Hamburg. Der FC St. Pauli verliert Daniel-Kofi Kyereh an Bundesligist SC Freiburg. Nicht die einzige schlechte Nachricht für Trainer Timo Schultz.

In einem Fanforum des FC St. Pauli wurde vor einigen Wochen die Frage erörtert, wer wohl der individuell beste Spieler gewesen sei, der je für die „Boys in Brown“ gespielt habe. Carsten Pröpper wurde des Öfteren genannt, Max Kruse und Ivan Klasnic befanden sich auch unter den Auserwählten. Vor allem aber tauchte sein Name immer wieder auf: der von Daniel-Kofi Kyereh.

Zwei Jahre am Millerntor genügten, um den offensiven Mittelfeldspieler, den, ja, man muss es so sagen, Superstar des Zweitligisten in den erlauchten Kreis der Fußballgötter aufzunehmen. Diese zwei Jahre sind nun offiziell vorbei. Was ohnehin selbst größten Romantikern längst klar war, bestätigte sich am Montagabend. „Daniel-Kofi Kyereh wechselt in die Bundesliga“, vermeldete St. Pauli um 18.02 Uhr. Das Ziel des 26-Jährigen: der SC Freiburg.

FC St. Pauli: Der Kyereh-Wechsel in die Bundesliga

Über den Kontakt zum Tabellensechsten der abgelaufenen Saison, der in der kommenden Spielzeit in der Europa League antritt, hatte das Abendblatt erstmals am 18. Mai berichtet. Hinsichtlich der Ablösesumme und Vertragslaufzeit vereinbarten die Clubs Stillschweigen, mehrere Quellen berichten allerdings von rund 4,5 Millionen Euro.

Finanziell hat sich der Wechsel für die Kiezkicker damit erheblich ausgezahlt. 2020 war Kyereh ablösefrei vom SV Wehen Wiesbaden gekommen. Noch bis 2018 hatte er in der Regionalliga beim TSV Havelse gekickt. Doch die Entwicklung des feinen Technikers, spektakulären Athleten und eiskalten Torschützen war nicht zu bremsen. Neun Treffer und zehn Vorlagen steuerte er in seiner ersten Saison auf St. Pauli bei, 12 Buden und abermals zehn Assists in seiner zweiten, in der er zum unangefochtenen Spielmacher avancierte. Die Rechnung war einfach: Spielt Kyereh, gewinnt St. Pauli fast immer. Aus den fünf Zweitligapartien, die er verpasste, gab es hingegen nur einen Sieg.

Bestätigung für die Arbeit bei St. Pauli

Auch auf internationaler Ebene, auf der er in Freiburg erstmals auf Vereinslevel spielen wird, überschlugen sich die Ereignisse für den Offensivakteur wie bei seinem markanten Torjubel, dem Salto. Im September 2021 wurde der in der ghanaischen Hauptstadt Accra geborene und in Braunschweig aufgewachsene Sohn eines Ghanaers und einer Deutschen für die Nationalmannschaft der „Black Stars“ nominiert. Im Frühjahr gelang die Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Katar, bei der Kyereh als sicherer Teilnehmer gilt.

„Kofi kam vor zwei Jahren von Wehen Wiesbaden zu uns und hat eine überragende Entwicklung vollzogen. Dass er mittlerweile Nationalspieler ist, nun in die Bundesliga wechselt und wohl bald auch in der Europa League antritt, ist eine absolute Erfolgsgeschichte für ihn persönlich, es ist aber auch eine Bestätigung für die Arbeit, die wir beim FC St. Pauli leisten. Daher sind wir einerseits traurig, Kofi abzugeben, gleichzeitig auch stolz auf ihn“, sagt St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann. Seine Aufgabe wird es nun sein, mit dem frischen Kapital passenden Ersatz für Kyereh zu finden. Wobei sich ein Spieler dieser Güteklasse von einem Zweitligisten nicht eins zu eins ersetzen lässt.

Als Kandidat, das Offensivspiel der Mannschaft von Trainer Timo Schultz zu beleben, gilt Maurice Malone vom FC Augsburg. Der 21-Jährige ist allerdings kein Zehner, sondern ein klassischer Mittelstürmer. Vergangene Saison war Malone, dessen Marktwert bei rund 500.000 Euro liegt, an St. Paulis Zweitligarivalen 1. FC Heidenheim verliehen, wo er allerdings mit nur zwei Tore aus 20 Spielen enttäuschte.

Enttäuscht, aber auch stolz werden die Anhänger der Braun-Weißen an ihren Kofi zurückdenken. Und ihr Kofi weiß, bei wem er sich zu bedanken hat. „Ich habe beim FC St. Pauli eine sehr erfolgreiche Zeit verbracht und viele tolle Menschen kennengelernt. Die Entwicklung, die ich hier nehmen konnte, wäre ohne meine Mitspieler, das Trainerteam und alle drum herum so nicht möglich gewesen“, sagt einer der besten Fußballer, die je beim FC St. Pauli gespielt haben.

Drei Verletzte fehlen dem FC St. Pauli für mehrere Wochen. Etienne Amenyido und David Nemeth zogen sich beim Testspiel in Kiel am Sonntag nicht näher betitelte Verletzungen des linken Oberschenkels zu. Adam Dzwigala fehlt bis auf Weiteres wegen muskulärer Probleme im rechten Oberschenkel.