Wer wird aus dem vorläufigen Kader für die Fußball-WM gestrichen? Junge Spieler wie Aogo, Beck, Marin, Träsch oder Badstuber wackeln.
München. Bundestrainer Joachim Löw hatte seinen vorläufigen Kader für die Fußball-Weltmeisterschaft kaum benannt, da gab es schon die ersten Spekulation über die möglichen Streichkandidaten. Bis zur Fifa-Meldefrist am 1. Juni muss Löw noch vier Spieler seines derzeitigen 27er-Aufgebots streichen. Bis dahin hat Löw in den Trainingslagern auf Sizilien und in Südtirol einen harten Konkurrenzkampf um die begehrten WM-Plätze ausgerufen, auch das Rennen um die Nummer eins im Tor der deutschen Nationalmannschaft hielt er offen.
Als Wackelkandidaten gelten vor allem einige junge Spieler. So müssen wohl insbesondere Dennis Aogo und Holger Badstuber, die als einzige noch ohne Länderspiel-Erfahrung sind, sowie Andreas Beck, Marko Marin und Christian Träsch um ihre WM-Teilnahme zittern. Doch auch die erfahreneren Piotr Trochowski, Heiko Westermann, Serdar Tasci und Marcell Jansen sollten sich nicht zu sicher sein.
Beim Hamburger Jansen hängt dies aber vor allem damit zusammen, dass er zuletzt wegen einer Verletzung länger ausgefallen war und erst wieder ins Training eingestiegen ist. "Da müssen wir abwarten, wie sich das bis zum 1. Juni entwickelt", meinte Löw, der sich ansonsten an den Diskussionen nicht beteiligen wollte. Nur soviel sagte er am Donnerstag in Stuttgart: "Es gibt diesen Konkurrenzkampf."
Derzeit hat Löw für die Defensive zehn Akteure vorgesehen. Bei der WM 2006 und bei der EURO 2008 standen aber jeweils nur sieben Abwehrspieler im endgültigen Aufgebot - dies würde drei Streichkandidaten in diesem Bereich bedeuten. Im Mittelfeld sind es für Südafrika wie 2006 und 2008 acht Spieler, im Angriff sechs statt fünf. Löw könnte aber aus dem Sturm auch den jungen Thomas Müller von Bayern München oder Lukas Podolski ins Mittelfeld beordern, was dort wiederum für einen Platz weniger sorgen würde. Eine Überraschung wäre dagegen, wenn der bislang gesetzte, derzeit aber formschwache Mario Gomez gestrichen würde.
Neben den Etablierten um Kapitän Michael Ballack, Bastian Schweinsteiger, Per Mertesacker, Miroslav Klose oder Philipp Lahm haben derzeit auch die drei Torhüter Jörg Butt, Tim Wiese und Manuel Neuer ihr Ticket sicher. Allerdings hält Löw nach dem Ausfall von Rene Adler die Reihenfolge noch offen. Momentan machen sich alle drei Keeper Hoffnungen auf den Platz im deutschen Tor.
"Wir werden uns jetzt in den nächsten Tagen in aller Ruhe darüber unterhalten und uns dann festlegen. Alle Torhüter haben eine große Qualität", meinte Löw zum Dreikampf zwischen den Pfosten.
Dem DFB-Coach stehen in den nächsten Wochen einige schwere Entscheidungen bevor. Schon jetzt sieht er die Vorzeichen vor der 17. Teilnahme einer deutschen Auswahl an einer WM nicht gerade positiv: "Noch nie ist es so kompliziert und schwierig gewesen."
Der Bundestrainer bezieht sich bei dieser Aussage aber vor allem auf die zerrissene Vorbereitung des dreimaligen Welt- und Europameisters. Beim Benefiz-Länderspiel gegen Malta am 13. Mai in Aachen fehlen insgesamt zwölf Stammkräfte. So muss Löw auf Ballack, der mit dem FC Chelsea im FA-Cup-Finale steht, sowie die Spieler aus München und von Werder Bremen verzichten, die ebenfalls am 15. Mai das DFB-Pokal-Endspiel bestreiten.
Ballack und die Werder-Akteure reisen danach in das Regenerations-Trainingslager des WM-Kaders auf Sizilien. Die Spieler des FC Bayern treffen erst zwei Tage nach dem Champions-League-Finale am 22. Mai gegen Inter Mailand in Madrid in Südtirol ein. Trotz der Probleme habe er aber "großes Vertrauen, dass wir eine gute WM spielen werden", sagte Löw. Und er habe auch "großes Vertrauen in diesen Kader".
Vier Spielern daraus wird er bis spätestens 1. Juni mitteilen müssen, dass für sie die WM nur ein Traum bleiben wird. Schon im Vorfeld der Nominierung musste er einigen Kandidaten wie Kevin Kuranyi, Thomas Hitzlsperger, Marcel Schäfer, Christian Gentner, Aaron Hunt, Patrick Helmes, Clemens Fitz, Robert Huth oder Andreas Hinkel die bittere Nachricht überbringen: "Einige waren maßlos enttäuscht." Es werden weitere folgen.