Hamburg. Ausgerechnet Andreas Albers und Danel Sinani schossen den FC St. Pauli zum Sieg in Wiesbaden. Wie es mit beiden Reservisten weitergeht.

Es sind diese Geschichten im Rahmen eines großen Erfolges, die das Ganze emotional noch ein bisschen intensiver werden lassen. Niemand hätte es geahnt, dass ausgerechnet zwei Reservisten, die zuvor in dieser Saison noch kein Tor geschossen hatten, dem FC St. Pauli mit ihren Treffern im letzten Spiel der Saison den 2:1-Sieg beim SV Wehen Wiesbaden und damit die ersehnte Meisterschaft in der Zweiten Liga bescheren.

St. Pauli drehte das Spiel in Wiesbaden durch Jokertore

Mittelstürmer Andreas Albers (34) und Offensivspieler Danel Sinani (27) hatten mit ihren Treffern zum 1:1 und 2:1 den frühen Rückstand durch Franko Kovacevic (10. Minute) in eine Führung verwandelt, die bis zum Ende halten sollte. „Es passt zum Saisonende, dass ausgerechnet die zwei, die wirklich viel gelitten haben für die Mannschaft, heute getroffen haben“, sagte Trainer Fabian Hürzeler später. „Es gibt keinen im Verein, der ihnen das nicht gönnt.“

Sinani war zwar in 33 Ligaspielen im Kader gewesen, aber nur zu sieben Einsätzen gekommen. Bei keinem Ligaspiel stand der luxemburgische Nationalspieler in der Startelf. „Es war schwer für mich, die ganze Saison über motiviert zu bleiben. Am Ende des Tages zählt die Mannschaft. Man muss immer bereit sein, wenn man gebraucht wird. Heute war der Tag“, sagte Sinani strahlend nach dem Spiel in Wiesbaden.

Albers und Sinani mit ihren ersten Saisontoren

„Es ist etwas Besonderes im Fußball, so zurückzustecken. Dieses Wir-Gefühl zeichnet die Mannschaft aus“, stellte Trainer Hürzeler treffend fest. Es dauerte gerade einmal 17 Minuten, dass Sinani nach seiner Einwechslung für den angeschlagenen Lars Ritzka das Führungstor und damit seinen ersten Saisontreffer in der Zweiten Liga erzielte.

Noch schneller war es bei seinem Kollegen Andreas Albers gegangen. Schon zur zweiten Halbzeit war der Däne für Mittelfeldspieler Aljoscha Kemlein ins Team gekommen. Fünf Minuten später verwertete er ein hübsches Zuspiel von Kapitän Jackson Irvine zum 1:1 (51.).

St. Paulis Albers berichtet über einen schlechten Traum

Nach dem Spiel hatte der 1,93-Meter-Mann eine persönliche Story parat. „Ich habe heute in der Nacht geträumt, dass ich meine erste Saison erlebe, in der ich gar kein Tor erziele“, erzählte er in seinem so sympathisch klingenden dänischen Dialekt. „Aber dafür hatte ich heute auf dem Platz einen komplett anderen Traum. Es war großartig. Die Emotionen, die einem durch den Körper gehen, sind unglaublich“, schwärmte er.

Die Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. FC St. Pauli 34 / 62:36 / 69
2. Kiel 34 / 65:39 / 68
3. Düsseldorf 34 / 72:40 / 63
4. HSV 34 / 64:44 / 58
5. Karlsruhe 34 / 68:48 / 55
6. Hannover 34 / 59:44 / 52
7. Paderborn 34 / 54:54 / 52
8. Fürth 34 / 50:49 / 50

Gerade einmal drei Startelfeinsätze stehen für Albers in der abgelaufenen Zweitligasaison zu Buche, 14-mal kam er meist in der Schlussphase ins Spiel. „Es war wichtig, dass ich reingekommen bin und zeigen konnte, dass ich immer noch mitspielen kann“, sagte Albers später. „Heute war wichtig, ein bisschen mehr Druck im Sechzehner zu haben. Das, denke ich, habe ich gemacht.“

Verbleib von Mittelstürmer Albers ist fraglich

Albers leidet darunter, dass Trainer Hürzeler auf ein Spielsystem mit einem beweglicheren Mittelstürmer wie Johannes Eggestein setzt, der sich eher in den Zehnerraum zurückfallen lässt, um Bälle weiterzuleiten oder Doppelpass zu spielen. „Jojo ist ein anderer Stürmer. Ich kann nicht machen, was Jojo machen kann“, sagt Albers ehrlich.

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Ob Albers auch in der kommenden Saison und dann in der Bundesliga, Teil des St.-Pauli-Ensembles sein wird, ist fraglich. Nach Abendblatt-Informationen hatte er nach seinem Wechsel aus Regensburg im vergangenen Sommer nur einen Ein-Jahres-Vertrag erhalten.

„Immer nach einer Saison und vor allem, wenn es so läuft, wie es läuft, muss man sich zusammensetzen und über so etwas sprechen. Ich fühle mich sehr, sehr wohl hier bei St. Pauli, ich nehme die Rolle an, die ich in dieser Saison gehabt habe“, bot er seine Dienste schon mal an. „Alles ist offen, ich fühle mich fit.“

St. Paulis Sinani spielt im Nationalteam von Luxemburg

Bei Danel Sinani, der zu Saisonbeginn ebenfalls ablösefrei von Norwich City gekommen war, dürften die Aussichten besser sein, zumal er ohnehin noch gebunden ist. Der Luxemburger ist flexibler einsetzbar als Albers. Während er bei St. Pauli vorwiegend die rechte, offensive Außenbahn besetzt, wenn er spielt, agiert er in der Nationalmannschaft oft auch zentral als Zehner.

„Es werden jetzt bestimmt Gespräche geführt, noch ist es zu früh. Ich genieße erst einmal den Sieg und die Meisterschaft“, sagte Sinani. Gelegenheit, sich zu profilieren, wird er im Juni noch mit seinem Nationalteam bekommen. Mit Luxemburg testet er gegen die EM-Titelanwärter Frankreich und Belgien.