Der Wechsel des Schalker Stürmers Kevin Kuranyi zu Dynamo Moskau ist perfekt. Er soll in Russland jährlich sechs Millionen Euro kassieren.
Gelsenkirchen. 18 Millionen Euro "Schmerzensgeld" für drei Jahre in der sportlichen Bedeutungslosigkeit: Torjäger Kevin Kuranyi folgt dem Lockruf des Geldes und wechselt vom deutschen Vizemeister Schalke 04 zum russischen Fußball-Erstligisten Dynamo Moskau. Der 28-Jährige unterschreibt in Moskau einen Vertrag bis 2013 und soll jährlich sechs Millionen Euro kassieren.
In einem offenen Brief an die Fans erklärte Kuranyi seine Beweggründe für den Wechsel. "Ich bin mir durchaus bewusst, dass einige von euch jetzt bestimmt ungläubig den Kopf schütteln und denken: Was um aller Welt will er in Moskau? Ich habe immer gesagt, dass am Ende das Gesamtpaket stimmen muss. Das Gefühl habe ich bei Dynamo. Ein Aspekt ist sicher das Finanzielle. Alles andere zu behaupten wäre heuchlerisch", schrieb Kuranyi auf seiner Homepage.
Zum Abschied schenkte Kuranyi nach dem 0:0 beim FSV Mainz 05 und seinem letzten Bundesligaspiel für die Schalker den Fans im wahrsten Sinne des Wortes sein letztes Hemd und warf singend und tanzend bis auf die Unterhose alle Kleidungsstücke in den Block. Die «Kuranyi»-Rufe der S04-Anhänger schallten minutenlang durch das Mainzer Stadion.
Kuranyis Abschied aus Deutschland hatte sich in den vergangenen Tagen abgezeichnet. Neben Moskau hatten auch Fenerbahce und Besiktas Istanbul sowie Manchester City Interesse an einer Verpflichtung gezeigt. Zünglein an der Waage war - den Transfer nach Moskau betreffend - alleine die Frage, ob Bundestrainer Joachim Löw den Stürmer doch noch in sein vorläufiges WM-Aufgebot beruft. Da die Saison in Russland von März bis November läuft und die WM-Pause bereits am 10. Juli endet, hätte Kuranyi zu diesem Zeitpunkt noch nicht zur Verfügung gestanden. Durch das WM-Aus war dann aber der Weg frei für den Wechsel nach Moskau.
Sportlich wirft der Abgang von Kuranyi nach Moskau einige Fragen auf. Dass Dynamo Moskau nach neun Spielen als Tabellenzehnter der russischen Premier Liga nur Durchschnitt ist, scheint Kuranyi aber nicht zu stören. Während der Angreifer mit Schalke in der kommenden Saison in der Königsklasse für Furore hätte sorgen können, wird er mit Dynamo vorerst nicht international spielen.
Dafür erhält Kuranyi ein saftiges "Schmerzensgeld". Auf Schalke verdiente der Torjäger bislang rund 3,8 Millionen brutto, sein wohl letzter großer Vertrag in der russischen Metropole soll dagegen mit rund sechs Millionen Euro netto dotiert sein. "Ich habe ihm kein Angebot gemacht", hatte Schalkes Trainer Felix Magath schon am Samstag das Werben um Kuranyi aufgegeben. In diesen finanziellen Regionen hätte Schalke trotz der Qualifikation für die Champions League ohnehin nicht mithalten können.
Kurios: Eine russische Tageszeitung hatte am Samstag extra einen eigenen Reporter nach Mainz geschickt, um Kuranyis Kenntnisse über Russland einzufangen. "Russisch kann ich nicht", war Kuranyis erste Antwort. Doch der wissbegierige Journalist ließ nicht locker und wollte von Kuranyi zudem wissen, was er von russischem Wodka hält. "Den habe ich früher mal getrunken. Aber ich bin ja Sportler. Und als Sportler trinke ich keinen Alkohol", sagte Kuranyi und verschwand mit einem verschmitzten Lächeln.