieder mit einem Auge verfolgt. Ich bin absolut überzeugt von der Entwicklung und freue mich sehr, ab sofort ein Teil davon zu sein“, begründete der gebürtige Bonner damals seine Entscheidung. Worte, bei denen mit Blick auf die aktuelle Entwicklung der Towers fraglich ist, ob er sie noch mal wiederholen würde. Schließlich muss sich der 33-Jährige nun statt einer Qualifikation für die Play-offs mit dem Thema Abstieg beschäftigen.

Ähnlich dürfte es Forward Lukas Meisner gehen, der schon seit 2021 Teil des Wilhelmsburger Kaders ist. Vor seiner Station bei den Towers sammelte der 28-Jährige schon mit Medi Bayreuth und Braunschweig Bundesligaerfahrung, spielte mehrere Jahre lang in der Nationalmannschaft. Doch selbst dem erfahrenen Bundesligaspieler ist die Unsicherheit im Team mittlerweile auf dem Feld anzumerken. Fest steht: Für diese Stellung in der BBL haben Meisner und Wohlfarth-Bottermann nicht unterschrieben.

Wohlfarth-Bottermann nimmt Willoughby in die Pflicht

Und dennoch: Zweifel an Trainer Barloschky wollte Wohlfarth-Bottermann nicht aufkommen lassen: „Benka wird alles geben, wir stehen hinter ihm, das ist nicht das Problem. Es gibt genug andere Leute im Verein, die dafür verantwortlich sind“. Namen nannte Wohlfarth-Bottermann nicht, dürfte aber damit in erster Linie seine US-amerikanischen Teamkollegen sowie Sportchef Marvin Willoughby gemeint haben.

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Es ist kein Geheimnis, dass die US-Amerikaner überwiegend auf Einzelaktionen setzen und so die Spielzüge gefährden – und Marvin Willoughby für die Verpflichtung eben dieser verantwortlich ist.

Sportchef Willoughby will an Barloschky festhalten

Nach Abendblatt-Informationen will der Sportchef an Trainer Barloschky festhalten. Als wahrscheinlich gilt, dass der 45-Jährige zuerst auf die Entwicklung des Kaders setzen und deshalb neue Spieler verpflichten wird – ein für viele Experten längst überfälliger Schritt. Willoughby war am Sonntag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Sicher ist nach einem Drittel der Bundesligasaison jetzt nur: In ihrer aktuellen Form sind die Veolia Towers Hamburg nicht bundesligatauglich.