Der 35-jährige Keeper der Münchner wird nach der Absage von René Adler die neue Nummer 3 hinter Manuel Neuer und Tim Wiese.
München. Bundestrainer Joachim Löw holt Hans-Jörg Butt zurück in die Deutsche Nationalmannschaft. Einen Tag nach der Absage von Stammtorhüter René Adler aufgrund einer Rippen-OP sickerte durch, dass der Keeper des FC Bayern München als neue Nummer 3 für die Weltmeisterschaft in Südafrika nominiert wird. Das berichtet "Bild.de" mit Berufung auf DFB-Kreise.
Ein mögliches Comeback von HSV-Torwart Frank Rost im DFB-Dress wird es demnach ebenso wenig geben wie die Rückkehr von Jens Lehmann. Nach dem Adler-Aus hatten verschiedene Medien und Fußballexperten, darunter auch Franz Beckenbauer, über die Alternative Lehmann spekuliert.
Bei einer Umfrage auf abendblatt.de hatten sich zuvor 58 Prozent der Wähler für den Hamburger Rost ausgesprochen. 29 Prozent stimmten für Butt, nur 5 Prozent gingen an Lehmann.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wollte am Mittwoch keine Stellungnahme zur Personalie Butt abgeben und verwies auf die Pressekonferenz am Donnerstag in Stuttgart (12.00 Uhr), bei der Bundestrainer Joachim Löw seinen erweiterten WM-Kader bekannt gibt.
Bayern-Keeper Butt bringt normalerweise nichts aus der Ruhe. Und auch seine Pläne für den Sommer standen eigentlich fest. „Über die Nationalmannschaft und die Weltmeisterschaft mache ich mir keine Gedanken. Das ist kein Thema für mich“, sagte der Torhüter von Bayern München noch am Sonntag. Er ergänzte noch, dass die Saison bisher ja „großartig“ gelaufen sei für den deutschen Fußball-Rekordmeister, „das wollen wir jetzt zu Ende bringen, dann fahre ich den Urlaub.“ Nun aber reise Butt am 24. Mai erst nach Südtirol und am 6. Juni nach Südafrika - als Nationalspieler.
Nach der Absage von Rene Adler, der Butt bei Bayer Leverkusen aus dem Tor verdrängt hatte, ist der bald 36 Jahre alte Torhüter die logische Wahl für die Position der nationalen Nummer 3 hinter Manuel Neuer von Schalke 04 und Tim Wiese von Werder Bremen. Es ist schon das zweite Mal, dass Butt bei einer Weltmeisterschaft in diese Rolle schlüpft. Beim Turnier 2002 in Südkorea und Japan war der gebürtige Oldenburger stiller Begleiter von Oliver Kahn und Jens Lehmann. Er selbst hat 2000, 2002 und 2003 auch schon drei Mal im deutschen Tor gestanden: für insgesamt 135 Minuten.
Als Butt vor zwei Jahren einen Vertrag bei Bayern München unterschrieb, schien dies der Anfang vom Ende seiner sportlichen Laufbahn zu sein. Was für ein Irrtum. Butt kam als Torhüter Nummer 2 zum Rekordmeister, er ist längst die Nummer 1. Er wird am Sonnabend in Berlin erstmals in seiner Karriere die Meisterschale in den Händen halten, eine Woche später an gleicher Stelle vielleicht auch noch den DFB-Pokal, und am 22. Mai in Madrid womöglich noch die Trophäe für den Gewinner der Champions League. Und er wird wohl ein zweites Mal zu einer Fußball-Weltmeisterschaft fahren.
Unverhofft kam ziemlich oft für Butt in den vergangenen zwei Jahren. Eigentlich sollte er beim FC Bayern ja nur der zweite Mann hinter der neuen Nummer 1 sein: Doch Michael Rensing, der Nachfolger von Oliver Kahn, wurde bereits von Jürgen Klinsmann rüde aus dem Tor verwiesen, am vierten Spieltag dieser Saison dann auch von Louis van Gaal. Es war nicht zum Nachteil der Münchner. In seinen 30 Spielen in der zu Ende gehenden Bundesliga-Saison bekamen sie mit Butt als Schlussmann 25 Gegentreffer, der Torhüter wiederum wehrte 78 Prozent der Schüsse auf sein Tor ab - Bestwert in der Bundesliga!
Immer mal wieder wurde im Verlauf der Saison der Name eines neuen Torhüters in München diskutiert. Kommen wird erst mal keiner. Warum auch? „Wir sind mit Jörgs Leistungen sehr zufrieden“, erklärte Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge im Februar mal fast beiläufig. Prompt wurde Anfang März der Vertrag von Butt bis 2011 verlängert. Und auch dann muss ja nicht unbedingt Schluss sein. „Ich fühle mich topfit“, sagte Butt, „und solange das der Fall ist, möchte ich auch Fußball spielen.“ Und das kann noch dauern: „Wenn er weiter so hält, kann er noch fünf Jahre spielen“ - sagt Oliver Kahn.
Jetzt fliegt Butt aber erstmal mit nach Südafrika - zum Gefallen des ehemaligen Nationaltorhüters Sepp Maier: „Er ist ein ein alter Hase mit viel Erfahrung, der den anderen Torhütern helfen kann und keine Randale machen wird. Das hat er bei der EM 2000 und auch bei der WM 2002 bewiesen.“ Maier muss es wissen. Er war 2000 und 2002 noch der verantwortliche Bundestorwarttrainer.