Hamburg. Die Wilhelmsburger offenbaren gegen schwache Bamberg Baskets gewaltige Problemzonen. Die Spieler müssen nun Konsequenzen fürchten.

Die Alarmglocken schrillen spätestens jetzt. Bis dato waren die Bamberg Baskets die mit Abstand schwächste Mannschaft der Basketball-Bundesliga, kassierten zwei 30-Punkte-Auftaktpleiten, die geradezu würdelos waren.

Für die Veolia Towers Hamburg reichte es am Sonntagnachmittag im Achtelfinale des Pokals dennoch. In einer von schwachem Niveau geprägten Begegnung sogar weitgehend mühelos. Vor lediglich 1987 Zuschauern in der edel-optics.de Arena – auch diese Minuskulisse passte ins Bild – verpasste die Mannschaft von Cheftrainer Benka Barloschky bei der 65:80 (14:22, 20:22, 16:14, 15:22)-Heimniederlage, erstmalig in ihrer zehnjährigen Vereinsgeschichte in ein Pokal-Viertelfinale einzuziehen.

Veolia Towers Hamburg verpassen Pokal-Viertelfinale

Auf die Auslosung der nächsten Runde am späten Sonntagabend nach Redaktionsschluss im Anschluss an die Begegnung zwischen Alba Berlin und den Basketball Löwen Braunschweig brauchten die Verantwortlichen nicht mehr zu schauen. Stattdessen ist nach der wettbewerbsübergreifend fünften Pleite in Serie ein kritischer Blick gefragt.

Den zumindest scheint die sportliche Führung zu haben. „Das war heute extrem ernüchternd. Die Jungs liefern uns momentan wenig Argumente, nicht noch einmal auf dem Spielermarkt aktiv zu werden“, sagte Sportchef Marvin Willoughby. Barloschky stehe hingegen nicht ansatzweise zur Disposition, versicherte der 45-Jährige.

Barloschky übt erstmals Kritik an seinem Team

Auch der Coach, der sich normalerweise vor sein Team stellt, fand erstmals in dieser Saison harsche Worte. „Heute hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass wir nicht bereit waren. Diese Niederlage tut, verbunden mit dem Aus in einem K.-o.-Spiel, daher super weh, ich bin wirklich unzufrieden“, sagte Barloschky. Der 35-Jährige beklagte „zu leichte Fehler, mangelnde Exekution der Spielzüge, wenig Speed und Härte“.

Die Offensivleistung der Towers war besonders im ersten Viertel besorgniserregend inspirationslos. Angriffe beschränkten sich, vereinfacht formuliert, darauf, dass ein Hamburger in Richtung Korb zog und dann einen Außenschützen an der Dreierlinie bediente.

Barloschky: "Haben Larifari gespielt"

Die daraus resultierenden Würfe gingen verlässlich daneben, im ersten Abschnitt verfehlten zehn der zwölf Abschlüsse aus mindestens 6,75 Metern das Ziel. Aus dem sogenannten Pick-and-Roll, dem Blockstellen des ballführenden Akteurs und anschließendem Abrollen des Blockstellers, agieren die Wilhelmsburger in dieser Saison selten.

Dabei ist das taktische Mittel im europäischen Basketball weit verbreitet. „Wir hatten andere Kniffe vorbereitet und hätten noch viel häufiger die Würfe bekommen, die wir haben wollten, wenn wir nicht so Larifari aufgetreten“, sagte Barloschky.

Gomez hat keine Zukunft mehr in Hamburg

Die Towers sind allerdings auch der einzige Bundesligist, der lediglich mit einem erstligaerprobten Aufbauspieler antritt – in Aljami Durham (25) noch dazu einem recht jungen. Der im Sommer als erster Spielmacher verpflichtete, gleichaltrige Terrell Gomez setzte trotzdem erneut als überzähliger Ausländer aus und scheint über die kommenden Wochen hinaus keine Zukunft mehr in Hamburg zu besitzen.

Einen Lichtblick lieferte zumindest Mark Hughes (26). Der Shooting Guard kristallisiert sich als eindeutig bester Spieler des Kaders heraus.

Hughes ist der einzige Lichtblick

Nach der Einwechslung des US-Amerikaners funktionierte das Offensivspiel der Gastgeber wesentlich fluider. Hughes ist in der Lage, seinen eigenen Abschluss zu kreieren und Dreipunktewürfe hochprozentig einzunetzen.

Angeführt von dem aus zweiten spanischen Liga gekommenen Neuzugang kam Barloschkys Team zeitweise wieder auf 28:32 (15.) heran. „Dass es für mich persönlich gut läuft, ist nett, bringt aber nichts, wenn wir so energielos in ein Spiel starten. Bamberg hat super hart gespielt, Hut ab davor“, sagte Hughes.

Defensive der Towers stimmt zumindest

Am stärksten ist dessen Mannschaft in Phasen mit ihm auf dem Feld und wenn sie nach Ballgewinnen – und davon gab es mit 22 gegen schlampige Franken reichlich – ins Rennen kommt. Dann können die Towers ihre athletischen Vorzüge ausspielen, zum Ring gelangen, was aus dem statischen Spiel heraus zu selten gelingt.

In der Defensive offenbarten sich zumindest keine offenkundigen Lücken, sie ist die kleinste Baustelle und gilt ohnehin als Steckenpferd Barloschkys. Die äußerst physischen Bamberger durften sich jedoch zu häufig zweite Chancen (13) abgreifen und behielten die Begegnung so weitgehend unter Kontrolle.

Meisner klagt an: "Katastrophe"

Seine Emotionen zu kontrollieren, versuchte Towers-Forward Lukas Meisner dagegen gar nicht erst: „Das war eine Katastrophe, die mir für die Fans Leid tut. Der Funke springt einfach nicht über.“

Barloschky war um Entspannung bemüht: „Ich hätte uns zwar weiter im Prozess erwartet, aber sehe auch, wie gut die Mannschaft arbeitet, daher mache ich mir noch keine Sorgen. Es ist zu früh für Panik.“ Aber rechtzeitig für Alarm.

Veolia Towers Hamburg: Hughes (14 Punkte), Durham (10), Dziewa (10), Christmas (7), Meisner (6), Hinrichs (5), Brauner (5), King (4), Wohlfarth-Bottermann (3), Möller.