Hamburg. Die Wilhelmsburger Basketballer führen bis ins letzte Viertel. Center Aleksander Dziewa erzielt Rekordwert von 28 Punkten.
Der Applaus kam sparsam. So geizig, dass sich Hallensprecher Akif Aydin genötigt fühlte, um aktiveres Engagement des Publikums für die Mannschaft des HSV zu bitten, die samt Torwart Daniel Heuer Fernandes und Cheftrainer Tim Walter in der edel-optics.de Arena vorbeischaute.
Doch auch in Folgezeit wurde beim EuroCup-Heimauftakt der Veolia Towers Hamburg gegen die London Lions nur so laut Beifall gespendet, wie dies 1646 Zuschauern eben gelingen kann. Dabei hatte der engagierte Auftritt bei der knappen 94:100 (25:25, 20:16, 25:24, 24:35)-Niederlage zwischenzeitlich durchaus Ovationen verdient gehabt.
Gomez kommt erst als dritter Aufbauspieler
Für keine bleibenden Impressionen vor den HSV-Profis konnte Terrell Gomez sorgen. Ob dem Aufbauspieler das vor den eigenen Fans noch langfristig gelingt, erscheint nunmehr ebenso fraglich.
Schon am Sonntag beim Bundesligaspiel in München (79:90) hatte der US-Amerikaner als überzähliger Ausländer ausgesetzt – was es umso bemerkenswerter macht, dass er hinter Aljami Durham und Doppellizenzler Niklas Krause gegen die Briten erst als dritter Spielmacher eingesetzt wurde und nur 9:45 Minuten aktiv war. Im Gegensatz zu dem Duo hatte Gomez frische Beine, überzeugen konnte er dennoch kaum.
Dziewa erzielt EuroCup-Bestleistung
Müdigkeitssymptome nur 48 Stunden nach dem Bayern-Spiel zeigten jedoch zunächst auch seine Teamkollegen nicht. Im Gegenteil: Die Towers, denen Center Jonas Wohlfarth-Bottermann wegen einer Gehirnerschütterung fehlte, verteidigten aggressiv, erzwangen Ballverluste, hechteten auch nach den sogenannten Hustle-Plays um verloren geglaubte Bälle.
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Vor allem aber fanden sie in Aleksander Dziewa immer wieder ihren überragenden Mann unter dem Korb. Der Pole übertraf seine bisherige Europapokalbestmarke von 24 Punkten um vier Zähler. Bis ins Schlussviertel hinein lagen die Wilhelmsburger in Führung, maximal mit 73:65 (31. Minute).
London soll in die EuroLeague
Danach setzte sich die individuelle Qualität der Lions durch. Keine Überraschung.
London investiert mehr als das Doppelte in den Kader wie die Towers. Schon in den nächsten zwei bis drei Jahren möchte die EuroLeague den britischen Meister, den drei Fans nach Hamburg begleiteten, dauerhaft aufnehmen.
Hinrichs: "Haben keine Stopps mehr bekommen"
„Wir haben gespielt, wie wir wollten, aber im letzten Viertel keine Stopps hinbekommen“, sagte Kapitän Seth Hinrichs. Der Prozess, von dem Cheftrainer Benka Barloschky gern spricht, lässt sich jedenfalls erkennen.
Nach zwei Niederlagen zum Auftakt in den EuroCup, wettbewerbsübergreifend vier in Folge, dürfte es nach Abschluss der Hauptrunde im zweithöchsten europäischen Wettbewerb dennoch lauten: raus mit Applaus.
Veolia Towers Hamburg: Dziewa (28 Punkte), Hinrichs (16), Durham (13), Hughes (10), Meisner (9), Christmas (9), King (4), Gomez (3), Krause (2), Brauner, Reece, Möller.