Hamburg. Hamburgs Bundesliga-Basketballer gehen im Duell mit ihrem Ex-Coach Pedro Calles mit 58:94 unter und bangen um den Klassenerhalt.

Was zur Rückbesinnung auf bessere, vergangene Zeiten werden sollte, wurde zum Rückfall in überwunden geglaubte. Das Wiedersehen mit ihrem Ex-Chefcoach Pedro Calles und den Ex-Kapitänen Max DiLeo sowie Bryce Taylor, mittlerweile Co-Trainer, geriet für die Veolia Towers Hamburg zum Fiasko. Mit 58:94 (15:23, 14:31, 21:16, 8:24) gingen die Basketballer bei den EWE Baskets Oldenburg unter.

Schlimmer noch: Die Frankfurt Skyliners und Basketball Löwen Braunschweig gewannen ihre Partien und rücken den Wilhelmsburgern im Abstiegskampf gefährlich nah auf die Pelle.

Für die Towers gab es auch ein internes Wiedersehen: Das mit Jordan Davis, der zuletzt wegen einer Verletzung des linken Handgelenks gefehlt hatte. Obwohl diese voraussichtlich operativ behoben werden muss, wagte der US-Amerikaner einen Einsatz – und durfte direkt Bekanntschaft mit DiLeo machen, der sich dem Spielmacher furchtlos in den Weg stellte und ein Offensivfoul provozierte. Auch über die Begegnung mit dem Edelverteidiger hinaus besaß Davis einige Schwierigkeiten. Eine Mixtur aus Rost und Zögerlichkeit ist gegen die giftige Oldenburger Verteidigung ein Rezept zum Scheitern.

Veolia Towers Hamburg produzieren in Oldenburg groteske Dreierquote

Aber Davis war bei Leibe nicht der einzige Hamburger, der Wiedersehen mit Zusehen verwechselte. Die „Donnervögel“ konnten nach ausgeglichenen ersten fünf Minuten relativ ungestört zum Korb einfliegen sowie ihre gut herausgespielten Distanzwürfe fliegen lassen. Schon vor der Pause trafen sie acht ihrer 19 Dreierversuche. Die Towers verfehlten sämtliche elf. Am Ende stand eine groteske Quote von acht Prozent (2/25) zu Buche.

Gegen eine Spitzenmannschaft wie die Huntestädter zu verlieren, ist keine Schande. Dennoch war es offensiv zu vorhersehbar, defensiv zu intensitätslos, was die Wilhelmsburger ablieferten. Nach der Halbzeit wirkte es, als könnte Barloschkys Team ein Desaster verhindern. Doch der 35-Jährige kennt seinen früheren Chef zu gut, um zu wissen, dass eine Calles-Mannschaft nie nachlässt. Selbst, als der Sieg längst feststand, coachte der Spanier mit angespanntem Gesicht hektisch an der Seitenlinie, schimpfte über jeden Fehler. Anstrengend, aber zugleich das Material, aus dem Gewinner gemacht sind.

Oldenburgs DeWayne Russell spielt besser als das Towers-Kollektiv

Qualitäten, die Hamburg in dieser Saison völlig abgehen. Stattdessen eine Leistung, die für keinerlei Selbstvertrauen vor dem vorentscheidenden Duell um den Klassenerhalt gegen Frankfurt sorgt. Wenngleich die Lücke zwischen Hamburg und Oldenburg nicht so eklatant sein sollte, sind die Baskets ein Club, der den Towers in vielerlei Hinsicht als Vorbild dienen kann. Beispielsweise darin, wie professionelle Strukturen erschaffen werden können und sich Akteure durchweg wohl fühlen. Aber auch darin, dass singuläre Spitzenspieler das Limit einer Mannschaft auf ein höheres Niveau heben, als es ein auf Homogenität ausgelegtes Gefüge vermag.

Vier Silben fassten dieses Dilemma für Hamburg am Sonntagnachmittag beim Tabellenvierten zusammen: DeWayne Russell. Der quirlige Aufbauspieler war zu keinem Zeitpunkt zu bändigen, spielte mit seinen Verteidigern wie eine Katze mit einer gefangenen Maus und kam letztlich auf irrsinnige 33 Punkte und elf Vorlagen. Die Towers schafften als Kollektiv nur neun Assists.

„Oldenburg war sehr physisch, dem haben wir zu wenig entgegengesetzt. Dazu ist es uns nicht gelungen, Lösungen auf ihre Verteidigung zu finden“, sagte Towers-Forward Anthony Polite. Beides jedoch müssen der US-Schweizer und seine Mitspieler dringend ändern, wenn aus dem Rückfall nicht auch noch ein Notfall werden soll.

Veolia Towers Hamburg: Childs (15 Punkte), Meisner (11), Polite (11), Davis (10), Hinrichs (4), Samar (2), Taylor (2), Wohlfarth-Bottermann (2), Philipps (1), Schoormann.