Hamburg. Die Hamburger konnten noch nie gegen die Schwaben gewinnen. Was dennoch Hoffnung für den Bundesliga-Endspurt macht.

Immerhin ihr Publikum versöhnten die Veolia Towers Hamburg am Sonnabendabend. Was nach böser Klatsche aussah, verwandelten sie in einen Krimi, boten den Fans eine spannende Show. Und so lässt sich nach der 77:83 (13:20, 21:24, 22:30, 21:9)-Niederlage gegen die MHP Riesen Ludwigsburg zumindest festhalten: So spielt kein Absteiger. Im neunten Duell mit den Schwaben war es die neunte Schlappe.

Veolia Towers Hamburg: Neuer Spielmacher Davis musste kurzfristig passen

Der überraschende Erfolg im EuroCup gegen Paris unter der Woche hatte eigentlich für Optimismus gesorgt. Doch es scheint in dieser Saison so, als verfliege jegliche Euphorie im Team von Cheftrainer Benka Barloschky, wann immer ein Funken Hoffnung darauf keimt.

Diesmal war es der Ausfall von Jordan Davis, der erst in der Vorwoche sein vielversprechendes Debüt gegeben hatte, der für Tristesse sorgte. Der US-amerikanische Spielmacher hatte im Training einen Schlag aufs Handgelenkt erlitten. Ihn ersetzte Harrison Cleary vom Drittliga-Kooperationspartner SC Rist Wedel.

Auch auf dem Parkett der mit 3400 Zuschauern erneut ausverkauften edel-optics.de Arena gab es früh Gründe zur Ernüchterung. Ludwigsburg setzte sich auf 20:13 ab. Vor allem, weil die Trefferquote der Gastgeber mit Limes gegen Null recht passend beschrieben war. Nur fünf ihres 20 Versuche aus dem Feld verwandelten die Hamburger, also nicht konkurrenzfähige 25 Prozent. Normalerweise netzen sie 47,6 Prozent ein.

Immerhin: Neuzugang Ryan Taylor, der als Scharfschütze exakt dieses Problem beheben soll, stellte bei seinem Debütkorb, einem schwierigen Wurf im Rückwärtsfallen, direkt diese Qualitäten unter Beweis.

Towers trafen zu häufig die falsche Entscheidung

In Durchgang zwei näherte sich die Wurfquote allmählich gehobenem Juniorenniveau an. Weswegen die Fehleranfälligkeit besonders ärgerlich war: Obwohl die körperlich verteidigenden Schwaben satte 59 Prozent trafen, hätten die Wilhelmsburger locker mithalten und sogar führen können. Denn sie erarbeiteten sich herausragende neun zweite Chancen und trafen generell selten schlechte Entscheidungen. Der Prozess stimmte also, die Resultate nicht. Lediglich Center Yoeli Childs warf mit elf Punkten deutlich überdurchschnittlich.

Direkt nach der Halbzeit stimmte dann auch der Prozess nicht mehr. Die Gäste legten mit einem 11:0-Lauf los, den auch eine Auszeit Barloschkys nicht aufhalten konnte. Ein recht offenkundiger Unterschied hierbei: Die Riesen spielten sich ihre Abschlüsse über simple Systeme ansehnlich heraus, Hamburg musste vor allem in den Phasen hart für den halbwegs freien Wurf arbeiten, in denen Ziga Samar als einzig nomineller Aufbauspieler auf der Bank Platz nahm.

Cleary erfüllte zwar nicht die Rolle als Regisseur, wirkte als Scorer auf dem deutlich höheren Anforderungsniveau aber längst nicht mehr so überfordert wie zu Saisonbeginn. Dennoch wuchs der Rückstand auf 37:62 (25.) an.

Ludwigsburg holte Veolia Towers zurück ins Spiel

Eine finale Hoffnung in eigener Halle blieb allerdings noch. Ludwigsburgs Trainer Josh King bemängelte in dieser Saison die Konzentration seiner Mannschaft nach hohen Führungen. Mehrfach gaben die Süddeutschen vermeintlich gewonnene Partien aus der Hand.

Und siehe da: Während die Wilhelmsburger ihre Linie in der Defensive fanden, agierten die Gäste schlampig und kopflos. In den ersten 4:35 Minuten des Schlussviertels, einer Ewigkeit im Basketball, gelang ihnen kein Punkt. Ausgerechnet ihr ehemaliger Spieler, Center Jonas Wohlfarth-Bottermann, verkürzte auf einen einstelligen Rückstand (65:74/34.). Childs machte später sogar fünf Zähler daraus (72:77/39.). Doch viel mehr ging nicht. Zu hoch die Hypothek aus den ersten 25 Minuten, zu schwach die Wurfquote, die letztlich bei 44,1 Prozent stand, zu inkonstant die Leistungsträger.

Neuzugang Taylor mit starkem Einstand bei den Veolia Towers

Eine andere finale Hoffnung, den Spieltag halbwegs unbeschadet zu überstehen, hatte allerdings noch ihren Platz in der ratiopharm Arena in Ulm. Dort besiegten die Hausherren die Fraport Skyliners aus Frankfurt mit 94:79, weswegen die Hessen weiter mit drei Siegen Rückstand auf die Towers auf dem ersten Abstiegsplatz rangieren.

Hoffnung auf Besserung bleibt: Taylor erlebte eine starke Premiere, erzielte 17 Punkte, avancierte effizient zum punktbesten und generell besten Mann. Der US-Amerikaner, der aus Brescia (Italien) zu den Towers kam, wurde eng verteidigt, was sich Ludwigsburg erlauben konnte, weil von keinem weiteren Hamburger Gefahr aus der Distanz ausging – was ihn allerdings auch wenig störte.

Veolia Towers Hamburg: Taylor (17 Punkte), Polite (16), Childs (15), Cleary (8), Hinrichs (6), Meisner (6), Wohlfarth-Bottermann (5), Samar (4), Philipps, Schoormann.