Hamburg. Der Aufstieg des FC St. Pauli war keine Überraschung – und es wäre auch keine, wenn die Hamburger länger Abschied von der Zweiten Liga nehmen.
Die Biervorräte an Bord der Fokker 50 auf dem Weg von Nürnberg nach Hamburg reichten nur für eine halbe Stunde, schnell waren alle Dosen geleert. Der euphorischen Stimmung tat das jedoch keinen Abbruch. Am Flughafen in Fuhlsbüttel wartete bereits der Bus, der die Spieler des FC St. Pauli im Eiltempo zum Heiligengeistfeld kutschierte, wo 30.000 Fans mit den Profis den nie für möglich gehaltenen Aufstieg feierten. Und der damalige Manager Stephan Beutel schüttelte nur ungläubig den Kopf: „Was wohl die anderen Vereine denken, dass wir Brösels auch in der Bundesliga sind …“
An jenem 25. Mai 2001 feierten alle St. Paulianer ein kleines Fußballwunder: Mit einem Mini-Etat von umgerechnet nur 3,5 Millionen (!) Euro und Transferausgaben von nur 135.000 Euro (davon 65.000 Euro für Stürmer Nico Patschinski) holten die Hamburger 60 Punkte und erreichten so Platz drei, der damals zum direkten Aufstieg berechtigte.
FC St. Pauli: 30.000 Menschen feierten den Aufstieg
Es mag etwas kurios wirken, aber exakt diese persönlichen Erinnerungen als Reporter an diesen Tag vor exakt 23 Jahren gingen durch den Kopf während der ausgelassenen Party des Bundesliga-Aufsteigers auf dem Rathausmarkt und rund um den Spielbudenplatz, wo 30.000 Menschen die Bundesliga-Rückkehr feierten. Und jeder, der Hamburg im Herzen trägt und sich nicht als HSV-Fan naturgemäß schwertat, dem Lokalrivalen den Erfolg zu gönnen, wird sich mitgefreut haben, dass die Hansestadt nach sechs Jahren endlich wieder einen Erstligaclub beheimatet. Deshalb an dieser Stelle noch mal ganz offiziell: Herzlichen Glückwunsch zur Zweitliga-Meisterschaft, FC St. Pauli!
Ein Wunder wie 2001 war dieser Aufstieg aber überhaupt nicht, und auch mit jenem von 2010 unter Trainer Holger Stanislawski hatte dieser Erfolg wenig gemeinsam, auch wenn es natürlich Ähnlichkeiten gab – wie den großen Zusammenhalt. „Sie haben aus Egos eine Gruppe kreiert“, hob Trainer Fabian Hürzeler das Verdienst der Mannschaft hervor.
St. Paulis Erfolg war kein Glück, sondern hart erarbeitet
Diese Gier nach dem Triumph, gepaart mit einer Riesenportion Ehrgeiz und hochprofessionellem Arbeiten machten den Aufstieg des FC St. Pauli nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich. Dieser Erfolg war kein Glück, sondern hart erarbeitet und die Folge von vielen richtigen Entscheidungen, auch und gerade in der Clubführung. So geht Aufstieg.
Mit dem FC St. Pauli bereichert kein Exot künftig die Eliteliga. Anders als bei den vergangenen Aufstiegen profitiert der FC St. Pauli von deutlich besseren Strukturen und Möglichkeiten (Umbau des Stadions, Vermarktung, Trainingsbedingungen etc.). 2001 konnte der Verein nach dem Aufstieg gerade mal 2,5 Millionen Euro in Ablösesummen für neue Spieler investieren, 2010 sogar nur lächerliche 200.000 Euro. Da geht dieses Mal mehr.
Mit gezielten Transfers ist St. Paulis Klassenerhalt drin
Glücken Sportchef Andreas Bornemann auch in diesem Transfersommer einige gezielte Verstärkungen und bleibt der Spirit dieser Mannschaft erhalten, geht der FC St. Pauli alles andere als ein krasser Außenseiter ab August in die Bundesliga-Saison, im Gegenteil: Vieles spricht dafür, dass dem HSV in der kommenden Saison der Aufstieg gelingen muss, will er in der Saison 2025/26 wieder mit dem FC St. Pauli in einer Liga spielen. Wetten, dass?
Apropos HSV: Jeder Anhänger wird sich angesichts des diesjährigen Relegationsgegners VfL Bochum noch mehr ärgern, dass ihr Club es noch nicht einmal auf Rang drei geschafft hat. Aber dieser Aspekt sollte an diesem Hamburger Fußball-Feiertag nun wirklich nur am Rande erwähnt bleiben.