Hamburg. Nationalspieler Leon Kratzer gastiert mit Paris Basketball um Startrainer Tuomas Iisalo bei den kriselnden Veolia Towers Hamburg.

Um 8.30 Uhr ist Marc Suhr schon bei der Arbeit, als das Abendblatt bei ihm durchklingelt. Vor 20 Jahren wäre der Schichtbeginn später und in der Sporthalle gewesen, heute bei Lufthansa Technik.

2003 hatte Suhr seine Basketballkarriere, die ihn zwischen 1999 und 2001 zum damaligen Erstligisten BCJ Hamburg geführt hatte, aus gesundheitlichen Gründen beendet, bis dahin vier Länderspiele absolviert. „Ich habe meine Zeit gehabt. Jetzt habe ich verschlissene Gelenke“, sagt der immer noch aufreizend lässige 54-Jährige. Wär’ schon schön, noch mal jung zu sein, noch mal in der Halle stehen, noch mal spielen zu können, meint er.

Paris Basketball gastiert bei Veolia Towers Hamburg

Alles halb so wild. Ein Trost ist es für den 2,15-Meter-Mann, dass er seine Basketballschuhe nicht an den Nagel gehängt, sondern an seinen Sohn Leon Kratzer vererbt hat. Der 26-Jährige wiederum ist mit Paris Basketball an diesem Mittwoch (19.30 Uhr/MagentaSport) zum EuroCup-Duell in der edel-optics.de Arena bei den Veolia Towers Hamburg zu Gast.

Zu Saisonbeginn war Kratzer von den Telekom Baskets Bonn zu den Franzosen gewechselt und folgte damit, wie fünf weitere Spieler des Champions-League-Siegers auch, Startrainer Tuomas Iisalo. Der Finne sei ein „ganz harter Hund“, sagt Suhr.

Startrainer Iisalo trainiert wie im Dschungel, spielt wie im Zoo

Trainieren wie im Dschungel, spielen wie im Zoo, lautet der Leitsatz des 41-Jährigen. „Die Spieler vertrauen ihm, er holt alles aus ihnen heraus“, sagt Suhr.

Daher hält es der Wahlhamburger für gut denkbar, dass Paris die hohen Ziele erreicht: „Im EuroCup wollen sie sich erst mal etablieren. Langfristig möchten die Herrschaften in die EuroLeague.“ Für Iisalo zählen sowieso nur Titel, die EuroLeague wird die Franzosen nach Abendblatt-Informationen spätestens übernächste Saison aufnehmen.

Towers benötigen Nachverpflichtungen

Die Towers haben nach fünf Niederlagen in Serie andere Sorgen. Neuverpflichtungen müssen und werden kommen. Cheftrainer Benka Barloschky schaut „nicht auf einzelne Personen“, ist sich aber „der Ergebniswelt, in der wir leben“ ebenso bewusst wie der krassen Außenseiterrolle gegen Paris.

Suhr freut sich dagegen auf ein seltenes Wiedersehen. „Leon hat eine gute Entscheidung getroffen. Jeder sollte mal im Ausland gespielt haben“, sagt der gebürtige Kölner, der eine Saison im italienischen Treviso gespielt hat.

Kratzer genieße trotz Iisalos Schleiferei die Pariser Lebenskultur in vollen Zügen, und „da sind die Menschen noch nett zueinander“, sagt Suhr. Nett auch: Kratzer hat seinem Papa VIP-Tickets für das Spiel organisiert – am späten Abend, Suhrs Lieblingszeit.