Hamburg. Cheftrainer des Bundesligaaufsteigers hat nicht nur auf dem Platz ein starkes Team versammelt, ohne den der Erfolg nicht denkbar wäre.
Dieser sehr große Mann mit dem dunklen Vollbart war bei den Aufstiegsfeierlichkeiten des FC St. Pauli einfach nicht zu übersehen. Er klatschte, jubelte, fiel Menschen in die Arme – pure Freude und Glück. Ein selbstverständlicher Teil des Teams, wenn auch ohne Rückennummer. Athletiktrainer Thomas Barth (42) ist einer der Mitarbeiter von Cheftrainer Fabian Hürzeler, ohne die der Bundesligaaufstieg samt Zweitligameisterschaft der Kiezkicker in dieser Saison nicht denkbar gewesen wäre.
Hürzeler hat in den vergangenen Tagen keine Gelegenheit ausgelassen, auf seinen „fantastischen Staff“ hinzuweisen, wenn ihm die Lobeshymnen auf seine Arbeit zu laut wurden. Das war keine Freundlichkeit, das war und ist eine tiefe Überzeugung.
FC St. Pauli: 16 Mitarbeiter allein im Trainerstaff
Das Team hinter dem Team ist viel mehr als Hürzeler, sein Co-Trainer Peter Nemeth und Torwarttrainer Marco Knoop. 16 Mitarbeiter führt der FC St. Pauli auf seiner Webseite auf.
Und da ist die so erfolgreich arbeitende Scoutingabteilung um deren Chef und Kaderplaner Jan Sandmann noch gar nicht mitgezählt, die mit dem Trainingsbetrieb ja nichts zu tun hat. Bis zu fünf Mitarbeiter hat Sandmann, der seinen Vertrag kürzlich verlängert hat. „Sein gutes Auge hat Jan immer wieder mit kreativen Lösungen bei uns nachgewiesen“, lobte Sportvorstand Andreas Bornemann: „Der aktuelle Erfolg ist daher nicht zuletzt auch sein Verdienst.“
Videoanalysten Marschall und Pierau auch im Spiel aktiv
Die Vertragsverlängerung von Knoop (45) am Dienstag war ein gleichermaßen wichtiges Signal dafür, dass die erfolgreiche Basis für die Trainingsarbeit erhalten bleibt. Co-Trainer Nemeth hatte seinen Kontrakt schon am 9. April verlängert. „Peter ist mit seiner Erfahrung, dem Fachwissen und seiner akribischen Arbeitsweise ein wichtiger Teil des Trainerteams“, sagte Bornemann.
Dass Nemeth neben der Trainingsarbeit auf dem Platz auch für die Entwicklung offensiver Standard-Situationen zuständig ist und sich Knoop um die Abwehr gegnerischer Eckbälle und Freistöße kümmert, hat sich längst herumgesprochen. Dafür benötigen sie aber auch die Hilfe von Ole Marschall (30) und Sami Pierau (28), die als Videoanalysten sehr genau die Muster des gegnerischen Spiels erkunden.
Während der Partien analysieren sie in der Regel in Echtzeit. „Wir sind immer im Austausch mit unseren Videoanalysten auf der Tribüne. Da sitzt meistens Ole Marschall, manchmal auch noch Sami Pierau“, erzählt Hürzeler: „Sie stehen im ständigen Kontakt zu Marco Knoop. Wenn mir gewisse Dinge auffallen, bespreche ich das mit der Bank und dann geht es darum, aus dem Spiel heraus Muster wie Räume und Verhaltensweisen einzelner Spieler zu erkennen.“
Das in Pressegesprächen häufig erwähnte „Anpassen“ und die „Änderungen“ der Formation in der Halbzeitpause, mit denen das Team oft genug auf schwierige Spiele erfolgreich reagieren konnte, geht also ganz wesentlich auf die Adleraugen der Analysten zurück. Für Hürzeler ist dieser intensive Input schon deshalb kein Neuland, weil er selbst als Co-Trainer von Timo Schultz ab Sommer 2020 für die Gegner-Analyse zuständig war. Marschall kam ein Jahr später dazu, Pierau arbeitet seit zwei Jahren für den FC St. Pauli.
Chef-Physio James Morgan kannte Bornemann aus Nürnberg
Ganz entscheidend für den Erfolg ist aber auch die Arbeit des physiotherapeutischen und medizinischen Teams rund um James Morgan (49), der den sperrigen Titel „Leiter Prävention, Physiotherapie und Rehabilitation; Performance Management“ trägt. Der Neuseeländer kam im Sommer 2021 ans Millerntor. Bornemann lernte ihn bereits in der gemeinsamen Zeit beim 1. FC Nürnberg (2015 bis 2019) kennen und schätzen.
„Dass die Spieler verfügbar und belastbar sind, ist ein ganz, ganz wichtiger Baustein. Fabian Hürzeler trainiert gerne viel und intensiv. Das müssen die Spieler auch abkönnen“, erklärte Bornemann.
Hohe „Verfügbarkeit“ Teil des Erfolges
Tatsächlich ist der FC St. Pauli mit relativ wenigen Verletzungen durch die Saison gekommen. Es gab eine „hohe Verfügbarkeit“ der Profis. Muskelverletzungen waren kaum dabei, der anfällige Etienne Amenyido war betroffen, Lars Ritzka hatte gegen Saisonende Probleme und Eric Smith nach einer Adduktorenverletzung.
Der Schwede galt lange Zeit als verletzungsanfällig, inzwischen scheint Morgan aber das richtige Belastungsmaß herausgefunden zu haben. „James kennt mich lange genug, um die richtigen Knöpfe zu drücken – gegebenenfalls auch den Stoppknopf, wenngleich ich das nicht mag“, sagte Smith dem Abendblatt.
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Bei Trainer Jos Luhukay (2019 bis 2020) beklagte der FC St. Pauli zwischenzeitlich mal 15 Verletzungsausfälle. Was auch daran lag, dass der Niederländer die Hinweise des damaligen Athletiktrainers Janosch Emonts ignorierte. Dies kommt nicht mehr vor. Barth sowie der andere Athletiktrainer Karim Rashwan (40) leisten genau abgestimmte Arbeit, auch beim Heranführen nach Ausfällen, sie koordinieren die Aktivierung vor dem Training im Kraftraum oder drehen mit „belastungsgesteuerten“ Spielern ihre Laufrunden.
Auch die Pläne für die Sommerpause werden schon fertig sein. Davon geht Hauke Wahl jedenfalls fest aus: „Karim wird schon rechtzeitig dafür sorgen, dass wir wieder laufen.“ Damit es auch in der Bundesliga läuft.