Hamburg. St. Paulis derzeit größtes Talent lässt seine Zukunft nach dieser Saison offen. Abiturprüfung, Geburtstag und Stadtderby am selben Tag.
Am Mittwoch mischte Eric da Silva Moreira im Training des FC St. Pauli wieder voll mit. Seine Freude, vor knapp zwei Wochen seinen ersten Profieinsatz beim 2:0-Sieg beim 1. FC Nürnberg absolviert zu haben, war ihm immer noch anzumerken. Der Frust, beim jüngsten Turnier mit Deutschlands U-18-Nationalmannschaft das letzte Spiel gegen Tschechien beim Vier-Nationen-Turnier in San Pedro del Pinatar (Spanien) mit 1:4 verloren zu haben, schien dagegen schon wieder vergessen.
„Ich bin jetzt seit neun Jahren im Verein. Das war der Tag, auf den ich schon als kleiner Junge hingearbeitet habe. Es war ein unbeschreibliches Gefühl“, fasst er seine Gedanken und Emotionen zusammen, die er bei seinem ersten Profieinsatz hatte. Der immer noch 17 Jahre alte Schüler, der im vergangenen Jahr mit der deutschen U-17-Nationalmannschaft als Stammspieler zunächst Europameister und später Weltmeister geworden war, legt beim Gespräch mit Medienvertretern eine bemerkenswerte Coolness und Klarheit an den Tag.
Toptalent schwärmt von Hürzelers Training
Seit Jahresbeginn trainiert der mit seiner Familie in der Nähe des Millerntor-Stadions lebende da Silva Moreira regelmäßig im Profikader mit, hatte sich zuletzt einen Platz im Spielkader erkämpft und wurde schließlich in Nürnberg von Trainer Fabian Hürzeler in der Schlussphase eingewechselt.
„Der Trainer erwartet viel, aber es macht einfach Spaß, viel zu lernen und sich weiterzuentwickeln“, sagt das körperlich für sein Alter schon sehr robust wirkende Fußball-Juwel, der auf der rechten Außenbahn sowohl in einer defensiven Rolle, aber auch als Außenstürmer eingesetzt werden kann.
St. Paulis U-17-Weltmeister schreibt Abiturarbeit in Mathematik
Doch nicht nur die kommenden Zweitligaspiele, die mit hoher Wahrscheinlichkeit im Bundesliga-Aufstieg münden dürften, sind in seinem Fokus. Derzeit befindet sich Eric da Silva Moreira auch in der heißen Phase seines Abiturs an der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg.
An diesem Donnerstag muss er dafür die Mathe-Arbeit nachschreiben. Da trifft es sich gut, dass bei St. Pauli ein trainingsfreier Tag angesetzt ist, ehe die spezielle Vorbereitung auf das Heimspiel am Ostersonntag (13.30 Uhr) gegen den SC Paderborn ansteht, bei dem er wieder auf Einsatzminuten hoffen kann.
Geburtstag, Abi-Prüfung und Stadtderby am 3. Mai
Ein ganz besonderer Tag steht für da Silva Moreira am 3. Mai an. Da wird er volljährig, und im Volksparkstadion steigt für den FC St. Pauli das Stadtderby beim HSV. „Und ich habe da meine Abitur-Prüfung in Englisch“, ergänzt er. Es könnte ein Tag werden, an dem es viel zu feiern gibt. Doch er selbst will so weit noch gar nicht denken: „Erst einmal bleibe ich im Hier und Jetzt und konzentriere ich mich auf das Spiel gegen Paderborn.“
Doch was passiert nach der laufenden Saison? Wird Eric da Silva Moreira am Millerntor bleiben? Zuletzt hatte sich St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann recht gelassen gezeigt, was einen Verbleib des derzeit größten Talents des Vereins am Millerntor angeht. „Die Dinge laufen, wie sie laufen sollen“, hatte er vielsagend die Szenen in Nürnberg kommentiert, als der Junioren-Nationalspieler von den etablierten Stammspielern nach dem Schlusspfiff in den Arm genommen und zum Profidebüt beglückwünscht wurde.
Bleibt da Silva Moreira auch im zehnten Jahr bei St. Pauli?
Im Raum steht die Annahme, dass Eric da Silva Moreira dank einer Zwei-Jahres-Option in seinem Fördervertrag weiter an St. Pauli gebunden ist. Er selbst aber hielt sich am Mittwoch auf Abendblatt-Nachfrage in dieser Hinsicht sehr bedeckt. „Ich versuche mich, auf die Arbeit zu konzentrieren, besser zu werden, von Tag zu Tag und von Training zu Training zu schauen. Aber über vertragliche Dinge reden wir im Verein intern. So wie es bei St. Pauli üblich ist“, sagte er dazu und vermied damit ein klares Bekenntnis, dem FC St. Pauli auch über das Saisonede hinaus treu zu bleiben.
Mehr zum FC St. Pauli
- FC St. Pauli: Neue Strategie gegen den „Talente-Klau“
- 5:0 gegen Libanon: Irvine macht nächsten Schritt zur WM
- Stanislawski: „FC St. Pauli kann auch in der Bundesliga bestehen“
Unterdessen endete für Außenverteidiger Manolis Saliakas (28) die Reise zur griechischen Nationalmannschaft mit reichlich Frust. In den beiden Play-off-Spielen zur Qualifikation zur Europameisterschaft wurde der St.-Pauli-Stammspieler nicht den Spielkader berufen. Dazu kam am Dienstagabend das Aus im Elfmeterschießen (2:4) im entscheidenden Spiel in Georgien. Nach 120 Minuten hatte es 0:0 gestanden.
St. Paulis Saliakas kann auf Deutschland-Spiel hoffen
Saliakas musste das Geschehen von der Tribüne aus verfolgen. Jetzt kann er immerhin hoffen, am 7. Juni im Testspiel gegen Deutschland zumindest als Joker endlich wieder einmal richtig dabei zu sein. Für die DFB-Elf wird dieses Match in Mönchengladbach die Generalprobe für die eine Woche später startende EM sein. Für Saliakas wäre es das letzte Spiel vor dem Urlaub.
Sein Kollege Elias Saad (24) gab unterdessen am Dienstagabend sein Länderspieldebüt für Tunesien. Im Test gegen Neuseeland in Kairo wurde der Außenstürmer zur zweiten Halbzeit eingewechselt und bekleidete dabei die für ihn ungewohnte Mittelstürmer-Position. Das Spiel endete nach 90 Minuten 0:0, das abschließende Elfmeterschießen entschied Tunesien für sich. Dabei kam Saad nicht mehr an die Reihe. Am Sonntag im Zweitligaspiel des FC St. Pauli gegen den SC Paderborn ist Saad gelbgesperrt.
St. Paulis Sinani trifft für Luxemburg und ist eine Startelfoption
Offensivspieler Danel Sinani (26) gewann derweil mit der Nationalmannschaft Luxemburgs das Testspiel gegen Kasachstan mit 2:1 und erzielte kurz vor der Pause den Siegtreffer. Er könnte am Sonntag zur einer Startelf-Optiin bei St. Pauli werden, weil Außenstürmer Oladapo Afolayan (26) am Mittwoch beim Training noch fehlte, nachdem er tags zuvor eine individuelle Einheit vorzeitig abgebrochen hatte.