Hamburg. Der Noch-Trainer bringt den Hamburger durch seinen Abgang nach Brighton Millionen ein. Die Fans sind nicht zufrieden.
Dass Willi Reimann in diesem Sommer noch einmal in die Schlagzeilen rund um den FC St. Pauli geraten würde, damit hätte vermutlich nicht mal der 74-Jährige selbst gerechnet. Aber Fabian Hürzeler ist offenbar in der Lage, alles möglich zu machen.
Ganz aktuell seinen bevorstehenden Wechsel zu Brighton & Hove Albion in die Premier League. Ein Durchbruch in sämtlichen Verhandlungen ist inzwischen erzielt worden, die Engländer kaufen Hürzeler dem Kiezclub ab.
Fabian Hürzeler bringt FC St. Pauli Rekord-Ablöse ein
Damit ist er der erst zweite Cheftrainer, für den St. Pauli eine Ablösesumme erhält. Im November 1987 war dies erstmalig der Fall – eben bei Willi Reimann, den der HSV seinerzeit abwarb.
600.000 D-Mark überwies der damalige Bundesligist dem zweitklassigen Stadtrivalen. Obendrauf gab es als menschliche Kompensation den ohnehin bereits ausgeliehenen Jens Duve (61), den späteren Vizepräsidenten des FC St. Pauli (2010 bis 2014), obendrauf.
Brighton und die Hamburger einigten sich am Montag
Aber Hürzeler wäre nicht Hürzeler, wenn er nicht sogar noch im letzten Akt bei den Hamburgern einen weiteren Rekord im Vorübergehen einsacken würde. Mit Brighton war sich der 31-Jährige bereits übers Wochenende schnell einig geworden.
Am Montagabend kamen auch die beteiligten Vereine überein, was die Ablöse für den Aufstiegscoach betrifft. Sie pulverisiert alle vorherigen Bestmarken, die die Braun-Weißen generiert haben.
„Kein Zweifel" mehr am Zustandekommen des Deals
Nach Abendblatt-Informationen von der Insel zahlt Brighton einen hohen einstelligen Millionenbereich. Realistisch sind rund 7,5 Millionen Euro zuzüglich Bonuszahlungen, wenn die „Seagulls“ unter Hürzeler in europäische Wettbewerbe einziehen. Der Bayer soll planmäßig bis mindestens 2027 beim Tabellenelften der abgelaufenen Saison unter Vertrag stehen.
Es sei noch nicht alles endgültig geregelt, Formalien müssen noch geklärt werden. Aber es bestehe kein Zweifel daran, dass Hürzelers Wechsel nach Brighton in den nächsten Tagen vollendet werde, erfuhr das Abendblatt am Dienstag aus England. Laut dem italienischen Transferjournalisten Fabrizio Romano (31) sei sogar schon an diesem Mittwochabend mit einer finalen Regelung und baldigen Verkündung zu rechnen.
Hürzeler sechstteuerster Trainer des Weltfußballs
Bislang war Daniel-Kofi Kyereh (26) der teuerste Abgang des FC St. Pauli. Der Mittelfeldspieler wechselte im Sommer 2022 für 4,5 Millionen zum SC Freiburg.
Hürzeler dürfte sich auf der Rangliste der teuersten Trainer des Weltfußballs zu Adi Hütter (54) auf Rang sechs gesellen. Auch der Österreicher kostete Borussia Mönchengladbach vor drei Jahren rund 7,5 Millionen Euro, um ihn von Eintracht Frankfurt loszueisen. Zudem wurde bisher kein deutscher Übungsleiter teurer ins Ausland verkauft als Hürzeler.
Co-Trainer Németh und Knoop bleiben wohl bei St. Pauli
Da braucht es auch keine menschliche Mitgift wie Jens Duve mehr, um St. Pauli zufrieden zu stellen. Eine weitere voraussichtlich gute Nachricht: Nach derzeitiger Informationslage sollen keine weiteren St. Paulianer Hürzeler auf die Insel folgen, also offenbar auch nicht Co-Trainer Peter Németh (51) und Torwarttrainer Marco Knoop (45). In Jack Stern (35) beschäftigt Brighton bereits einen der renommiertesten „Goalkeeper Coaches“ der britischen Inseln.
Dass Hürzelers „Assis“ wohl bleiben, ist für viele Fans des FC St. Pauli nur ein schwacher Trost. Die Stimmungslage wechselte in den vergangenen Tagen von Ungläubigkeit über Fassungslosigkeit zu Verständnislosigkeit und Ärger.
St.-Pauli-Fan enttäuscht: „Jetzt haut er einfach ab"
Im Internet bringen Anhänger ihren Unmut zum Ausdruck. Wie immer sind es die unqualifiziertesten und unflätigsten Kommentare, die am lautesten wirken, und wie immer ist daher besondere Vorsicht walten zu lassen, dadurch auf ein Gesamtbild zu schließen. Grundsätzlich hat sich aber mehrheitlich ein Gefühl der Ernüchterung breit gemacht. Wenngleich mitunter auch Verständnis für Hürzeler aufgebracht wird.
„Ich finde das scheiße. In jedem zweiten Interview hat er von Wertschätzung gesprochen und darüber, wie wohl er sich bei St. Pauli fühlt, und jetzt haut er einfach ab“, echauffiert sich Henri Sebrowski im Gespräch mit dem Abendblatt. Der 42 Jahre alte Hardcore-Fan ist enttäuscht. Von Hürzeler, aber auch vom Profifußball generell: „Mein Bruder sieht das anders, er meint, für einen Fußballbesessenen wie Fabi ist die Premier League ein Traumziel, so sei nun mal das Geschäft. Aber ich finde das traurig, wenigstens ein Jahr Bundesliga hätte er mit uns spielen können, es einfach mal probieren können.“
Ex-Rabauken-Trainer: „Hürzeler tritt auf dem Höhepunkt ab"
Etwas differenzierter beurteilt St.-Pauli-Sympathisant Yannick von Schade den Abschied des Trainers. Der Transfer ist aus seiner Sicht sehr nachvollziehbar.
„Brighton ist ein extrem progressiver Verein mit einer Vielzahl von Experten, von denen einige so gut sind, dass selbst die Physios abgeworben werden“, sagt der 35-Jährige, der früher als Trainer in bei den Rabauken des Kiezclubs gearbeitet hat. Hürzeler trete nun auf dem Höhepunkt ab, meint von Schade.
Hürzeler stellt sein neues Team in Brighton schon zusammen
Das indes dürfte Hürzeler persönlich anders sehen. Schließlich sollen auch in Südengland weitere Gipfel seiner Laufbahn erklommen werden.
Darauf arbeitet er bereits seit Tagen in felsenfester Überzeugung, der nächste Brighton-Trainer zu werden, hin. Der Coach in spe plane schon die Zusammenstellung seines künftigen Teams, ist zu hören.
EM-Teilnehmer Pascal Groß soll gehalten werden
Unter anderem habe sich Hürzeler laut „Sky“-Mann Florian Plettenberg (36) vehement dafür eingesetzt, Nationalspieler Pascal Groß zu behalten. Der 32 Jahre alte EM-Teilnehmer wird von Bundesligist Eintracht Frankfurt umworben.
Jüngste Berichte deuten daraufhin, dass Hürzelers erster Wunsch erfüllt werden dürfte. Und nicht nur dieser.
Brighton & Hove Albion extrem professionell aufgestellt
In Brighton wird Spielern wie Trainern gleichermaßen ein herausragendes Umfeld geschaffen, um sich einfach nur darauf zu konzentrieren, erfolgreich Fußball zu spielen. Vom Onboarding-Manager über einen exzellenten Teamkoch bis hin zu einer herausragenden Scouting-Abteilung ist der Club aus der 277.000-Einwohner-Stadt durch die Bank gut aufgestellt.
Das dürfte Hürzelers Abgang zum Trotz kommende Saison auch der FC St. Pauli sein. Und vielleicht sorgt die Geschichte von Willi Reimann für etwas Hoffnung.
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Der ging 1987 auch deshalb zum HSV, weil er glaubte, die Millerntor-Elf sei nicht gut genug, um aufzusteigen. Sein damaliger Assistent Helmut Schulte (66) übernahm – und spielte eine der erfolgreichsten Saisons, die im Aufstieg endete. St. Pauli würde sich nächstes Jahr bereits mit dem Klassenerhalt begnügen.
Max Herrmann (18) verstärkt die U 23 des FC St. Pauli. Der offensive Mittelfeldspieler wechselt aus der U 19 des VfL Wolfsburg zum Regionalligisten.