Hamburg. St. Pauli braucht einen neuen Coach, denn Nachrichten von Fabrizio Romano sind für bare Münze zu nehmen. Die Hintergründe dazu.

Seit Montag um 9.04 Uhr ist es offiziell. Also inoffiziell offiziell, dass Fabian Hürzeler vom FC St. Pauli zu Brighton & Hove Albion wechseln wird. Da schrieb Fabrizio Romano auf X: „Brighton wird die Ernennung von Fabian Hürzeler als neuer Cheftrainer in dieser Woche perfekt machen, die Gespräche mit St. Pauli schreiten sehr gut voran.“ Eine Übereinkunft stehe bevor, alle Parteien seien um eine schnelle Entscheidung bemüht, an deren Ende Hürzeler (31) „der jüngste Premier-League-Trainer jemals“ werde.

Wenngleich der Nachrichtenwert nur geringfügig über den Stand des Wochenendes hinausgeht, ist der Beitrag des Italieners so etwas wie eine vorweggenommene Vollzugsmeldung beider Vereine. Wenn sich Romano aus dem Fenster lehnt, dann nie zu weit. Die Exklusivmeldungen des Transferjournalisten treffen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein. Demnach dürfen sich die Fans des Kiezclubs darauf einstellen, dass ihr Aufstiegstrainer nach England wechseln wird, die Verhandlungen über die Ablösesumme bald abgeschlossen sind.

Romano: Fabian Hürzeler wird nach Brighton wechseln

Wie hoch diese ausfallen wird, ist in den nächsten Tagen zu klären. Realistisch erscheint angesichts Brightons finanzieller Voraussetzungen, der Dringlichkeit sowie dem für St. Pauli unpassenden Zeitpunkt eine Summe von bis zu zehn Millionen Euro. Diese könnte auch aufgesplittet sein, beispielsweise über eine feste Zahlung von 7,5 Millionen Euro sowie leistungsbezogene Zuzahlungen im Millionenbereich.

So oder so: Es ist davon auszugehen, dass Romano einer der Ersten sein wird, die darüber berichten. 20,8 Millionen Menschen folgen dem 31-Jährigen auf X, vertrauen seinen Informationen blind – und das aus gutem Grund. Der gebürtige Neapolitaner ist herausragend vernetzt, kündigt sehr verlässlich Zwischenstände bei Transferverhandlungen sowie Spielerwechsel an. Sobald er „Here we go“ über einen Beitrag schreibt, ist dies gleichbedeutend mit einem Abschluss.

Wie vertrauenswürdig ist der Transferjournalismus?

Dabei ist es eigentlich gar nicht so neu, was der freischaffende Reporter, der früher für Sky Italia und CBS Sports arbeitete, macht. Den Transferjournalismus gibt es in Tageszeitungen und TV-Sendungen, seit es Spielerwechsel gibt. Über das Aufkommen der sozialen Medien, insbesondere Twitter (was jetzt X heißt), ist es aber möglich, nahezu in Echtzeit über kursierende Gerüchte zu berichten.

Der Italiener Fabrizio Romano (31) ist der mit Abstand am besten informierte Transferjournalist des Weltfußballs.
Der Italiener Fabrizio Romano (31) ist der mit Abstand am besten informierte Transferjournalist des Weltfußballs. © Imago

Anfang der 2010er-Jahre kam diese Form der Berichterstattung zuerst im US-Sport auf. Als Nestor des Transferjournalismus gilt Adrian Wojnarowski, der über fast jede Spielerbewegung in der NBA (Basketball) Bescheid weiß. Aus Deutschland ist vor allem Sky-Mann Florian Plettenberg bekannt, der sich diesem Themenfeld besonders verschrieben hat.

Vorwürfe gegen Romano: Vereine sollen für Erwähnungen bezahlen

Romano erlangte 2013 erstmals Aufmerksamkeit, als er den Wechsel von Mauro Icardi von Sampdoria Genua zu Inter Mailand vorhersagt hatte. Die Information soll ihm seiner Zeit Icardis Berater zugespielt haben. Seitdem hat er sein Netzwerk sukzessive ausgebaut, Quellen in Vereinen, bei Spielern, Agenten und Journalisten erschlossen. Einige Akteure sollen sich sogar proaktiv bei ihm melden, um von der enormen Reichweite des Italieners zu profitieren. Nach eigener Aussage führt Romano um die 50 Telefonate pro Tag, schläft im günstigsten Fall fünf Stunden.

Es gibt allerdings auch Kritik an ihm. Romanos Firma soll offenbar Sponsoringvereinbarungen mit Clubs ausgehandelt haben, die ihn dafür bezahlen, in seinen Transfer-Nachrichten erwähnt zu werden. Romano selbst äußerte sich nicht zu den Vorwürfen.

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Wohingegen er sich voraussichtlich noch in dieser Woche weitere Male zu Hürzeler und dessen Wechsel nach Brighton melden dürfte. Das „Here we go“ ist nur eine Frage der Zeit.