Hamburg. Hamburger haben in der Rückrunde nicht mehr die beste Abwehr der Liga. Nun sollen die alten Tugenden wieder erarbeitet werden.
„Happy Birthday, lieber Hauke“, postete der FC St. Pauli am Montagmorgen auf seinen sozialen Kanälen und veröffentlichte dazu ein Foto des lächelnden Hauke Wahl: „Unser Innenverteidiger feiert heute seinen 30. Geburtstag“, hieß es weiter.
Ob dem Abwehrspieler am freien Tag aber tatsächlich zum Feiern zumute war, einen Tag nach dem heftigen 3:4-Rückschlag im Kampf um den Bundesligaaufstieg gegen die SV Elversberg, das weiß man nicht. Aber eines scheint gewiss, ganz im Sinne eines alten Werbespruchs: „Nie war er so wertvoll wie heute“.
Fc St. Pauli: Smith nach Verletzung und Sperre noch nicht der alte
Ohne den gelb-rot gesperrten Wahl und den im Spiel verletzten Philipp Treu präsentierte sich St. Paulis Verteidigungsformation gegen die Saarländer so unsortiert, wie noch nie in dieser Spielzeit. Dazu trug auch bei, dass der zentrale Verteidiger Eric Smith an diesem Nachmittag nicht in der Lage war, die Abwehrarbeit zu organisieren.
„Wir haben nicht verstanden, dass wir voll da sein müssen, wenn wir etwas Besonderes erreichen wollen diese Saison“, sagte der Schwede in der ersten Person Mehrzahl – aber es war völlig klar, dass er auch sich da mit einbezog. Teamintern war auch Kritik zu hören, dass Smith zu wenig vorgerückt sei, um wichtige Zweikämpfe zu führen. So richtig wieder im „vollen Saft“ steht er jedenfalls wohl noch nicht.
FC St. Pauli hat eine Grundtugend verloren
Seit er in der zwölften Minute der Partie gegen Schalke 04 (1:3) wegen einer Adduktorenverletzung ausgewechselt wurde, fehlte er verletzt oder zuletzt gelbgesperrt. Vor der Partie gegen Elversberg war er in den letzten fünf Wochen nur gegen Paderborn im Einsatz..
„Wenn wir auf den Platz gehen und so eine Leistung bringen, dann wird das nicht reichen“, sagte Smith ganz klar. Denn der FC St. Pauli hat in den vergangenen Wochen eine seiner Grundtugenden verloren: Konsequente Abwehrarbeit. Die Sicherung des eigenen Tores war immer das Mantra von Fabian Hürzeler.
Schon 17 Gegentore in der Rückrunde
Noch immer hat der Tabellenzweite mit 32 die wenigsten Gegentore der Liga. Aber: In der Rückrunde wurden bereits 17 Gegentreffer kassiert. Bei Tabellenführer Holstein Kiel sind es nur elf. Insgesamt fünf Vereine sind derzeit in dieser Kategorie besser. „Das Tor zu verteidigen, mit allem, was wir haben, ist uns abhandengekommen“, kritisierte Hürzeler, „das müssen wir versuchen, wieder zurückzubekommen.“
Dabei geht es nicht nur um individuelle Fehler der Abwehrspieler, sondern auch um fehlerhafte Positionierungen, hektische Ballverluste, Fehlentscheidungen bei Spielverlagerungen. Das ganze Programm eben. Wenn die Mannschaft am Mittwoch wieder in das Teamtraining vor der kniffeligen Auswärtsaufgabe bei Hannover 96 (Sonntag, 13.30 Uhr) einsteigt, wird ein Arbeitsschwerpunkt darauf liegen, die Mechanismen wieder einzuschleifen.
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Noch nutzt Hürzeler einen verständnisvollen Kurs, will die strukturell schwachen Leistungen und individuellen Fehler nicht zu sehr anprangern. „Die Spieler sind Menschen und keine Maschinen“, sagte er, „das war jetzt ein Spiel. Ich bin aber positiv und optimistisch und habe großen Glauben an die Mannschaft.“
Bislang ist der junge Trainer auf einer beispiellosen Erfolgswelle gesurft, seit er Anfang 2023 Cheftrainer wurde. Zwei Niederlage in Folge musste er erst einmal erleben, exakt vor einem Jahr, ebenfalls an den Spieltagen 28 und 29. Dem 0:1 gegen Eintracht Braunschweig folgte ein 3:4 beim HSV. In den anschließenden fünf Partien gab es drei Siege und zwei Unentschieden – das würde diesmal sicher zum Aufstieg reichen. „Wir haben noch alles in eigener Hand“, sagt Hürzeler zu Recht.
Und außerdem kommt Hauke Wahl zurück.