Wiesbaden. Nach dem Aufstieg nun auch die Meisterschale für den FC St. Pauli. Die Helden des Spiels waren aber überraschend.

Es war das krönende Saisonfinale für den FC St. Pauli am Pfingstsonntag. Das Team vom Millerntor gewann sein Auswärtsspiel beim SV Wehen Wiesbaden nach Rückstand noch mit 2:1 (0:1), wobei die entscheidenden Torschützen überraschend die eingewechselten Andreas Albers und Danel Sinani waren.

„Es hätte kein perfekterer Abschluss sein können, dass ausgerechnet diese beiden Jungs die Tore zu Sieg schießen. Besser hätte es nicht sein können, als so die Meisterschaft zu gewinnen. Es zeigt auch, was für eine Energie wir in der Mannschaft haben“, sagte Kapitän Jackson Irvine, der diesmal selbst einige Torchancen ungenutzt ließ.

St. Paulis Mannschaft hatte von Beginn an das Ziel Meisterschaft

Irvine bestätigte noch einmal, dass sich das Team am ersten Trainingstag vor der Saison den Meistertitel zum Ziel gesetzt und sich vorgenommen hatte, entsprechend jeden Tag wie Champions zu trainieren. „An guten Tagen genauso wie an schlechten Tagen“, betonte er.

St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler hatte im letzten Saisonspiel auf seinen Topscorer Marcel Hartel verzichten müssen. Der 17-Tore-Mann musste wegen einer leichten Erkrankung passen, war aber mit nach Wiesbaden gereist. Gleiches galt für Außenstürmer Elias Saad, der schon die Trainingseinheiten in der Woche verpasst hatte.

Außenstürmer Afolayan kommt über links

Hartel wurde in der Startelf durch Aljoscha Kemlein ersetzt, der auch die Aufgabe übernahm, die Standards auszuführen. Auf der linken offensiven Außenbahn, auf der beim 3:1 gegen Osnabrück noch Saad gespielt hatte, agierte Oladapo Afolayan, der von rechts nach links wechselte.

Vorn rechts vertraute Hürzeler auf den vielseitig verwendbaren Connor Metcalfe. Der Australier hatte zuletzt den gesperrten Manolis Saliakas als rechten Schienenspieler ersetzt, der jetzt wieder in der Startelf dabei war.

Metcalfe und Irvine scheitern an Torwart Stritzel

Metcalfe schien von der überaus lauten Unterstützung der St.-Pauli-Fans, die die Wiesbaden-Anhänger klar übertönten, besonders motiviert und prüfte in den ersten zehn Minuten gleich zweimal SVWW-Torwart Florian Stritzel. Auch gegen Metcalfes Landsmann Jackson Irvine parierte Stritzel.

So kamen schnell schlechte Erinnerungen ans Hinspiel kurz vor Weihnachten auf, als St. Pauli Wiesbadens Keeper warm geschossen und am Ende nur ein 1:1 zustande gebracht hatte.

Wiesbadens erste Ecke führt zum Gegentor

Jetzt kam es für die St. Paulianer, die unbedingt die Saison nicht nur als Aufsteiger, sondern auch als Meister abschließen wollten, sogar noch schlimmer. Wiesbadens erste Ecke verteidigte die St.-Pauli-Defensive so schwach, dass im Nachsetzen Franko Kovacevic den Ball aus kurzer Distanz ins St.-Pauli-Tor köpfte. Mit diesem 1:0 (10. Minute) hätte Wiesbaden sicher die Relegation gegen den Drittliga-Dritten Jahn Regensburg erreicht.

Die Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. FC St. Pauli 34 / 62:36 / 69
2. Kiel 34 / 65:39 / 68
3. Düsseldorf 34 / 72:40 / 63
4. HSV 34 / 64:44 / 58
5. Karlsruhe 34 / 68:48 / 55
6. Hannover 34 / 59:44 / 52
7. Paderborn 34 / 54:54 / 52
8. Fürth 34 / 50:49 / 50

Mit dem Rückstand wurde das St.-Pauli-Team noch dominanter und kam durch Lars Ritzka (14.) und erneut Matcalfe (38.) zu aussichtsreichen Chancen, die aber ungenutzt blieben. Die Meisterschale war zur Pause ganz weit weg, weil zur gleichen Zeit Mitaufsteiger Holstein Kiel 2:0 in Hannover führte und damit in der Livetabelle zwei Punkte mehr auf dem Konto hatte.

Ohne Hartel fehlen geniale Momente

Das Fehlen von Spielmacher Marcel Hartel machte sich im Spiel von St. Pauli vor allem dadurch bemerkbar, dass die genialen Momente im Offensivspiel ebenso fehlten, wie die zwingende Torgefahr.

Für diese sollte im zweiten Abschnitt Andreas Albers als zentraler Stürmer sorgen, der für Mittelfeldspieler Kemlein ins Spiel kam. Diese Maßnahme von Trainer Hürzeler fruchtete fast umgehend, denn der Däne Albers nutzte fünf Minuten nach dem Wiederbeginn ein Zuspiel von Irvine in die Spitze und legte den Ball zum 1:1 (51.) am ausgestreckten Fuß von Stritzel vorbei ins Tor.

Joker Andreas Albers trifft zum 1:1

Da zur selben Zeit Hansa Rostock 1:0 in Führung gegangen war, drohte nun Wehen Wiesbaden der direkte Abstieg. Entsprechend erhöhten die Hessen ihrerseits wieder den Druck. Da auch St. Pauli den Sieg brauchte, entwickelte sich eine hochintensive letzte halbe Stunde.

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Nach Ecken des eingewechselten Sinani ergaben sich für Irvine (68.) und Smith (72.) gute Chancen zur Führung, sie blieben jedoch ungenutzt. Zwischenzeitlich sah auch noch Wiesbadens Trainer Nils Döring wegen Reklamierens die Rote Karte von Schiedsrichter Deniz Aytekin.

St. Paulis Führung durch Sinani

Das Happyend für St. Pauli war in der Schlussphase erneut zwei Jokern vorbehalten. Die Kopfball-Ablage von Scott Banks nutzte Danel Sinani zu einem scharfen Linksschuss. Unten links schlug der Ball im Wiesbaden-Tor ein zur 2:1-Führung für St. Pauli.

Trainer Fabian Hürzeler fand vor allem für die Siegtorschützen ein großes Lob. „Andreas und Danel haben beide bei mir in der Saison nicht viel gespielt. Aber sie haben sich aber immer dem Team und dem gesamten Erfolg des Vereins untergeordnet“, sagte er.

„Bambule, Randale, St. Pauli hat die Schale“, skandierten die Fans vom Millerntor. Und plötzlich hatten auch die Wiesbaden-Anhänger ihre Freude, weil Paderborn in Rostock das Spiel gedreht hatte und nun 2:1 führte.

St. Paulis Fans feiern auf dem Platz mit den Spielern

Beim Abpfiff von Schiedsrichter Aytekin war der Jubel bei Spielern und Fans des FC St. Pauli grenzenlos. Es war der Abschluss einer grandiosen Aufstiegssaison mit 69 Punkten. Die Fans fluteten den Platz und feierten mit den Spielern. Es war der Auftakt für die große Meisterfeier am Pfingstmontag. „Ich weiß nicht, was in den nächsten 48 Stunden passiert“, sagte Kapitän Jackson Irvine.

In der Kabine feierte das Team schon einmal mit einer Meisterschale aus Pappe morgen bekommt es auf dem Spielbudenplatz auf St. Pauli das Original vor rund 50.000 erwarteten Fans. „Die Bedeutung der Meisterschaft war mir vor dem Spiel eigentlich gar nicht so bewusst. Doch während des Spiels und jetzt danach ist sie mir extrem bewusst geworden“, sagte Hürzeler am Ende.

Und er mahnte seine Spieler, dass sie „in einem vernünftigen Zustand“ am Montag im Rathaus zum Senatsempfang zu kommen.

SV Wehen Wiesbaden: Stritzel - Angha, Mathisen, Vukotic - Goppel (46. Mockenhaupt), Heußer, Fechner (75. Taffertshofer), Bennetts (76. Günther) - Kovačević (64. Lee) - Agrafiotis (57. Iredale), Prtajin.
FC St. Pauli: Vasilj - Wahl, Smith, Mets - Saliakas, 7 Irvine, Kemlein (46. Albers), Ritzka (65, Sinani) - Metcalfe, Eggestein (78. Banks, 90. Boukhalfa), Afolayan (90. Dzwigala).
Tore: 1:0 Kovacevic (10.), 1:1 Albers (51.), 1:2 Sinani (82.). Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach), Gelbe Karten: Goppel (4) - Sinani (2), Boukhalfa. Zuschauer: 12.100 (ausv.),Statistik: Torschüsse: 13:21, Ecken: 8:8, Ballbesitz %: 40:60, Zweikämpfe: 87:78.