Hamburg. Die Hamburger Basketballer erwartet das zweifelhafte Vergnügen, bei dem Defensivspezialisten und den EWE Baskets Oldenburg anzutreten.

Um die Leidenschaft zu verstehen, mit der Max DiLeo Basketball spielt, genügt eine Nachfrage beim Bundestrainer. Als Gordon Herbert (64) Anfang Februar die Akteure für die sportlich bedeutungslosen WM-Qualifikationsspiele nominierte, wollte er den älteren Nationalspielern eine Pause zugestehen. Alle willigten dankend ein. „Außer Max, er war richtig enttäuscht, ich würde fast schon sagen, er war angepisst, weil er unbedingt spielen wollte“, sagt Herbert.

Obwohl der 30-Jährige die Entscheidung schlucken musste, verzichtete er auf einen Kurzurlaub während der Länderspielpause. „Man weiß ja nie, ob nicht doch noch jemand ausfällt. Dafür wollte ich bereitstehen“, sagt er. Die Botschaft: DiLeo will Basketball spielen. Immer, zu jeder Zeit. Am Sonntag (15 Uhr/MagentaSport) endlich wieder. Dann gegen seinen Ex-Club, die Veolia Towers Hamburg, die bei den EWE Baskets Oldenburg gastieren.

Max DiLeo erarbeitet sich Spitznamen "Verteidigungsminister"

Kernkompetenz DiLeos ist es allerdings gar nicht, Basketball zu spielen, sondern anderen die Lust daran zu nehmen. Der in Philadelphia geborene Deutsch-Amerikaner ist einer, wenn nicht der lästigste, aufdringlichste und – beste Defensivakteur der Bundesliga. Spitzname: Verteidigungsminister. In seinen beiden Jahren in Hamburg (2020 bis 2022) war er nicht nur Kapitän, sondern auch Herz und Seele des Teams des damaligen Cheftrainers Pedro Calles, dem DiLeo seit fünf Jahren nicht von der Seite weicht, und dementsprechend nicht überraschend vergangenen Sommer nach Oldenburg begleitete.

Wo er sich in dieser Saison ein wenig langweilt. Im Pokal erreichten die EWE Baskets zwar das Finale in eigener Halle, das sie gegen den FC Bayern München verloren, aber neben der Bundesliga spielen sie in keinem internationalen Wettbewerb. „Es ist zwar nicht so stressig und die Vorbereitung ist intensiver möglich, aber je mehr Spiele anstehen, desto besser“, sagt DiLeo. Mit seiner Verteidigungsarbeit liefert der 1,85 Meter große Guard aber zumindest seinen Beitrag, dass die „Donnervögel“ kommende Saison wieder international vertreten sind.

DiLeo: EWE Baskets Oldenburg den Veolia Towers Hamburg um Jahre voraus

Was sich von den Towers, ginge es bei der Qualifikation für Europa einzig um sportliche Kriterien, nicht behaupten lassen würde. Gerade jemand wie DiLeo, ein Anführer, einer, der mitreißt, fehlt ihnen. „Auf dem Papier haben die Towers mehr drauf, als sie bislang gezeigt haben, daher dürfen wir sie nicht unterschätzen“, sagt der vierfache Nationalspieler.

Den Hauptgrund der Schwierigkeiten sieht er in der Unerfahrenheit: „Die Towers sind eine vergleichsweise junge Organisation. Hier in Oldenburg haben sie fast jede Situation schon erlebt und wissen genau, wie man damit umgehen muss. Für die Mitarbeiter in Hamburg auf nahezu allen Ebenen ist eine solche Krise neu, sodass sie daraus lernen werden.“

In Hamburg wurde DiLeo auf der Straße nie erkannt

Um das Niveau des deutschen Meisters von 2009 zu erreichen, haben die Hamburger allerdings noch einige Lehrjahre vor sich. „Die Strukturen hier sind hervorragend und mit keiner vorherigen Station meiner Karriere zu vergleichen, sagt DiLeo, der zuvor in Vechta, Köln und Gotha gespielt hat. „Alles ist in unmittelbarer Nähe, die Abläufe funktionieren schneller und simpler.“

Sicherlich auch der Vorteil einer kleineren Stadt. Der Nachteil: Die Anonymität geht verloren. „In Hamburg wurde ich nicht ein einziges Mal in der Innenstadt erkannt, das wäre in Oldenburg undenkbar. Was allerdings auch ziemlich cool sein kann, weil die hiesigen Fans echt verrückt sind“, sagt DiLeo, der sich am Sonntag auf das Wiedersehen mit Towers-Cheftrainer Benka Barloschky („ein großartiger Kerl“), der unter Calles (39) Co-Trainer war, freut.

Towers-Trainer Benka Barloschky gut mit Ex-Coach Pedro Calles befreundet

Barloschky und Calles, dem mit Bryce Taylor (36) ein weiterer Ex-Hamburger assistiert, sind seit ihren zwei Jahren als Trainergespann gut befreundet, der einstige Assistent schaut nach wie vor zu seinem jetzigen Rivalen auf. Als die Wilhelmsburger zwischenzeitlich den Abstiegsrängen entgegen trudelten, telefonierte Barloschky fast täglich mit dem Spanier, um sich Rat einzuholen.

„In den vergangenen Tagen hatten wir aber keinen Kontakt, das wird sich nach dem Spiel wieder ändern“, sagt Barloschky, dessen erstes Spiel als hauptverantwortlicher Trainer in der Bundesliga – damals allerdings noch unter dem Interimslabel – am 27. Dezember gegen Oldenburg war. Eine 95:96-Niederlage. Weswegen der 35-Jährige von einer „unvollendeten Aufgabe“ spricht, die er abschließen möchte.

Barloschky: Devise gegen DiLeo lautet, cool zu bleiben

Nicht die einfachste Aufgabe, wenn DiLeo der Lösung im Weg steht. „Das Schöne an Max ist, dass er sich sehr gut kontrollieren kann, völlig egal was ihm entgegengesetzt wird. Es gibt keine Tricks gegen ihn“, sagt Barloschky. Insbesondere die Aufbauspieler Ziga Samar und Jordan Davis wurden mit Videos darauf vorbereitet, „was es heißt, gegen Max DiLeo zu spielen. Die Devise lautet, cool zu bleiben“, sagt der Cheftrainer – der genau weiß, dass dies am Sonntag nur einem gelingen wird: Max DiLeo.